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HKIFF: Poor Folk (Midi Z, Taiwan/Myanmar 2012)



Ein Film, der eigentlich aus drei Erzählsträngen besteht, und die ineinander übergleiten. Unterteilt in Kapitel mit Titeln wie Arme Menschen, Amphetamin, und Grenzgänger. Independent-Regisseur Midi Zs zweite Feature-Filmarbeit gibt einen sehr eindrücklichen, privaten, und detailscharfen Einblick in die Leben seiner Protagonisten, die im Dreieck Thailand, China, und Burma (Myanmar) auf der Suche nach einem ebensolchen besseren sind. In einer der Geschichten wird ein junges Mädchen verkauft, damit die Familie überleben kann, und die in Bangkok irgendwelchen Leuten „zuarbeiten“ soll. In einer anderen geht es um einen thailändischen Fremdenführer, der, so nonchalant er ist, auch dunkle Geschäfte im Sinn hat. Und der in einer weiteren Geschichte sich als Drogenimporteur profiliert. Oder als Menschenschlepper auf dem Motorrad. „I got three jobs“, sagt er an einer Stelle – auch er muss sich also durchschlagen. Jedenfalls, und das ist das Besondere am Film, geht es nicht um die „Opfer“, um die Verschleppten und Ausgebeuteten, wie es im Arthouse-Kino zu vermuten stünde (die kommen nur als Randfiguren vor), sondern um die Kriminellen selbst. Und dies auf eine Weise, die nun wirklich etwas Neues ist: auch ihr Leben wird nicht als das der Täter diffamiert, sondern als eines, das sich in einem Geflecht aus Frustrationen, Verzweiflung, Zukunftsängsten und Abhängigkeiten von irgendwelchen Berufsgangstern aufspannt. Als eines derjenigen, die ein klein wenig Glück nachjagen, und das zumeist vergeblich. Die moralische Crux dabei ist freilich die, dass sie das auf Kosten anderer Menschen tun.

Eine der Protagonistinnen ist die junge Chinesin San-mei, die sich im Grenzort Daqui aufhält, und dort seit drei Jahren auf einen Paß wartet (oder ein Visum (nach Taiwan?) – ganz habe ich das nicht verstanden), der ihr von einem Unterweltmenschen in Bangkok besorgt werden soll. Aber sie wartet vergeblich und soll, dies die Bezahlung, immer nochmal einen weiteren Flüchtling als Schlepper über die Grenze führen. Durchaus auch mal jemanden, der das nicht will, so wie oben erwähntes, verkauftes Mädchen. So langsam dämmert es ihr, dass sie für den Boss zu wertvoll ist, um die ID jemals zu bekommen und ist eigentlich, hinter ihrer Maske, völlig verzweifelt. Auch sie ist also jemand, der aus ökonomischen Zwängen handelt (und über einen Mangel an Skrupel verfügt), und der in einem Stadium des Übergangs gefangen ist. Eine Ortlose, ohne Zuhause, und ein unerreichbares Ziel vor Augen. So wird sie portraitiert in ihrem Alltag, beim Schwatzen, beim Essen – überhaupt dieses immerwährende Essen in diesem Film, ganz so, als wolle man sich des eigenen Am-Leben-Seins versichern – beim Rumhängen, Zeittotschlagen und Telephonieren. In freilich verwackelten Handkamerabildern gefilmt, dicht dran an den Figuren, das Spektakuläre unspektakulär präsentierend, so befindet sich der Film auf der Höhe des mit dokumentarischen Absichten gedrehten Arthouse- und Festival-Kinos, und kann also weniger ästhetisch, als durch seine Einblicke in eine unbekannte Welt überzeugen.

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