Direkt zum Hauptbereich

Sonne, Strand und Badenixen mit Kanonen ~ STRAY CAT ROCK: WILD JUMBO (Toshiya Fujita, Japan 1970)


 Der zweite Teil in der Reihe der STRAY CAT ROCK-Rüpelfilme spielt hauptsächlich am Strand: dort vergnügt sich die Pelican Gang und trainiert für einen großen Coup. Allerdings ist das nichts Politisches, sondern purer Eigennutz. Die revolutionäre Gruppe, die bei viel Bier in einem roten (!) Zelt gegründet wird, der geht schlicht und einfach die Knete aus. Und so plant man den Geldtransporter einer religiosen Vereinigung, der Seikyo Gakkei, zu überfallen - am Ende geht alles schief und den Protagonisten ergeht es entsprechend schlecht. Einen Kommentar zur counterculture kann man hier nur mit viel gutem Willen entdecken, auch wenn man sicherlich anmerken muss, dass der Protest in Japan wohl schon ab dem Zeitpunkt manifest wird, wenn man morgens nicht zur Arbeit geht wie Millionen andere. 

 Dass man aber zwei Drittel des Filmes hinter sich bringen muss - mit allerlei Belanglosigkeiten natürlich - um endlich einmal etwas wie einem sinnvollen Handlungsstrang zu begegen, ist durchaus etwas zermürbend. Vor allem, da der Film auch auf visueller Eben wenig zu bieten hat - zumindest deutlich weniger psychedelische Extravaganzen als in Teil eins. Zum Glück ist da noch der äußerst gelungene Soundtrack, der rettet vieles. Aber wie dem auch sei: Nikkatsu hat nach dem Erfolg des Debuts in schneller Folge die Sequels rausgehauen, um so viel wie möglich aus der Serie herauszuholen.

Hier geht es zum Podcast:



 Viel Vergnügen!

 Michael Schleeh

***


*** Teil 1 der STRAY CAT ROCK-Serie (DELINQUENT GIRL BOSS) findet ihr hier besprochen. Hier eine Szene aus dem ersten Teil:

http://schneeland-mono.blogspot.de/2018/01/mein-auspuff-ist-lauter-als-deiner.html

***


Beliebte Posts aus diesem Blog

Abschied

Micha hat diesen Blog fast 15 Jahre mit großer Leidenschaft geführt. Seine Liebe zum asiatischen Kino hat ihn in dieser Zeit in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Menschen gebracht. Viele von euch waren ihm, wenn auch nicht räumlich, so doch gedanklich und emotional sehr nah. Jetzt ist er am 30.12.2021 zuhause in Bonn gestorben. Ich habe mich entschlossen, Michas Schneeland-Blog auch in Zukunft nicht offline zu stellen. So können Interessierte weiterhin all die klugen, detailgenauen und begeisternden Gedanken zum asiatischen Kino nachlesen, die er über die Jahre festgehalten hat.  Neben seinem Blog hatte Micha 2021 noch ein neues Projekt aufgenommen: Gemeinsam mit der Videokünstlerin Sandra Ehlen und Thomas Laufersweiler von SchönerDenken hatte er begonnen, in einem Podcast das filmische Werk von Keisuke Kinoshita zu besprechen. 25 Beiträge sind so bis zu Michas Tod im Dezember noch entstanden. Alle zwei Wochen erscheint nun eine Folge dieser Kinoshita-Reihe. V ielleicht eine sc...

Eighteen Years, to the Sea / 十八歳、海へ (Toshiya Fujita, Japan 1979)

 Toshiya Fujita (Regisseur von z.B. den LADY SNOWBLOOD-Filmen oder STRAY CAT ROCK: WILD JUMBO ) liefert hier einen typischen japanischen End-70er-Jahre Genrebeitrag ab, in dem sich "Junge Wilde" in ihrem ganzen übersatten Ennui dermaßen anöden, dass sie auch mal dieses Ding mit dem Doppel-Liebestod ausprobieren wollen. Existenziellere Nöte gibt es kaum, sie sind sogar in ihrer Abschlußklasse ganz vorne auf der Liste. Die Eltern haben alle Geld, aber man kann es sich leisten, es nicht annehmen zu wollen.  Also geht man in Kamakura ins Meer, legt sich mit einer Bikergang an, nimmt Schlaftabletten (aber immer nur eine) und erhängt sich zum Spaß mit einem Seil, das schon ganz verrottet ist und auf jeden Fall reißt.  Ansonsten gibt es viel unbeholfenen Sex, der schnell in Gewalt ausartet, einmal auch in eine (fürs Genre obligatorische) Vergewaltigung, an deren Ende das Opfer den Täter sogar noch bittet, sich zukünftig um die Schwester zu kümmern.  Es ist alles wunderbar a...

House Owner (2019) ‘ஹவுஸ் ஓனர்’ (directed by Lakshmi Ramakrishnan)

 Während der Regenzeit in Chennai geht ein zurückgezogen lebendes, älteres Ehepaar durch turbulente Zeiten. Anstatt sich den Lebensabend zu versüßen, sind sie in einer endlosen Spirale der Beziehungshölle gefangen - und zwar deswegen, weil der Ehemann an Alzheimer erkrankt ist. In dieser schwierigen Situation managt die Ehefrau den gesamten Haushalt - aber nicht nur das. Sie kümmert sich freilich um alles und erträgt auch die ruppige Art des ehemaligen Armeegenerals, der sich seiner eigenen Krankheit nicht bewußt ist. Die Schärfe in der Stimme, den ehemaligen Kasernenhof-Ton, hat er leider aber nicht vergessen.    Sriranjini ist dann auch die heimliche Protagonistin und generell die Hauptfigur in diesem aufs Nötigste reduzierten Drama, die alles überstrahlt - und sie meistert die Rolle großartig. Immer wieder bricht der Film aus der aktuellen Zeitschiene aus und springt hinüber auf eine andere, vergangene. Sie zeigt, wie es früher war. Wie sich die beiden kennenlernten...