Dieser indische Liebesfilm, der wie eine typisch klischeehafte Komödie beginnt, ist insofern direkt ungewöhnlich, als dass hier nicht - wie so häufig - das Kastensystem das Problem darstellt, oder die Diskrepanz Ost gegen West, sondern dass es ein inner-indischer Konflikt ist: der aus dem Norden stammenden Punjabi Krish (Arjun Kapoor) verliebt sich auf dem College in die aus dem südindischen Chennai stammende Tamilin Ananya (Alia Bhatt). Und wer sich vor allem gegen eine zukünftige Ehe stellt, das ist klar: es sind die Eltern.
Krish hat zudem mit einem trinkenden Patriarchen zu kämpfen, der auch mal handgreiflich werden kann; ein Vater, der sich ihm nie geöffnet hat und auch seine Zuneigung nur in Schimpftiraden äußern kann. Nach dem College macht sich das Paar an die schier unmögliche Aufgabe, die Eltern umzustimmen. Krish reist Ananya nach und entdeckt die farbenfrohe tamilische Welt. Das Essen, die Sprache, findet bald schon einen Job und kann trotz Vorbehalten immer mehr zum Teil der Familie werden. Es braucht einiges, um die Vorurteile zu überwinden - aber Krish lässt nicht locker und kümmert sich um alles aufopfernd. Er ist der perfekte Schwiegersohn, ohne Schwiegersohn sein zu dürfen. Aber natürlich wissen die Eltern, was los ist.
Auf dem steinigen Weg zum Liebesglück überzeugt vor allem die lebensfrohe Ananya, die von Alia Bhatt mit umwerfendem Charme verkörpert wird. Sie sagt, was sie denkt, ist intelligent und lustig, und zeigt dem arg introvertierten Krish, wo's lang geht. Arjun Kapoor ist dann auch die Schwachstelle dieser Konstellation. Sein aufgeblähter Muskelkörper mit dem Babyspeckgesicht (verschlankt auf dem obigen Plakat) will nicht recht passen zum hyperintelligenten IT-Experten der Yes-Bank, zu dem er im Laufe des Filmes heranreift. Er ist der vernünftige Part in der Beziehung, bekommt dabei kaum ein Wort heraus und lächelt generell zu selten dafür, dass er eine solche Sonne an seiner Seite hat. So ganz versteht man nicht, was sie eigentlich an ihm findet.
Der Film war eine innig erwartete Sensation in seinem Herkunftsland. Schon allein deswegen, da er eine Verfilmung des äußerst erfolgreichen Romans gleichen Namens ist. Der Autor heißt Chetan Bhagat und ist vielleicht der erfolgreichste englischsprachige indische Schriftsteller unserer Tage. Er ist ein literarischer Superstar in Indien, entsprechend bekannt ist man dort mit der Geschichte, die durchaus an Aditya Chopras Mega-Erfolg Dilwale Dulhanja Le Jayenge, liebevoll DDLJ abgekürzt (mit Shah Rukh Khan und Kajol in den Hauptrollen), denken lässt.
Der meta-poetische Kniff des Films stellt die nur als Nebenaspekt thematisierte schriftstellerische Leidenschaft Krishs dar. Er versucht sich schon seit längerem als Romancier und man ahnt es bereits: es sind seine eigenen Erlebnisse, denen er in Buchform Gestalt gibt. Es wird der Roman 2 States sein, auf dem der Film als Adaption basiert. So schließt sich ein Kreis, der den Film über sich selbst hinausweisen lässt, auf seine "Gemachtheit" verweist und ihm einen größeren Rahmen geben soll. Leider ist das wenig mehr als ein erzähltechnischer Taschenspielertrick, der ein wenig Schmunzeln hervorruft. Allzu offensichtlich ist diese Strategie, und allzu abgegriffen mittlerweile leider auch. Produktiv gemacht wird diese Erzähltechnik nicht, es ist eine selbstreferenzielle Leerstelle, und genauso schaukelt sich der emotional durchaus zu einigen Höhen aufschwingende Film seinem Ende zu. Es werden Klischees aneinandergereiht, die man alle schon zur Genüge kennt und Songs eingebunden, die das verhinderte Liebesglück auf 2,5 Stunden strecken.
Der Downer schlechthin ist dann die Auflösung des zunächst unlösbar scheinenden Konflikts - dort bedient sich der Film einer Abkürzung, die er noch nicht einmal inszeniert. Und verwehrt dem Zuschauer so auch noch die interessanteste Volte, die er zu bieten gehabt hätte. Da kann auch die toll inszenierte Hochzeit in ihrer Farbenfröhlichkeit nicht darüber hinwegtäuschen. Sehr schade ist das.
Michael Schleeh
Der meta-poetische Kniff des Films stellt die nur als Nebenaspekt thematisierte schriftstellerische Leidenschaft Krishs dar. Er versucht sich schon seit längerem als Romancier und man ahnt es bereits: es sind seine eigenen Erlebnisse, denen er in Buchform Gestalt gibt. Es wird der Roman 2 States sein, auf dem der Film als Adaption basiert. So schließt sich ein Kreis, der den Film über sich selbst hinausweisen lässt, auf seine "Gemachtheit" verweist und ihm einen größeren Rahmen geben soll. Leider ist das wenig mehr als ein erzähltechnischer Taschenspielertrick, der ein wenig Schmunzeln hervorruft. Allzu offensichtlich ist diese Strategie, und allzu abgegriffen mittlerweile leider auch. Produktiv gemacht wird diese Erzähltechnik nicht, es ist eine selbstreferenzielle Leerstelle, und genauso schaukelt sich der emotional durchaus zu einigen Höhen aufschwingende Film seinem Ende zu. Es werden Klischees aneinandergereiht, die man alle schon zur Genüge kennt und Songs eingebunden, die das verhinderte Liebesglück auf 2,5 Stunden strecken.
Der Downer schlechthin ist dann die Auflösung des zunächst unlösbar scheinenden Konflikts - dort bedient sich der Film einer Abkürzung, die er noch nicht einmal inszeniert. Und verwehrt dem Zuschauer so auch noch die interessanteste Volte, die er zu bieten gehabt hätte. Da kann auch die toll inszenierte Hochzeit in ihrer Farbenfröhlichkeit nicht darüber hinwegtäuschen. Sehr schade ist das.
Michael Schleeh
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