Direkt zum Hauptbereich

The Cloud Door / Die Himmelspforte / बादल द्वार (Mani Kaul, Indien/D 1994)


Mani Kauls THE CLOUD DOOR ist ein indisch-muslimischer Erotikfilm, der Teil einer größeren Kompilation an Kurzfilmen ist; ein weiterer Film, der es zu etwas Bekanntheit gebracht hat, ist Ken Russells THE UNSATIABLE MRS. KIRSCH oder ANGELA von Amos Kollek. Produziert wurde dieses Projekt anscheinend vom WDR. Mani Kaul adaptiert für seinen Film verschiedene indische und muslimische historische Texte, etwa aus dem Sanskrit (Aimaraka) oder das aus dem islamischen Sufismus stammende epische Liebespoem Padmavat von Malik Mohammed Jayasi.

Zur Handlung: Der König von Rajasthan bemerkt, wie ein grüner Papagei, der eigentliche Protagonist des Films, seiner Tochter, der Prinzessin Kurangi, erotische Geschichten ins Ohr flüstert. Enragiert zieht er das Messer und will den Vogel töten, doch dieser wird von Kurangi in Schtutz genommen. Der Vogel wiederhole nur, was er bei Menschen gelernt habe. Dann lässt sie ihn frei und nimmt ihn mit ins Badehaus, wo sie splitternackt mit anderen Damen der Erfrischung frönt. Daraufhin entfleucht das Tier, überquert Gebirge und wird von Ratnasen gefunden, den er auf den Weg zu seiner Geliebten Kurangi führt. Dort angekommen klettert Ratnasen bis in die Wolken um ins Zimmer der Geliebten zu gelangen, welches sich weit oben im Palast befindet. Dort verbringt das Paar eine Liebesnacht.

Alle anderen Figuren sind lediglich Staffage und nur dazu da, für schöne Bilder zu sorgen. Etwa in den Unterwasserszenen der Badenden. Überhaupt ist der Film ein "visueller Rausch", der sich durch die verwinkelte Architektur der Gebäude und die üppige Ausstattung einstellt (- oder das zumindest soll. Bei mir hat das nicht funktioniert). Die Bekleidung der Frauen sind zumeist hauchdünne Saris, die wie ein Lufthauch auf den Körpern liegen und so eine ständig sexuell aufgeladene Atmosphäre erzeugen. Was man tatsächlich an Körpern sieh, dürfte je nach Kulturkreis ganz unterschiedlich bewertet werden - und ist nach unserem Verständnis fast nichts. Die orientalisch-schwüle Atmosphäre des Films konnte mich leider recht wenig begeistern, wie auch der Film, trotz seiner nur halbstündigen Laufzeit, recht ermüdend auf mich wirkte. Beim Screening auf dem Filmfestival in Indien kam es wohl sogar zu Ausschreitungen ob seiner Freizügigkeit. Die DVD-Box, in der der Film enthalten ist, kann hier bei amazon erstanden werden.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Tora-san: Our Lovable Tramp / Otoko wa tsurai yo / Tora-San 1 (Yoji Yamada, Japan 1969)

Nach zwanzig langen Jahren des Umherstreifens kehrt Torajiro (Kiyoshi Atsumi) nach Hause zurück: nach Shibamata, einem Vorort von Tokyo. Seine Schwester Sakura (Chieko Baisho) lebt mittlerweile bei Onkel und Tante, da die Eltern verstorben sind. Dort wird er mit offenen Armen empfangen, auch wenn alle wissen, was er für ein Herumtreiber ist. Sakura steht kurz vor der Hochzeit mit dem Sohn eines reichen Industriellen. Somit wäre für ihre Absicherung gesorgt. Zum gemeinsamen Essen mit dessen Eltern nimmt sie Tora als Begleitung mit; das allerdings war ein Fehler: in fantastisch kopfloser Weise betrinkt er sich und ruiniert mit seiner gespielten weltläufigen Gesprächsführung die Zusammenkunft - er verstößt in jeder Form gegen die gebotene Etiquette. Wie er auch im Folgenden, wenn er sich in die Brust wirft, um etwas für andere zu regeln, ein pures Chaos schafft und alles durcheinander bringt. Der Film allerdings ist keine reine Komödie. Denn Tora werden die Verfehlungen vorgehal...

Abschied

Micha hat diesen Blog fast 15 Jahre mit großer Leidenschaft geführt. Seine Liebe zum asiatischen Kino hat ihn in dieser Zeit in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Menschen gebracht. Viele von euch waren ihm, wenn auch nicht räumlich, so doch gedanklich und emotional sehr nah. Jetzt ist er am 30.12.2021 zuhause in Bonn gestorben. Ich habe mich entschlossen, Michas Schneeland-Blog auch in Zukunft nicht offline zu stellen. So können Interessierte weiterhin all die klugen, detailgenauen und begeisternden Gedanken zum asiatischen Kino nachlesen, die er über die Jahre festgehalten hat.  Neben seinem Blog hatte Micha 2021 noch ein neues Projekt aufgenommen: Gemeinsam mit der Videokünstlerin Sandra Ehlen und Thomas Laufersweiler von SchönerDenken hatte er begonnen, in einem Podcast das filmische Werk von Keisuke Kinoshita zu besprechen. 25 Beiträge sind so bis zu Michas Tod im Dezember noch entstanden. Alle zwei Wochen erscheint nun eine Folge dieser Kinoshita-Reihe. V ielleicht eine sc...

The Barefooted Youth / 맨발의 청춘 / Maenbale-ui cheongchun (Kim Ki-deok, Südkorea 1964)

" I am just a street thug with no skills whatsoever! " (Doo-soo) Der Straßendieb Jo Doo-soo (Shin Seong-il) lebt in einem ärmlichen Stadtviertel und erledigt niedrige Jobs für einen lokalen Bandenchef. Bei einem Auftrag gerät er in einen Raubübefall: ein paar Gauner beklauen und bedrängen zwei unschuldige Mädchen auf ihrem Weg durch die Stadt. Doo-Soo geht dazwischen und sieht sich plötzlich mit den Anführer in einen Messerkampf  verwickelt. Er kann ihn zwar besiegen, wird dabei aber selbst verwundet. Als anschließend eines der Mädchen zu einem Krankenbesuch vorbeikommt um sich für die Hilfe persönlich zu bedanken, scheinen sich die beiden auf Anhieb sehr gut zu verstehen. Doo-soo und die Diplomatentochter Joanna (Eom Aeng-ran) verlieben sich schließlich in einander und müssen sich gegen die Anfeindungen der Umwelt durchsetzen - sowohl was die Gangsterorganisation betrifft, der er angehört (sein Boss sieht aus wie ein koreanischer Edward G. Robinson), als auch gege...