Es ist schon sehr spannend, wieviel schlechte Kritik dieses B-Movie in der Presse eingefahren hat. Dabei hat der Film sehr viel zu bieten und versucht aus seinen Schwächen, etwa vom niedrigen Budget herrührend, auf kreative Weise das Beste zu machen. Und das ist sympathisch und manchmal spannender als das, was üppig budgetierte Mainstreamer hinbekommen. Denn Rise of the Zombie unterläuft häufig die Erwartung des Zuschauers, wenn auch - zugegebenermaßen - nicht immer nur im positiven Sinne. Nur soviel zu Beginn: gefallen hat er mir letztlich ziemlich gut - trotz seiner offensichtlichen Schwächen.
Neil Parker ist ein passionierter Wildlife-Fotograf, der die meiste Zeit auf Reisen ist und seine privaten und sozialen Kontakte vernachlässigt. Auch seine Freundin bemängelt dies und droht ihm damit, ihn zu verlassen. Doch da ist Neil schon wieder beim nächsten Auftrag, in einem weit entlegenen Tal, wo er sein Zelt aufschlägt um seltene Tierarten, Flora und Fauna und Einsamkeit also, abzulichten. Dort führt er das Leben eines Einsiedlers und fühlt sich offensichtlich sehr am richtigen Platze. Als er beim Fotografieren aber eines Tags von einem Insekt gestochen wird und deser Tatsache, die sich bald in eine dicke Schwellung auswächst, keine Bedeutung schenkt, da beginnt er sich zu verändern. Er bekommt Halluzinationen, plötzliche Krämpfe und Schüttelfrost, Hunger auf Fleisch. Derweil frisst sich die Wunde den Arm hinauf und ergreift immer weiter Besitz von seinem Körper, bis Neil, einem Kannibalen gleich und wie in einem permanenten LSD-Rausch, lebende Tiere jagt und verspeist. Und bald sind es auch Menschen, die er, zufällig vorbeikommend, anfällt und verspeist. Neil verwandelt sich in einen delirierenden Zombie.
Rise of the Zombie ist unzweifelhaft der Film von Luke Kenny, der hier in Personalunion als Co-Regisseur, Hauptdarsteller und Produzent auftritt. Der Film allerdings braucht sehr lange, bis er zu seinem Thema findet, doch die gesamte Zeit ist Neil, also Kenny, das vornehmliche Interesse der Kamera. Und er macht seine Sache gut. Vor allem in den späteren Szenen, in denen er seinem Wahnsinn anheim fällt, driftet er ganz wunderbar hinein und wieder heraus aus den verschiedenen Stadien der Verwunderung, der Angst, des Wahnsinns, des Entrücktseins und des Außer-Sich-Seins. Da der Film nur mit seinem Setting und den wenigen Schauspielern auskommen muss, bleibt so ein Großteil am Schnitt, der Montage und insbesondere der Tonspur / der Musik hängen, die hier vor allem für eine dichte Atmosphäre sorgen. Und da werden dann auch keine Kompromisse eingegangen, da wird gecuttet was das Zeug hält und die Tonspur dröhnt so asozial alles zu, dass es ein Pracht ist. Dass der Film darüber hinaus aber dennoch an seinem schwachen Drehbuch leidet, ist unübersehbar. Denn ab dem Moment, in dem Neil sich verändert, hat der Film eigentlich nichts mehr zu erzählen. Neil verwandelt sich eben in immer krassere Stadien der Zombiefizierung hinein, einen eigentlichen Plot gibt es aber nun nicht mehr. Nur die Freundin und der beste Freund machen sich langsam Sorgen und brechen zu ihm auf. Doch da liegen schon die Leichen um das Zelt herum. Und plötzlich, nach 90 Minuten ist der Film dann auch vorbei - ohne zu seinem Ende gekommen zu sein. Teil 2 wird freilich angekündigt (mit dem Titel Land of the Zombie) und man wird den Eindruck nicht los, hier hat jemand eine Filmidee auf zwei ganze Spielfilme gestreckt. Schade, denn dadurch verspielt Rise of the Zombie ein wenig sein Potenzial - wobei seine gemächliche Entwicklung zugleich auch seine Stärke ist. Wie auch immer: ein sehenswerter Horrorflick.
***