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The Ebb of Forgetting (Liryc Dela Cruz, Philippinen 2016)

Liryc de la Cruz is a young filmmaker from Mindanao, the Philippines, and was an assistant to Lav Diaz a couple of times (e.g. during   Norte, the End of History ).   "Like walking through an endless dream"   is a line that preludes the opening scene and what follows is the meanderings of a woman through woods and brushland, until she finally arrives at some kind of seashore - in search of another person which might exist only in her own troubled mind. You can obviously see and feel the influence of Lav Diaz in the imagery and the pictures of the first half of this 17 minute short film. So, this starts like a tribute to him, a continuation maybe that might give the filmmaker its own place in cinematic history.  It definitely is film about remembrance aswell, which is more obvious in the second half. It is very open in its structure and towards a possible meaning. I guess, you could read some political meaning into it, too, as the Philippines have got a he...

Raees (Rahul Dholakia, Indien 2017)

 Die Geschichte des Gangsters und Spirituosenschmugglers Raees (Shah Rukh Khan) im Gujarat der 80er und 90er-Jahre, und wie er mit seiner Unerschrockenheit ganz an die Spitze der Macht gelangt. Doch dann der Fall: zur Strecke gebracht durch die Hartnäckigkeit eines einzigen Polizisten namens Majmudar (gespielt von Nawazuddin Siddiqui). Ein Epos, das sogleich mindestens drei Assoziationen und Verbindungslinien aufscheinen lässt: eine, die zu Coppolas Epos Der Pate reicht, eine weitere zu den aktuellen Serienproduktionen wie Narcos , und eine zu den Anfängen von Shah Rukh Khans Karriere, noch vor seiner Zeit als er den hanswurstigen Schwiegermutterliebling zu verkörpern wusste, wie kaum ein anderer. Als er die Bösewichte spielte, die zu Sympathiefiguren wurden, obwohl sie drastische Gewaltverbrechen begingen.  Das ist hier in Raees nicht viel anders: immer wieder schockiert der Film geradezu, etwa in den Faustkampfszenen, die von einer Härte sind, die man eher mit südk...

The Oil-Hell Murder (Hideo Gosha, Japan 1992)

 In diesem allerletzten Film von Hideo Gosha, der zwar von Shochiku - aber auch von Fuji TV - produziert wurde und vielleicht auch deswegen manchmal artifizell wirkt und ausschaut wie ein TV-Film (vor allem wegen der ziemlich sterilen Kulissen), wird die Geschichte einer Leidenschaft, dann eines Untergangs und schließlich eines Mordes erzählt. Fantastisch dabei die beiden Hauptdarstellerinnen Kanako Higuchi ( Ronin Gai, Zatoichi, Achilles and the Tortoise ) und Miwako Fujitani (aus Ryu Murakamis Raffles Hotel ), in einer Nebenrolle auch ein bekannteres männliches Gesicht wie Renji Ishibashi ( Outrage, Gozu, Audition ).  Die Ehefrau eines etwas tumben Ölhändlers kann ihre Blicke nicht mehr von ihrem nun erwachsenen Neffen fernhalten und ist bald bereit, jedes Tabu für ihre wachsende Leidenschaft zu ignorieren. Dumm nur, dass dieser sich mit der Tochter seines Bosses eingelassen hat. Das fliegt aber bald auf und weil hier Klassenschranken missachtet wurden, gibt es Schläg...

Exzesse in der Hölle: Alipato – The Brief Life of an Ember (KHAVN, Philippinen 2016)

 Mondomanila im Jahr 2031: in einem philippinischen Slum leben die Ärmsten der Armen und verdienen ihr Geld mit der Gewinnung von Kohle. Die „Kostkas“, eine Bande von Straßenkindern, ziehen marodierend und mordend durch die „Schwarze Stadt“. Irgendwann wird es dem Anführer aber zu doof, dieses ewige Klein-Klein: er fasst den Plan, die Zentralbank auszurauben. Was freilich schief geht, und so muss er für 28 Jahre in den Knast. Als er schließlich wieder herauskommt, ist er ein alter Mann. Aber nicht weniger brutal. Und dann ist da noch die Frage, wo eigentlich die Beute hingekommen ist.  Die Filme des philippinischen Independent-Regisseurs und Punkpoeten KHAVN de la Cruz waren schon immer keine leichte Kost. Die südostasiatische Metropole wird hier als erbarmungsloser Moloch dargestellt, in dem Raub, Vergewaltigung, das Morden auf der Tagesordnung steht, und wo zudem der ohrenbetäubende Soundtrack der Stadt mit der viel zu heiß herabbrennenden Sonne den Schauplatz in eine ...

Operation Mekong (Dante Lam, HK/China 2016)

 Vor dem Hintergrund erfolgreicher Serienformate wie etwa Narcos auf netflix kann man auch deren Nachahmung von solch südostasiatischen Ablegern verstehen, die im sogenannten Goldenen Dreieck von Laos, Thailand und Myanmar spielen: dort wird traditionell Schlafmohn angebaut, das anschließend zu Heroin verarbeitet wird. Hier nun also ein großchinesischer Blockbuster, der einen seiner erfahrensten Actionregisseure aus Hong Kong ans Ruder lässt: Dante Lam. Der hat nach seinem überragenden Frühwerk und der Leuchtrakete The Beast Stalker seit längerem jedoch eine Flaute: The Viral Factor, Fire of Conscience und Stool Pigeon waren nicht viel mehr als routiniertes Handwerk. Doch dann die Rückkehr auf beinahe altes Formniveau mit dem durchgedrehten That Demon Within und dem sagenhaft dichten Unbeatable mit einem unfassbar guten Nick Cheung in der Hauptrolle. Sein Radrennfahrer-Drama To The Fore (2015) allerdings war wiederum eher etwas für die Tonne. Auch visuell, eigentlich im...

Raman Raghav 2.0 / Psycho Raman (Anurag Kashyap, Indien 2016)

 Was an Anurag Kashyaps Serienkiller-Thriller Psycho Raman (aka. Raman Raghav 2.0 ) zuerst auffällt, ist der harte Gegensatz der Eröffnungsszene in der Diskothek mit der darauffolgenden Stille, in der man zum ersten Mal dem Killer Raman (Nawazuddin Siddiqui) begegnet: während der Polizist Raghavan (Vicky Kaushal) ein Gefangener der Beats und der Drogen ist, die er eingeworfen hat, ist Raman in einem Zimmer eines Abbruchhauses vor den Toren Mumbais eingesperrt. Dort spricht er mit sich selbst mit wehleidiger Stimme, was ihm Schlimmes widerfahren sei. Er probt das richtiggehend, wie ein Schauspieler. Dann ruft er ein paar Jugendliche um Hilfe herbei, die dort gerade Cricket spielen wollten. Sein Vortrag ist so überzeugend, dass sie ihn gleich befreien. Raman darauf, mit einem leisen Lächeln im Gesicht, ausgezehrt und mit schwarzen Augenrändern, streunt durch das Gelände, eine wilde Brache voller wilder Pflanzen umgeben von Ruinen – es ist beinah eine Idylle, eine I...

The Handmaiden / Die Taschendiebin (Park Chan-wook, Südkorea 2016)

 Das ungute Gefühl, vom Regisseur an der Nase herum geführt zu werden, das kann man bei Filmen mit Twists sehr schnell bekommen. Wenn sich nun einer, der dafür bekannt ist, jeden Millimeter seiner filmischen Erzählung genau zu vermessen wie eine architektonische Zeichnung, dann wundert es nicht, dass sich dieser Mann einen Roman wie Sarah Waters' The Handmaiden zur Vorlage seines neuesten Filmes nimmt. Der Roman, der im viktorianischen London des 19. Jahrhunderts spielt (und dann auf einem Landgut draußen im Themsetal) wird von Park ins Korea des 20. Jahrhunderts versetzt, in eine Zeit in den 30ern, in der die japanischen Truppen sich im Land breit gemacht haben. Offensichtlichste Referenz ist das Gebäude, in dem The Handmaiden dann erstmal die erste Filmhälfte über spielt. Das Haupthaus ist ein westliches Herrschaftsgebäude, das durchaus auch in Europa stehen könnte oder in den Hammer Studios, die Anbauten aber sind koreanischer und japanischer Art. Besonders auffällig wird ...