Direkt zum Hauptbereich

Mein Auspuff ist lauter als deiner! - STRAY CAT ROCK: Delinquent Girl Boss (Yasuharu Hasebe, Japan 1970)


 Noch bevor die Pinku-Filmwelt durch die Sasori  aka. Female Convict: Scorpion - Reihe oder das Doppel der Lady Snowblood - Filme von TOEI sich für immer ins Gedächtnis der cinephilen Avantgarde mit Hang zu Transgression und Exploitation einbrennen würde, da gab es den Roman Porno von Nikkatsu. Und auch hier schon war das Starsystem voll intakt, mit einer jungen Meiko Kaji, die in einem illustren Indianerkostüm durch die Industriebrachen am Rande Tokyos und die Bars von Shinjuku reitet - auf einem Motorrad wohlgemerkt, als Anführerin der Alleycats. "Die" Mädchengang im Viertel, die keinen Bullshit toleriert von den Jungs mit den Sonnenbrillen und dem anzüglichen Grinsen.

 So kontrovers diese Filme sind, es häufte sich ein enormer Filmstock an Erotik-Titeln an, der kaum mehr zu überblicken ist und von deren verbotenen Früchten wir heute nur noch ein paar wenige Exemplare naschen dürfen. Zugegeben, das meiste ist wohl vernachlässigbare Ware von der Stange, die kaum noch das Interesse eines an heutigen Pornostandards gestählten Zuschauer erregen dürfte. Aber schade ist es dennoch, dass so dermaßen viele Titel der Filmwelt vorenthalten werden, unter denen sich garantiert so einige Perlen entdecken lassen würden, wären sie nicht so tief in den Kellern der Studios vergraben.

 So müssen wir uns eben auf die wenigen Filme konzentrieren, die ihren Weg an die Öffentlichkeit gefunden haben. Und beruhigenderweise ist im Internet ein ganzer Haufen schmieriger Japan-Schangel zu finden; Ultrakunst, vor der uns unsere Eltern immer gewarnt haben. Hier nun aber ein frühes Exponat des Pink-Films (wenn man dieses Schlagwort als übergeordneten Begriff akzeptieren will - darüber gehen sich die Experten an den Kragen), der schon ahnen lässt, was noch alles auf den geneigten Zuschauer zukommen könnte, wenn man alle Hemmungen fahren lässt.

Hier der Podcast zum Film:


 Mein Podcast kann in der Kürze natürlich nicht umfassend den Film beschreiben und  zugleich befriedigend in das Genre einführen. Vielmehr versuche ich einzelne Schlaglichter zu setzen. Wer sich noch stärker für das Thema interessiert, dem sei das ausgezeichnete und bunt bebilderte Buch Behind the Pink Curtain von Jasper Sharp empfohlen, erschienen bei FAB Press.

Michael Schleeh

***

P.S.: 

*** Hier geht es zur Besprechung von Yasuharu Hasebes Rape! 13th Hour (Japan, 1977)
*** und hier zu Teil 3 der Reihe: Stray Cat Rock: Sex Hunter (Yasuharu Hasebe, Japan 1970)

***
 

Beliebte Posts aus diesem Blog

Abschied

Micha hat diesen Blog fast 15 Jahre mit großer Leidenschaft geführt. Seine Liebe zum asiatischen Kino hat ihn in dieser Zeit in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Menschen gebracht. Viele von euch waren ihm, wenn auch nicht räumlich, so doch gedanklich und emotional sehr nah. Jetzt ist er am 30.12.2021 zuhause in Bonn gestorben. Ich habe mich entschlossen, Michas Schneeland-Blog auch in Zukunft nicht offline zu stellen. So können Interessierte weiterhin all die klugen, detailgenauen und begeisternden Gedanken zum asiatischen Kino nachlesen, die er über die Jahre festgehalten hat.  Neben seinem Blog hatte Micha 2021 noch ein neues Projekt aufgenommen: Gemeinsam mit der Videokünstlerin Sandra Ehlen und Thomas Laufersweiler von SchönerDenken hatte er begonnen, in einem Podcast das filmische Werk von Keisuke Kinoshita zu besprechen. 25 Beiträge sind so bis zu Michas Tod im Dezember noch entstanden. Alle zwei Wochen erscheint nun eine Folge dieser Kinoshita-Reihe. V ielleicht eine sc...

Eighteen Years, to the Sea / 十八歳、海へ (Toshiya Fujita, Japan 1979)

 Toshiya Fujita (Regisseur von z.B. den LADY SNOWBLOOD-Filmen oder STRAY CAT ROCK: WILD JUMBO ) liefert hier einen typischen japanischen End-70er-Jahre Genrebeitrag ab, in dem sich "Junge Wilde" in ihrem ganzen übersatten Ennui dermaßen anöden, dass sie auch mal dieses Ding mit dem Doppel-Liebestod ausprobieren wollen. Existenziellere Nöte gibt es kaum, sie sind sogar in ihrer Abschlußklasse ganz vorne auf der Liste. Die Eltern haben alle Geld, aber man kann es sich leisten, es nicht annehmen zu wollen.  Also geht man in Kamakura ins Meer, legt sich mit einer Bikergang an, nimmt Schlaftabletten (aber immer nur eine) und erhängt sich zum Spaß mit einem Seil, das schon ganz verrottet ist und auf jeden Fall reißt.  Ansonsten gibt es viel unbeholfenen Sex, der schnell in Gewalt ausartet, einmal auch in eine (fürs Genre obligatorische) Vergewaltigung, an deren Ende das Opfer den Täter sogar noch bittet, sich zukünftig um die Schwester zu kümmern.  Es ist alles wunderbar a...

House Owner (2019) ‘ஹவுஸ் ஓனர்’ (directed by Lakshmi Ramakrishnan)

 Während der Regenzeit in Chennai geht ein zurückgezogen lebendes, älteres Ehepaar durch turbulente Zeiten. Anstatt sich den Lebensabend zu versüßen, sind sie in einer endlosen Spirale der Beziehungshölle gefangen - und zwar deswegen, weil der Ehemann an Alzheimer erkrankt ist. In dieser schwierigen Situation managt die Ehefrau den gesamten Haushalt - aber nicht nur das. Sie kümmert sich freilich um alles und erträgt auch die ruppige Art des ehemaligen Armeegenerals, der sich seiner eigenen Krankheit nicht bewußt ist. Die Schärfe in der Stimme, den ehemaligen Kasernenhof-Ton, hat er leider aber nicht vergessen.    Sriranjini ist dann auch die heimliche Protagonistin und generell die Hauptfigur in diesem aufs Nötigste reduzierten Drama, die alles überstrahlt - und sie meistert die Rolle großartig. Immer wieder bricht der Film aus der aktuellen Zeitschiene aus und springt hinüber auf eine andere, vergangene. Sie zeigt, wie es früher war. Wie sich die beiden kennenlernten...