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Es werden Posts vom Mai, 2012 angezeigt.

Die Nacht des Mörders / Japanese Summer: Double Suicide (Nagisa Oshima, Japan 1967)

Die sexuell enthemmte junge Dame Nejiko (Keiko Sakurai) streift mit dem schüchternen Deserteur Otoko (Kei Sato)  herum - sie ist stets auf der Suche nach sexuellen Abenteuern, er ist seines Lebens überdrüssig und sucht jemanden, der ihn zu töten bereit ist. Beide haben aber zunächst wenig Erfolg, auch wenn Nejiko auf der Brücke ihr Höschen auszieht und den Schwimmern im Fluss nachwirft. Das gibt zwar Gejohle, man schwimmt aber lieber weiter. Dann geraten die beide in die Hände von Anarchisten, die sich in einen Unterschlupf zurückgezogen haben um ihre nächste Aktion zu planen. In ein Verlies eingesperrt, lernt man die anderen Gefangenen kennen, und die beiden Protagonisten scheinen zu bekommen was sie suchen: Sex und einen Killer. Doch dann verläuft alles wieder ganz anders... MURI SHINJU: NIHON NO NATSU ist ein selten gesehener Film Oshimas. Zu Unrecht, meine ich. Freilich gehört er zu den weniger zugänglichen Werken des "Meisterregisseurs" (so die mittlerweile leider

Bin Bulaye Baraati (Chandrakant Singh, Indien 2011)

Eine ganze Horde Kleinganoven, die alle zeitgleich etwas ausgefressen haben, landen unter absurden Umständen in einem gestohlenen Lieferwagen, in dem sich (!) ein Koffer voller Juwelen befindet. Die Gangster sind zwar hinter ihnen her, doch können sie mit Hilfe einiger Tricks (und dem Filmschnitt) der Situation entkommen und landen in einem kleinen Dorf. Dort verkleiden sie sich als Polizisten und retten die unterdrückten Einwohner, die unter der Knute eines korrupten Reichen stehen. Hinter diesem aber steht noch der Oberbösewicht Black Cobra, der ein wenig wie der King aussieht (also Elvis) - nur aus dem Reich der Toten (in schwarz, hochgestellter Kragen, Kajal-Augen und Vokuhila). Diesen müssen die wackeren Helden wider Willen also ebenfalls aus dem Weg räumen, sowie dessen älteren Bruder, der aber aufgrund seiner erwachten homoerotischen Gefühle auf unseren Helden steht. Wie ich auf indischen Filmseiten lese, versammeln sich in diesem Film einige Komödiengrößen des indischen

The Cloud Door / Die Himmelspforte / बादल द्वार (Mani Kaul, Indien/D 1994)

Mani Kauls THE CLOUD DOOR ist ein indisch-muslimischer Erotikfilm, der Teil einer größeren Kompilation an Kurzfilmen ist; ein weiterer Film, der es zu etwas Bekanntheit gebracht hat, ist Ken Russells THE UNSATIABLE MRS. KIRSCH oder ANGELA von Amos Kollek. Produziert wurde dieses Projekt anscheinend vom WDR. Mani Kaul adaptiert für seinen Film verschiedene indische und muslimische historische Texte, etwa aus dem Sanskrit ( Aimaraka ) oder das aus dem islamischen Sufismus stammende epische Liebespoem Padmavat von Malik Mohammed Jayasi. Zur Handlung: Der König von Rajasthan bemerkt, wie ein grüner Papagei, der eigentliche Protagonist des Films, seiner Tochter, der Prinzessin Kurangi, erotische Geschichten ins Ohr flüstert. Enragiert zieht er das Messer und will den Vogel töten, doch dieser wird von Kurangi in Schtutz genommen. Der Vogel wiederhole nur, was er bei Menschen gelernt habe. Dann lässt sie ihn frei und nimmt ihn mit ins Badehaus, wo sie splitternackt mit anderen Damen der

Der weiße Tiger / The white Tiger (Aravind Adiga, Indien 2008)

 Ein indischer Zuckerbäcker aus der Provinz steigt sozial auf und wird der Fahrer eines reichen Industriellen in Delhi. Er beobachtet, lernt schnell und als sich ihm schließlich die Gelegenheit bietet, begeht er ein Verbrechen um selbst Unternehmer zu werden. Der Clou des Buches aber ist der, dass der Ich-Erzähler mitsamt seiner gewonnenen Souveränität aus der Rückschau auf seinen Werdegang einen Briefroman schreibt, nun als etabliertes Mitgleid der Gesellschaft. Das fügt der Erzählung eine weitere Reflektionsebene hinzu - genauso wie die etwas hanebüchene Prämisse, dass der Empfänger der Briefe der chinesische Ministerpräsident ist, welchem er sich bei dessen Indien-Besuch empfehlen will. Wen Jiabao möchte nämlich an das Geheimnis des "indischen Unternehmertums" gelangen, und Balram Halwai, der Erzähler, meint nun ganz selbstbewußt, er könne daraus Ruhm und Profit schlagen.    Der weiße Tiger ist ziemlich lustig erzählt und man bekommt eine Vielzahl von

Laaga Chunari Mein Daag / Der Weg einer Frau (Pradeep Sarkar, Indien 2007)

Eine intakte Familie mit zwei schönen Töchtern lebt am Ufer des Ganges in einem großen, aber langsam verfallenden Haus in der Stadt Benares. Als ein Filmdreh, der im Haus stattfinden sollte, nicht zustande kommt und das Geld dafür ausbleibt, der Vater einen Herzanfall bekommt, alle Verwandten angeschnorrt sind, schwebt das Unheil über der Familie. Lange kann es nicht mehr dauern, bis sie mit einem Gerichtsurteil aus dem Haus vertrieben werden. Der Vater wirft der ältesten Tochter Badki ( Rani Mukerji ) vor, kein Sohn zu sein, nicht für die Familie sorgen zu können. Die Schulabbrecherin setzt daraufhin alles auf eine Karte, reist nach Mumbai und versucht, dort Geld zu verdienen. Das gestaltet sich aber ohne Qualifikation als äußerst schwierig. Jedoch warten die Eltern sehnlichst auf das Geld aus Mumbai. Schließlich, nachdem sie mit einem Jobversprechen ins Bett eines Geschäftsmanns gelotst worden ist, und der sie freilich nur ausgenutzt hat, streift sie alle Hemmungen ab und wird ein

Das Jagdgewehr / Ryoju (Yasushi Inoue, Japan 1949)

 Der Herausgeber einer japanischen Jagdzeitschrift ("Der Jägerfreund") veröffentlicht ein extra für ihn verfasstes Gedicht eines ehemaligen Freundes, nun ein Schriftsteller. Obwohl sich das Gedicht gegen das Töten ausspricht, wird es an das Ende das Heftes gesetzt - der zuletzt erscheinenden Nummer zudem, bevor es eingestellt wird (ein durchaus interessanter Kommentar des Herausgebers). Aufgrund dieses Gedichtes bekommt der Schriftsteller von einem Mann, dem dieses Gedicht gefällt und das unter anderem die Einsamkeit des Jägers thematisiert, drei Briefe mit der Bitte um Lektüre zugesandt. Darin offenbart sich eine tragische Geschichte: der Absender, selbst ein Jäger, hinterging jahrelang seine Frau mit einer Geliebten (der Cousine seiner Gattin), welche er aufrichtig liebte. Diese Geschichte ergibt sich puzzle-artig und polyperspektivisch aus den Inhalten der drei Briefe der betroffenen Frauen (seiner Gattin, der Liebhaberin und deren Tochter). Höhepunkt des Romans ist si

1Q84, Teil 1&2 (Haruki Murakami, 2010)

 In der Vergangenheit, der Schulzeit liegt das eindrücklichste Erlebnis ihrer Jugend für die beiden Außenseiter Tengo und Aomame: nach der hämischen Attacke eines Mitschülers ist Aomame der schüchterne Tengo beigesprungen. Zum Dank drückt sie ihm für einen kurzen Moment die Hand, ein Erlebnis, das sich dem Jungen für immer ins Gedächtnis einbrennen wird. Etwa zwanzig Jahre später spielt nun die Handlung des Buches 1Q84, das auf George Orwells dystopischen Roman verweist (Q kann in seiner japanischen Aussprache lautlich mit 9 verwechselt werden). Denn in dieser Welt hat sich etwas verändert - als Aomame in einem Stau auf der Autobahn aus dem Taxi steigt und über eine Treppe die Hochtrasse verlässt, ist es, als ob sie über eine Schwelle geht. Plötzlich erscheinen zwei Monde am Himmel, und auch sonst haben sich Details verändert, Verhältnisse verschoben. Minimal, aber unübersehbar. Aomame ist Auftragskillerin und auf dem Weg zu einem Job. Die verschobenen Verhältnisse lassen sie erst

Don 2 (Farhan Akhtar, Indien / Deutschland 2011)

Das Plakat spricht für sich: gut aussehende Menschen kämpfen mit großem Einsatz und dabei immer cool bleibend um so Sachen wie Geld, Diamanten, oder Ehre. Rache ist ebenfalls im Spiel. Denn im Sequel zu Akhtars Hit DON (* click *) befreit der Superschurke Don (Shahrukh Khan) erstmal seinen ehemaligen Rivalen Vardhaan (Boman Irani) aus dem Gefängnis, in das er sich zunächst selbst begibt: Don stellt sich also überraschend der Polizei. Mithilfe eines Giftanschlags gelingt dem Duo dann die Flucht. Freilich hat Don einen Plan, er macht das ja nicht aus Reue: über Vardhaan gelangt er an den Inhalt eines schweizer Schließfachs - mit der Komplizin Ayesha (Lara Dutta) fliegt das Team also geschwind nach Zürich -, der ihn dazu befähigt, den Vizepräsidenten der DZB, der Deutschen Zentralbank, zu erpressen. Was ihnen schließlich Zugang zu den Plänen des Gebäudes der DZB in Berlin ermöglicht. Don hat es auf die originalen Druckplatten der deutschen Euroscheine abgesehen, welche gut gesichert hi

Nippon Connection 2012

Zum 12. Mal findet bereits die Nippon Connection in Frankfurt a.M. statt, ein einwöchiges japanisches Film- und Kulturfestival, das wohl zu den wichtigsten asiatischen Festivals europaweit gezählt werden darf. Hier geht es zum Programm , heute Abend um 21 Uhr ist offizielle Eröffnung. Die Themenschwerpunkte sind dieses Jahr neben den aktuellsten japanischen Filmproduktionen u.a. die Katastrophe von Fukushima und in der Retrospektive werden Filme zu Protestkultur und -bewegung gezeigt. Höhepunkte sind sicherlich Takashi Miikes HARAKIRI - Neuauflage, Shinya Tsukamotos KOTOKO (Regisseur anwesend), Toshiaki Toyodas MONSTER'S CLUB, Filme von Ryuichi Hiroki, Nobuhiko Obayashis CASTING BLOSSOMS IN THE SKY und viele weitere. Ich wünsche ein gelungenes Festival und viel Spaß!