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Delhi Belly (Abhinay Deo, Indien 2011)



Delhi Belly ist eine mitunter sehr lustige, schwarze Komödie über drei Slacker, die in eine schlimme Sache hineingeraten: sie werden unbeabsichtigt zu Kurieren eines ins Land geschmuggelten Päckchens - das aufgrund einer Verwechslung dummerweise verloren geht. Die Mafia findet das jedoch wenig lustig und verfügt über zweifellos überzeugende Argumente, die verloren gegangene Schmuggelware zurückzufordern. Einer der Jungs verdirbt sich bei der Geschichte dann den Magen und ist fortan den Film über damit beschäftigt, eine Toilette zu finden, da es ihm beinahe sprichwörtlich den Arsch zerreisst. Der Film verwebt mehrere Erzählstränge miteinander und bildet somit ein unterhaltsames, eskapistisches Pastiche aus dem Leben der drei Männer und ihres Umfelds, die zusammen in einer heruntergekommenen WG wohnen.

Warum das so ist, wird eigentlich nicht ganz klar. Beruflich erfolgreich sind sie natürlich nicht, aber immerhin haben sie Jobs: Tashi ist Journalist (Imran Khan), Nitin Berry ist Photograph (Kunaal Roy Kapur), und Arup Cartoonist (Vir Das). Einer der Running Gags ist der, dass sie die Wasserrechnung nicht bezahlt haben, was bei Dünnpfiff aka "Delhi Belly" natürlich zu nicht nur olfaktorisch schwierigen Situationen führt. Nitin ist der arme, der hier leiden muss, und bedient sich dann im Kühlschrank bei Arups Orangensaft, um den Mist hinabzuspülen. Nitin hat aber auch die besonders kluge Idee, die die WG aus der Misere retten soll: er fotografiert den Vermieter beim Besuch eines Bordells und plant ihn zu erpressen. Aber damit nicht genug: Vom Arzt angewiesen, landet seine Stuhlprobe irrtümlich beim Gangsterboss (Vijay Raaz) auf dem Schreibtisch, der die geschmuggelten Diamanten in der Dose vermutet. Tashi hingegen, bereits glücklich verlobt, verliebt sich ungünstigerweise in seine Kollegin Menaka, und so wandert auch noch eine Liebesgeschichte in dieses Durcheinander hinein.

Delhi Belly macht Spaß, zweifellos, eine gewisse Zeit lang zumindest, aber irgendwann nerven die Fäkalwitze auch ein wenig. Auch wilde Ritte durch die Stadt, bei der sich die Protagonisten unter Burkas verstecken, sind nur bedingt lustig und geraten schlicht zu albernen Faux-Pas-Jokes, wenn eine der Figuren wie ein Idiot eine Sonnenbrille drüber trägt oder versucht aus einer Flasche zu trinken und - weil er die Handhabung nicht gewohnt ist - sich das Wasser über die Bekleidung kippt. Klar, dass dann der Schwindel auffliegen muss und alle dürfen mal lachen. Irgendwann dreht das dann auch hohl, vor allem gegen Ende, wo sich über die Disco-Fighter-Szenen eine Fortsetzung ankündigt und Aamir Khan seinen (viel zu langen) Cameo-Auftritte hat. Kurzum: ein schöner, respektloser Film, den man aus Indien so nicht unbedingt erwarten würde (ein Land, das einen mit der Einblendung seiner Anti-Raucher-Kampagnen endlos nerven kann) - die große Revolution, wie sie in einigen Reviews ausgerufen wird, kann ich in diesem Film aber nicht entdecken. Dafür hat man den letztlich sehr harmlosen Film dann doch wieder viel zu schnell vergessen.

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