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Snapshot Shorts Vol. 6

The Cat Returns / Neko no ongaeshi (Hiroyuki Morita, Japan 2002)

Die zurückhaltende Schülerin Haru rettet einer Katze, die die Hauptstraße überqueren will, das Leben. Das gerettete Tier entpuppt sich als der mit menschlicher Sprache sprechende Katzenprinz Lune und verspricht Haru, daß sie für ihre mutige Tat belohnt werde. Daß sie den Thronfolger im Königreich der Katzen, so der deutsche Titel, ehelichen soll, ist zwar eine große Ehre, doch Haru hat sich ihren Gatten anders vorgestellt. Als sie schließlich entführt wird, da der gestrenge Katzenkönig ein zwar wohlwollender Regent ist, der aber keinen Widerspruch duldet, kann ihr nur eine kleine Truppe, angeführt vom Katzenbaron von Gikkingen, noch zur Hilfe kommen.

Temporeiche, witzige, liebevolle, charmante und enorm kurzweilige Angelegenheit aus dem Hause Studio Ghibli, die wie so häufig die Türe aufstößt zu einer Fantasie-Welt, die gar nicht so weit von unserer eigenen entfernt liegen muß. Das zeigt vor allem auch der ernste und gesellschaftskritische Ton, der sich immer dann einschleicht, wenn die phantasievolle Erzählung ihre Krallen zeigt: das Versprechen auf das neue, zauberhafte Land beinhaltet immer auch das Fremde, das Unbekannte und Unheimliche. Das "Land of Milk and Honey" gibt es nirgendwo, nicht mal im Reich der Schmusekatzen.


Shûdan jisatsu: Saigo no bansan / Ambiguous (Toshiya Ueno, Japan 2003)

Über das Internet lernen sich die Charaktere dieses Pink-Films kennen - alle frustriert, depressiv, lebensmüde. Ein gemeinsamer Suizid soll sie von ihrem Leid erlösen - doch quasi in der allerletzten Stunde, die sie miteinander verbringen, entdecken sie Nähe, Zuneigung und fassen neuen Mut.
Viel erwartet hatte ich ehrlich gesagt nicht; doch ist AMBIGUOUS ein gut gefilmter und zwischen seinen nicht unansprechenden Softsex-Szenen eine enorm gesellschaftskritische Angelegenheit. Sehenswert.


Hanzo the Razor: Who's got the Gold? (Yoshio Inoue, Japan 1974)

Der von Yasuzo Masumura gescriptete dritte Teil der Hanzo-Reihe entpuppt sich als exploitativ gemäßigte Seherfahrung, in der zunächst bereits bekannte Ermittlungsverfahren des Investigatoren nochmals kurz eingeführt werden, um dann in einen spannenden Plot um illegale Gold-Leihgeschäfte zu münden. Höhepunkte der Ekstasen sind ein moralisch enorm problematischer, erzwungener Liebesdienst mit herrlichem Kotospiel und psychedelischen Nahaufnahmen, sowie die finalen Schwertkämpfe, in der die Ordnung wiederhergestellt wird. So ist der dritte Teil wohl der Unspektakulärste und zugleich Gesellschaftskritischste der Reihe; und aufgrund seines hohen Niveaus weit mehr als nur eine Pflichtübung für Komplettisten.


Appurushîdo / Appleseed (Shinji Aramaki, Japan 2004)

Die Endzeit, die böse Menschheit, die Biohumanoiden, ein Mega-Superhirn, der ewige Krieg und eine hübsche Kämpferin mit Brüsten und einer Schnellfeuerwaffe, die sich für Recht, Liebe und Freiheit einsetzt.

Nu ja, plotmäßig also alles beim Altbekannten. Kompliziert wird's nur, weil der Plot künstlich verschlungen erzählt wird. An optischer Rasanz mangelt es dem Film allerdings nicht, wohl aber an der adäquaten musikalischen Untermalung. Das paßt nicht immer so ganz optimal zusammen. Eine durchwachsene Angelegenheit, leider.

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Abschied

Micha hat diesen Blog fast 15 Jahre mit großer Leidenschaft geführt. Seine Liebe zum asiatischen Kino hat ihn in dieser Zeit in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Menschen gebracht. Viele von euch waren ihm, wenn auch nicht räumlich, so doch gedanklich und emotional sehr nah. Jetzt ist er am 30.12.2021 zuhause in Bonn gestorben. Ich habe mich entschlossen, Michas Schneeland-Blog auch in Zukunft nicht offline zu stellen. So können Interessierte weiterhin all die klugen, detailgenauen und begeisternden Gedanken zum asiatischen Kino nachlesen, die er über die Jahre festgehalten hat.  Neben seinem Blog hatte Micha 2021 noch ein neues Projekt aufgenommen: Gemeinsam mit der Videokünstlerin Sandra Ehlen und Thomas Laufersweiler von SchönerDenken hatte er begonnen, in einem Podcast das filmische Werk von Keisuke Kinoshita zu besprechen. 25 Beiträge sind so bis zu Michas Tod im Dezember noch entstanden. Alle zwei Wochen erscheint nun eine Folge dieser Kinoshita-Reihe. V ielleicht eine sc...

Eighteen Years, to the Sea / 十八歳、海へ (Toshiya Fujita, Japan 1979)

 Toshiya Fujita (Regisseur von z.B. den LADY SNOWBLOOD-Filmen oder STRAY CAT ROCK: WILD JUMBO ) liefert hier einen typischen japanischen End-70er-Jahre Genrebeitrag ab, in dem sich "Junge Wilde" in ihrem ganzen übersatten Ennui dermaßen anöden, dass sie auch mal dieses Ding mit dem Doppel-Liebestod ausprobieren wollen. Existenziellere Nöte gibt es kaum, sie sind sogar in ihrer Abschlußklasse ganz vorne auf der Liste. Die Eltern haben alle Geld, aber man kann es sich leisten, es nicht annehmen zu wollen.  Also geht man in Kamakura ins Meer, legt sich mit einer Bikergang an, nimmt Schlaftabletten (aber immer nur eine) und erhängt sich zum Spaß mit einem Seil, das schon ganz verrottet ist und auf jeden Fall reißt.  Ansonsten gibt es viel unbeholfenen Sex, der schnell in Gewalt ausartet, einmal auch in eine (fürs Genre obligatorische) Vergewaltigung, an deren Ende das Opfer den Täter sogar noch bittet, sich zukünftig um die Schwester zu kümmern.  Es ist alles wunderbar a...

House Owner (2019) ‘ஹவுஸ் ஓனர்’ (directed by Lakshmi Ramakrishnan)

 Während der Regenzeit in Chennai geht ein zurückgezogen lebendes, älteres Ehepaar durch turbulente Zeiten. Anstatt sich den Lebensabend zu versüßen, sind sie in einer endlosen Spirale der Beziehungshölle gefangen - und zwar deswegen, weil der Ehemann an Alzheimer erkrankt ist. In dieser schwierigen Situation managt die Ehefrau den gesamten Haushalt - aber nicht nur das. Sie kümmert sich freilich um alles und erträgt auch die ruppige Art des ehemaligen Armeegenerals, der sich seiner eigenen Krankheit nicht bewußt ist. Die Schärfe in der Stimme, den ehemaligen Kasernenhof-Ton, hat er leider aber nicht vergessen.    Sriranjini ist dann auch die heimliche Protagonistin und generell die Hauptfigur in diesem aufs Nötigste reduzierten Drama, die alles überstrahlt - und sie meistert die Rolle großartig. Immer wieder bricht der Film aus der aktuellen Zeitschiene aus und springt hinüber auf eine andere, vergangene. Sie zeigt, wie es früher war. Wie sich die beiden kennenlernten...