Zwischen Anita (Amita Nangia) und Sunil (Deepak Parashar) kommt es zu einer nicht standesgemäßen Liebschaft - die gutsituierte Familie Anitas ist entsetzt über die Romanze ihrer Tochter, zumal sie die junge Frau bereits einem ekelhaften schnauzbärtigen Onkel versprochen haben, der gerne blaue Kunstfaserblousons trägt. Bei einer Ausfahrt zum neu angekauften Anwesen wird Sunil aber heimlich eingeschleust, sodaß das Liebespaar dennoch ein paar schöne Stunden miteinander verbringen kann. Sie haben allerdings nicht damit gerechnet, dass das Haus verflucht und im Keller eine Bestie eingesperrt ist, der es nach Menschenfleisch dürstet (siehe der Unhold auf der Plakatabbildung oben links). Einmal freigelassen, stolpert das Untier ungeschickt durch die Gegend, doch da den Bedrohten die Angst in die Knochen fährt, können sie sich noch schlechter bewegen als dieses und werden so nach und nach Opfer der mordenden Bestie. Diese schreit aber auch wirklich fürchterlich.
Wie es im Horrorfilm dieser Provenienz anscheinend üblich ist, macht der Plot nicht nur einige deutliche Schlenker, nein, bisweilen driftet er auch mal völlig ab. Etwa wenn es um die Verfolgung Sunils geht, oder die frühzeitige Beischlaferzwingung der Verlobten. Da befinden wir uns plötzlich mitten in einem wüsten Bandenfilm mit Schlägereien, halbnackten Damen, und schlecht gekleideten Aushilfsprüglern. Der Sleaze tropft von der Decke. Da wird die Musik auch mal funkig, die sich ansonsten - ein irrer Score! - hauptsächlich aus dissonanten Kakophonien zusammensetzt, derart schrägen Tonmixturen, dass es einem in die Hirnrinde fährt. Begleitet freilich von stetem Donnerngrollen, Gewittereruptionen und Blitzeflackern (dieselbe Außenaufnahme des Ghost Mansions wird unzählige Male im Film wiederholt, zumeist beim Einsetzen eines neuen "Kapitels"). Was man außerdem mitbekommt: in Indien herrscht häufig die berüchtigte Tag- und Nachtgleiche. Da hätte man die häßliche rot-quadratische Taschenlampe auch zuhause lassen können. Aber: PURANI HAVELI ist ein irres Qualitätsprodukt aus dem Hause der Ramsay-Brothers! Nicht nur, aber eben auch hier, schlagen die niedrigen Budgets des familiär geführten Produktionsteams durch: "Night-time shooting was still a problem to the Ramsays [...]" schreibt Kartik Nair zum Ramsay-Hit PURANA MANDIR aus dem Jahr 1984 - und das ist wohl so geblieben.
Die Ramsays sind eine filmbegeisterte Großfamilie, die die Filmindustrie Mumbais mit ihren aus Begeisterung geborenen Billigproduktionen torpedierten und die trotz niedrigster Produktionsstandards und tiefstem Niveau auch in den Kinos große Erfolge feierten. Eingebunden war die ganze Familie, wie man bereits beim Regisseursduo im Titel sehen kann. Noch einmal Kartik Nair:
"Every few months over the next two decades [ab Mitte der Siebziger], cast and crew alike would be packed into buses and transported to the outskirts of Bombay for filming. Here, brothers Shyam and Tulsi Ramsay would dispatch directorial duties; brother Kumar would write the scenes while brother Gangu would lens them; Kiran Ramsay was usually in charge of sound and Arjun in charge of production; meanwhile, Mother Ramsay would cook for everyone."
Das lesenswerte Essay von Kartik Nair - nicht nur zu den Filmen der Ramsays, sondern auch zur Rezeption derselben, zur indischen Kinostruktur und dem Horrorfilm in Bollywood - ist hier als pdf zu finden. Der Film selbst ist momentan als DVD-Version OOP, ob die verfügbare VCD allerdings Untertitel hat, ist mir leider nicht bekannt.
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