Der Crash der Lehman Brothers wirkt sich auch in der hongkonger Finanzwelt katastrophal aus. Viele verlieren ihre Jobs und räumen die Büros. Dananch: leere Schreibtische, leere Räume. Über leeren Raum hinweg entsteht auch eine Liebesgeschichte, zunächst mit Post-Its an den Fenstern: Signale der Kontaktaufnahme hinüber zum Büro im anderen Gebäude. Die sollen die hübsche - und sehr aufrichtige - Analystin Yen becircen (Gao Yuan-yuan), was auch funktioniert. Jedoch, Banker Sean (Louis Koo, nonchalant) ist ein Weiberheld. Aber da ist noch eine andere verlorene Seele (Kevin), gespielt von Daniel Wu, der gute Gegenpart zum Hallodri, allerdings gerade dem Alkohol verfallen, weil: Krise. Aber auch er füllt Räume aus: er ist Architekt. Und jenseits von Post-Its baut er ihr dann gleich ein ganzes Gebäude, riesengroß in Suzhou (ihrer Heimat). Nach ihrem Schatten ist es geformt, den sie an die Wand warf als sie sich am ersten Abend trafen. Es ist also ein permanentes Spiel mit Räumen und deren Überbrückungen, Aussichten, einem Bewegen in der Stadt, einer Rivalität der Männer, die mit der Aufhebung von Distanzen spielt. Und das kann man auch als Kommentar zur Arbeitswelt lesen, die kein Draussen mehr kennt (übrigens auch kein Ausserhalb-der-Arbeit-Draussen, da ständig irgendwelche Handys klingeln, dass noch dies oder das erledigt werden müsse, selbst wenn der Job schon gekündigt ist). Die Menschen in diesem Film befinden sich fast nur innerhalb von Gebäuden, innerhalb von Autos, innerhalb von Wohnungen oder Restaurants. Draussen-sein ist nur der flüchtige Transit von einem Punkt zum anderen, dorthin, wo man wieder eine sinnvolle Aufgabe hat. Dazwischen befindet man sich in Autos oder in Bustransfers. Aufatmen kann man nur kurzfristig auf Balkonen (von Gebäuden), was dann gleich als Luxuserfahrung vermittelt wird. Und nicht umsonst lernt die Protagonistin den richtigen Mann für sie dann auch draussen kennen, am Rande eines Parks unter abendlichen Laternen, wo man schon sehen kann, wie milde die Luft ist.
In einer Szene, ganz besonders toll, da stehen sie auf einem Wolkenkratzer auf Hongkong Island (mit ziemlicher Sicherheit ist es das "Highcliff" von Dennis Lau und Ng Chun Man) und sehen auf der einen Seite des Balkons beinahe senkrecht hinab auf die Pferderennbahn von Happy Valley, auf der anderen Seite hinüber von Central über den Victoria Harbour bis nach Kowloon. Stadtarchitektur und Gefühlsarchitektur werden hier kurzgeschlossen in einem Liebesdreieck, das oft auf der Kippe steht. Für wen wird sie sich nur entscheiden? Nun, das kann man recht früh erahnen - zumindest, welcher der beiden der Richtige für sie wäre. Und ein toter Frosch auf dem Bürofußboden deutet da schon sehr stark in die richtige Richtung. Alberner Johnnie To, ja, aber so muss das sein.
***