Der Jurastudent Light (sprich: „Raito“) findet ein Heft mit dem Titel „Death Note“ des Nachts auf der Straße liegend. Schreibt man einen Namen hinein, so wird die Person Sekunden später an einer Herzattacke sterben. Sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn und seine Fähigkeiten als Computerhacker vereinen sich: er bricht in das Computersystem der Polizei ein, und läßt „Gerechtigkeit“ walten: denn die Namen davongekommener oder zu milde bestrafter Verbrecher finden ihren Weg ins tödliche Notizbuch. Keine Frage, die vielen Toten erwecken Unruhe, und schon bald ist der Held des Films selbst ein gesuchter Mann. Der Zufall will es, daß ausgerechnet sein Vater die Ermittlungen gegen Kira (den „Killer“) führt. Dieser bekommt vom zunächst unerkannt bleibenden Computerspezialisten „L“ Unterstützung, der mit seinen analytischen Fähigkeiten und seiner Ausdauer den ermittelnden Polizisten überlegen ist.
Was lernen die Juristen an der Uni in Japan eigentlich? Kurios, diese Handlung. Doch Light, der Gerechtigkeit nicht von Recht unterscheiden will, gerät dann ziemlich schnell in die moralische Sackgasse, auch wenn er zum Helden der Boulevardpresse hochgejubelt wird. Als Korrektiv muß die hübsche Freundin herhalten, die, ohne zu wissen, wer er ist, recht schnell Zweifel an der Legitimation von Kiras Handeln anmeldet. Der böse Einflüsterer jedoch, der Light förmlich auf der Schulter sitzt, das ist der Gott des Todes selbst. Eine Art Geisterfigur, ein Dämon, eine animierte Mischung aus Batmans Joker und Geier, der direkt aus MAD MAX einzufliegen scheint und sich ausschließlich von Äpfeln ernährt (…?). In Opposition dazu dann „L“, der sich nur von Süßigkeiten zu ernähren scheint, in weißem Longsleeve und Kajal um die Augen: das optimale Love-object für alle 16jährigen „Emo-“Gören.
Interessant ist an diesem Film vor allem auch, wie mit den Zuschauererwartungen gespielt wird. Scheint doch zunächst Light der Sympathieträger zu sein, nur um später von L abgelöst zu werden. Und so schlägt der Plot einige spannende Haken, sodaß letztendlich ein durchaus suspensehaltiger Fantasythriller dabei herauskommt.
Auch die Frage, aus wessen Perspektive die tolle Eröffnungssequenz eigentlich gefilmt ist, klärt sich auf (ein Kameraflug am nächtlichen Himmel, dann der Durchstoß durch die Wolken, das Überfliegen der Megalopolis, zwei, drei Jump-cuts, das Herabsegeln des Heftes aus der Untersicht gefilmt). Es ist natürlich die subjektive Sicht des Todesdämons, der sich der Stadt nähert und das Heft fallen läßt. Da sich der Blick mit dem des Zuschauers synchronisiert, wird elegant darauf angespielt, wer hier eigentliches Movens der Handlung ist: wir, die Rezipienten, die Actionsüchtigen, die etwas Dramatisches sehen wollen.
Noch eine abschließende Einschränkung: Diese Manga-Verfilmung krankt vor allem an der recht durchschnittlichen Schauspielleistung des Hauptdarstellers (Tatsuja Fujiawara), der seiner Figur nicht die nötige Tiefe und Komplexität verleihen kann. Ansonsten jedoch ist DEATH NOTE ein ordentlicher Film mit toller blockbusternder Inszenierung (auch wenn sich das eine oder andere Fernsehbild einschleicht) mit –natürlich- dickem Cliffhanger am Ende. Das läßt unbefriedigt zurück: und ja, wir wollen Teil 2 sehen!