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Es werden Posts vom September, 2008 angezeigt.

Jigoku (Nobuo Nakagawa, Japan 1960)

Von Nobuo Nakagawa kannte ich bislang nur den Geisterfilm Kaiidan – The Living Koheiji (1982) und das eher klassische Chambara-Drama The Ceiling at Utsunomiya (1956). Mit Jigoku jedenfalls schlägt er einen ganz anderen Ton an. Blick auf die Hölle, wie wir sie nicht kennen: eine leere dunkle Ebene mit einem stilisierten Fluß. Man wähnt sich in einer Theatersituation. Heutigen Betrachtern fällt da vielleicht Lars von Triers Dogville ein oder George Lukas’ Stilisierungen des Raumes in THX1138 - hier als dunkles Komplementärstück. Später wird sie sich allerdings beleben: die Toten wandeln in ihr, das Feuer brennt lichterloh und der Sünder wird über dem Feuer gebraten. Die Haut wird abgezogen und der Leib vom Skelett. Der Film macht sprichwörtlich keine Gefangenen. Und einen Plot gibt es auch noch: der Student Shiro (Shigeru Amachi) ist mit der Professorentochter Sachiko verlobt. Doch der eigentliche Dreh- und Angelpunkt ist dessen Freund Tamaru (Hiroshi Hayachi), Mensch, Dämon un

Exodus (Pang Ho-Cheung, Hongkong 2007)

EXODUS ist ein weiterer Vertreter des HK-Cop-Thrillers, aber ein besonderer! Die Handlung ist seltsam und kurios zugleich: Polizist Tsim (Simon Yam) nimmt die Anzeige eines scheinbar verwirrten Mannes auf, der behauptet, "Frauen" würden ihm nach dem Leben trachten. Ein Tag darauf scheint er eingeschüchtert worden zu sein und widerruft seine Aussage. Die einzige Person, zu der er Kontakt hatte, war jedoch eine von Tsims Kolleginnen. Das macht ihn neugierig, und so macht er die Aufklärung des Falles zu seiner persönlichen Sache. Wer möchte, klar, kann hier mit einem Genderdiskurs anknüpfen. Meines Erachtens ist das Besondere des Films aber die Machart. Der Film ist extrem arthausig photographiert, eine Sache die zunächst positiv überrascht. Die Bilder orientieren sich sehr an Perspektiven, an architektonischen Strukturen. Dazu gesellen sich sehr langsame, kontemplative Schwenks in einer häufig nächtlichen, halbdunklen oder abgedunkelten Situation. Auf Dauer wirkt das etwas m

Beyond our Ken (Pang Ho-Cheung, HK 2004)

Drei Jahre vor EXODUS konnte Edmond Pang mit dieser anspruchsvolleren Mixtur aus Liebeskomödie und Drama brillieren. Zwei junge Frauen lernen sich kennen - die eine ist die Freundin von Ken, die andere dessen Ex. Auslöser sind Nacktbilder der Ex im Internet, und sie wendet sich in ihrer Verzweiflung an die aktuelle Geliebte. Je besser sie sich jedoch kennenlernen, desto mehr tauschen sie sich über Ken aus; wobei ihnen immer klarer wird, was für ein Schwein hinter der liebevollen Maske steckt. Das fängt schon damit an, daß er sie mit denselben Sprüchen rumgekriegt hatte. Und das ist nur der Gipfel des Eisberges. Pang ist hier ein ordentlicher Genremischer: Komödie, Drama und Detektivgeschichte fügt er zu einem wunderbaren Film, manchmal etwas zu hip, zu ausnahmslos schön, zu sehr ins rechte Licht gesetzt. Aber das sieht man ihm gerne nach, macht der Film doch ordentlich Spaß, hat einen geschickt konstruierten Handlungsverlauf mit einigen Überraschungen und zwei Darstellerinnen, die

Ochazuke no aji / The Flavor of Green Tea Over Rice Yasujiro Ozu, Japan 1952

Der Film beginnt als Komödie: Taeko (Michiko Kogure) konstruiert eine windige Geschichte um einen ärztlichen Notfall, der ihre Anwesenheit bei der Nichte erfordere um ihren Mann zu täuschen und so ihr Ausbleiben zu erklären. Denn eigentlich möchte sie mit ihren Freundinnen ein Wochenende in einem Badeort verbringen. Männer will man dabei natürlich nicht dabei haben, und die „Notlüge“ soll ihn nicht vergrätzen. Als die Nichte dann plötzlich gesund und munter im Raum steht, versucht sich Taeko herauszuwinden mit schnell hingeworfenen und unklar formulierten Sätzen. Dann dreht sie sich auf dem Absatz um und geht einfach hinaus. Ihr nachsichtiger Ehemann fragt nicht weiter nach. Bei Setsuko (Keiko Tsushima) steht allerdings auch einiges an, denn als Frau Mitte 20 ist sie immer noch Single. Sie soll in den Hafen der Ehe geführt werden, zur Not auch mit Hilfe der Eltern, die den von ihnen auserwählten Bräutigam zum „Interview“ laden – Setsuko jedoch hat ihren eigenen Willen und hält überhau

Heat after Dark Ryuhei Kitamura, Japan 1998

Zwei Gangster sollen eine Leiche entsorgen, und als sie dummerweise von einem Polizisten angehalten werden und dieser eine Fahrzeugkontrolle durchführen möchte, scheint die Situation zu eskalieren. Doch beim Öffnen des Kofferraumes sind alle verblüfft: er ist leer… Kitamura, zu dem ich ein mehr als zwiespältiges Verhältnis habe, legt mit seinem ersten, nur gute 50 min dauernden Film eine wundevolle Yakuza-Ballade vor, die ein wenig an Tarantino, und sehr an Sabus Grotesken erinnert. Ein klassischer Die etwas unbeholfenen aber sympathischen Trottel geraten in eine ausweglose Situation -Plot. Die Stärke des Films ist aber genau diese Reduktion auf eine kaum vorhandene, bzw. sehr ausgedünnte Handlung, die sich letztlich in einem atmosphärisch dichten und von leisem Humor durchzogenen Finale, einem Duell, entlädt. Dieses Finale nimmt nach den kurzen Präliminarien fast die gesamte Spielzeit ein und ist angenehmerweise sehr ruhig gestaltet - so ruhig und kontemplativ, wie es das verla

Haruki Murakami : Afterdark (2007).

 Der letzte von mir gelesene Roman Haruki Murakamis war Kafka am Strand . Der hatte streckenweise noch durchaus gefallen können mit seinem ansprechenden Themenmix aus Roadmovie, Adoleszenzthematik und Bibliotheksmystik. Doch starke Abnutzungserscheinungen machten sich breit: man kannte das alles mittlerweile aus zahlreichen Vorgängern. Und das Gefühl, weshalb man einen Murakami liest –also genau dieses ich-will-einen-Murakami-lesen-Gefühl- fühlte sich schon bald taub und leblos an während des Lesens; in etwa so, als ob man Weihnachten feiert und sich auch darauf gefreut hat, aber plötzlich ist doch alles wieder total langweilig und die Geschenke sind so unoriginell, daß man sich fragt, was sich die Leute dabei eigentlich gedacht haben. Schlechte Ausbeute. So ging es mir mit Kafka .  Murakamis Kurzgeschichten habe ich gelernt zu boykottieren - außer denen aus After the Quake bündeln sie das, was ich an Murakami schlecht finde. Schnell hingerotzte Teeniegeschichten für das Emoherz,

Death Note / Desu nôto (Shusuke Kaneko, Japan 2006)

 Der Jurastudent Light (sprich: „Raito“) findet ein Heft mit dem Titel „Death Note“ des Nachts auf der Straße liegend. Schreibt man einen Namen hinein, so wird die Person Sekunden später an einer Herzattacke sterben. Sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn und seine Fähigkeiten als Computerhacker vereinen sich: er bricht in das Computersystem der Polizei ein, und läßt „Gerechtigkeit“ walten: denn die Namen davongekommener oder zu milde bestrafter Verbrecher finden ihren Weg ins tödliche Notizbuch. Keine Frage, die vielen Toten erwecken Unruhe, und schon bald ist der Held des Films selbst ein gesuchter Mann. Der Zufall will es, daß ausgerechnet sein Vater die Ermittlungen gegen Kira (den „Killer“) führt. Dieser bekommt vom zunächst unerkannt bleibenden Computerspezialisten „L“ Unterstützung, der mit seinen analytischen Fähigkeiten und seiner Ausdauer den ermittelnden Polizisten überlegen ist. Was lernen die Juristen an der Uni in Japan eigentlich? Kurios, diese Handlung. Doch L

Camera Japan - Filmfestival Rotterdam

Nun, das Festival hat sich ja eigentlich zu DER Pflichtveranstaltung für alle Japanophilen (17. - 25. 9. in Rotterdam, danach in versch. Städten) gemausert. Und wenn man sich das Programm anschaut wird auch schnell klar, warum. Hervorheben möchte ich lediglich vier Highlights: Shinya Tsukamotos NIGHTMARE DETECTIVE 2, Nobuhiro LINDA LINDA LINDA Yamashitas A GENTLE BREEZE IN THE VILLAGE, und Ryuichi VIBRATOR, TOKYO TRASH BABY Hirokis YOUR FRIENDS Garniert wird das mit einer kleinen Masumura -Retro. Filme, die ich weder kenne noch besitze! Als da wären HOODLUM SOLDIER, BLUE SKY MAIDEN, THE WIFE OF SEISHU HANAOKA und WARM CURRENT. Müßte man Urlaub nehmen...hmmm. Wenn ich mir's recht überlege, dann hab' ich ja sogar welchen!

Samurai Spy (Masahiro Shinoda, Japan 1965)

Dieser politisch engagierte Samurai-Streifen hat vor allem ein großes Problem: er nimmt sich mehrerer Themen gleichzeitig an, leuchtet aber keines so richtig zufriedenstellend aus. Zunächst steht man erst einmal vor einer politisch verworrenen Situation: Japan im Jahr 1600. Mehrere Clans lauern auf die Chance, die Vorherrschaft im Land an sich reißen zu können. Und nach einer Phase relativen Friedens werden Spione ausgesandt, die die Neuigkeiten zu den jeweiligen Anführern bringen. Sasuke, der Held, ist einer von ihnen. Der Frieden treibt aber auch so einige Ronin durchs Land, arbeitslose Söldner, die sich durchschlagen müssen (siehe Sword of Doom ). Einer der Samurai spricht es dann auch aus, was es denn schon Sinnvolles im Leben gebe, außer "Women and Sake". Sasuke, der Held, sieht das natürlich anders. Nun gesellt sich hierzu eine Vielzahl an Personen, die nicht nur Spys, sondern Doppelagenten sind; Personen die entweder zur Regierung oder zu einem Clan, zu einer Räub

Manji - Die Liebenden (Yasuzo Masumura, Japan 1964)

Die gelangweilte Hausfrau Sonoko (Ayako Wakao) lernt in der Zeichenklasse einer Kunstschule die schöne Mitsuko (Kyoko Kishida) kennen. Bald darauf lädt sie diese zu sich nach Hause ein und überredet sie dazu, Modell zu stehen. Als sie nur wenige Zentimeter unbedeckter Haut von Mitsuko sieht, ist sie so sehr von ihrer Schönheit fasziniert, daß sie ihr in einem ausufernden Duell zunächst der Worte, dann in einem Ringkampf ihr den letzten Fetzen vom Leib reißt. Geblendet von ihrer Schönheit bringt Mitsuko wiederum Sonoko dazu, sich ebenfalls zu entkleiden, und sie versinken in einer tiefen Umarmung. Aus der Anbetung der Anderen erwächst Liebe, und je mehr die beiden Frauen sich aufeinander einlassen, desto weniger sind sie gewillt, den Konventionen der Gesellschaft, dem engen Korsett der Ehe bzw. des Verlobtseins zu folgen. In einer sich anheizenden Liebeseuphorie steigern sie sich hinein bis in den Todesgedanken. Doch dann kommen die Ehemänner… Masumura hat viel gewagt, mit diesem leic