Vor dem Hintergrund erfolgreicher Serienformate wie etwa Narcos auf netflix kann man auch deren Nachahmung von solch südostasiatischen Ablegern verstehen, die im sogenannten Goldenen Dreieck von Laos, Thailand und Myanmar spielen: dort wird traditionell Schlafmohn angebaut, das anschließend zu Heroin verarbeitet wird. Hier nun also ein großchinesischer Blockbuster, der einen seiner erfahrensten Actionregisseure aus Hong Kong ans Ruder lässt: Dante Lam. Der hat nach seinem überragenden Frühwerk und der Leuchtrakete The Beast Stalker seit längerem jedoch eine Flaute: The Viral Factor, Fire of Conscience und Stool Pigeon waren nicht viel mehr als routiniertes Handwerk. Doch dann die Rückkehr auf beinahe altes Formniveau mit dem durchgedrehten That Demon Within und dem sagenhaft dichten Unbeatable mit einem unfassbar guten Nick Cheung in der Hauptrolle. Sein Radrennfahrer-Drama To The Fore (2015) allerdings war wiederum eher etwas für die Tonne. Auch visuell, eigentlich immer eine Stärke Dante Lams, hatte der nichts vorzuweisen und erinnerte eher an schnell heruntergekurbelte TV-Dramen.
Operation Mekong eröffnet mit einem Kameraflug über die weiten Wälder des Mekong-Deltas, durch das sich der Fluss dreckbraun schlängelt. Dann über eine Hügelkuppe hinweg, Creditsequenz, und ein Panorama-Shot: vor uns liegt Medellín, die Hauptstadt Kolumbiens. Oder ist es eine Stadt im Mekong-Delta? Die Anspielung auf die Saga um Pablo Escobar jedenfalls könnte deutlicher nicht sein. Und gleich darauf folgt ein Massaker auf dem Fluß, bei dem einige chinesische Schmuggler samt Frauen und Kindern von gedungenen Mördern des Kartells ausgelöscht werden. Daraufhin greift ein Sonderkommando aus China ein (wie in Narcos die Amerikaner), um die Sache aufzuklären und den Drogenhahn endlich zuzudrehen, der ihre schönen Städte vergiftet. Da kommt auch bald Eddie Peng ins Spiel; mit einem affigen Bart, der in etwa die Rolle von Steven Murphy aus - naja - Narcos eben, übernimmt. Im weiteren löst sich dann aber der Film von seinem Vorbild und verliert sich völlig in seiner stetigen Hatz von Ortswechsel zu Ortswechsel, was Dynamik simulieren soll und weltweite Vernetzung. Halt geben komischerweise nur die Actionszenen, die in regelmäßigen Abständen den Film strukturieren. Was im Detail passiert - was man für gewöhnlich Handlung nennt - ist so uninteressant wie überflüssig. Der Film interessiert sich einen Dreck für seine Figuren oder seine Narration und verlustiert sich lieber im Ablichten pseudo-ästhetischer Digitalbilder, die einen visuellen "Rausch der Sinne" veranschaulichen wollen. Allein, dieser Rauschzustand kommt beim Zuschauer niemals auf.
Es ist vielmehr alles Müdigkeit. Da überhaupt mitdenken zu wollen, (all diese Kartelle!, die einem schnurzegal sind), wo man sich gerade befindet (all diese Location-Einblendungen), all diese Polizei- und Militäreinheiten (wer ist wo und arbeitet mit wem), das ist äußerst unübersichtlich, sehr bemüht und deswegen ermüdend anstrengend. Zumal die nächste Schwarzblende zum internationalen Inselhopping kurz bevorsteht. Da freut man sich umso mehr, wenn mal eine Actionsequenz ein paar Minuten lang dauert. Etwa gegen Ende die Eröffnung des Finales in einer der großen Malls in Bangkok: das Gebäude wird ausnehmend schön zerlegt mit Schießereien, Rolltreppeneskapaden und auch einem tollwütigen Sportwagen, der eine Kaffeeinsel abräumt. Das macht Sinn, da weiß man, wo man ist, und wer gegen wen kämpft. Diese Szene allerdings läutet einen Showdown ein (siehe Plakat oben), der sich schlussendlich in einem Dschungelcamp abspielt und dann bis zum Erbrechen einfach immer weiter geht. Das ist eine langweiligere Variante von Rambo, der das - auf Spielfilmlänge - sehr viel kompakter hinbekommen hat. Aber sei's drum. Operation Mekong ist bestenfalls öder Durchschnitt und es braucht schon viel goodwill, um aus diesem Exzess der Verwirrung mit einem Mehrwert oder auch nur mit einem Grinsen herauszugehen. Vielleicht sollte man Dante Lam einfach das Geld wegnehmen und wieder zurück in die Straßenschluchten von Mong Kok schicken: in der Hand ein Drehbuch, das wenigstens rudimentären Sinn ergibt. Das wäre doch mal was!
Michael Schleeh
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