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Es werden Posts vom September, 2015 angezeigt.

Paruthiveeran (Ameer Sultan, Indien 2007)

"We will spend our lifes here in jails down south!" (Paruthiveeran) Bei einem turbulenten Dorffest kommt es zu einer Messerstecherei. Ameer Sultan inszneiert das minutiös, präzise und höchstspannend mit einer Kamera, die mitten im Getümmel ist, inmitten des Geschreis, der Songs, der Vielzahl der bespielten und geschlagenen Instrumente. Die Menschen tanzen und toben, Frauen kochen mittendrin auf der Erde oder in den Zelten, eine Ziegenherde läuft durchs Bild. Alle sind geschminkt, verkleidet, maskiert, getarnt also. Da kann es schnell zum Aufruhr kommen. Die Polizei ist da, vermutet was, aber die Mörder sind nicht doof. Messer wechseln schnell den Besitzer, werden versteckt, hervorgezogen, Kinder sind auch dabei. Ein Opfer ist hier nirgends sicher, ganz klar, selbst wenn man am Boden liegt merkt das keiner, erstmal. Der Ort ist Paruthiyur, irgendwo auf dem Land nahe der Stadt Madurai in Tamil Nadu, Südindien. Der Held, hier deutlich: ein Anti-Held, Paruthiveeran.

Patong Girl (Susanna Salonen, Thailand / Deutschland 2014)

Die deutsche Familie Schroeder verbringt den Weihnachtsurlaub im thailändischen Phuket, und während sich die Eltern immer wieder den Tag mit kleineren Streitereien versüßen, lernt der schüchterne Sohn Felix ("der Glückliche") die hübsche Thailänderin Fai kennen. Das Verknalltsein ist da, man ist gegenseitig entflammt, wenngleich die Eltern von Felix wenig von der Urlaubsliebelei halten. Zumal eine gewisse Rebecca zu hause auf ihren Felix wartet. Insbesondere die sich ach so vorurteilsfrei gebende Mutter ist voller Vorbehalte und unterstellt dem Mädchen niederste Absichten, da sie sowieso nur eine Prostituierte sein könne. Ihre eigenen Frustrationen lenkt sie in zunächst passiv-aggressiver Weise, dann aber immer offensiver werdend gegen ihren Mann, der sich genervt von seiner Frau distanziert und bald beginnt, die Position des Sohnes zu verteidigen. Aber eigentlich geht es in diesem Film um das junge Liebespaar, das nicht weiß, wie es mit dem fremden Leben im eigenen um

No Smoking (Anurag Kashyap, Indien 2007)

Anurag Kashyaps mit dem experimentellen Filmemachen spielender Film nach einer Story von Stephen King ("Quitters Inc.") und im hippen Geiste eines THE GAME von David Fincher folgt dem Protagonisten namens K, "just K" (John Abraham), auf einer Höllenfahrt in die Abgründe Kalkuttas bzw. seiner eigenen Seele - und das nur, weil er mit dem Rauchen aufhören soll. Die Gattin drängt ihn. Denn Rauchen tut er wie ein Schlot, hat sich schon einen Ersatzlungenflügel von seinem Bruder einfügen lassen müssen. Und dennoch raucht er nicht nur nach dem Sex, sondern auch vor demselben. Und bei einem reichen, gut aussehenden Schnösel wie K ist eigentlich immer "vor dem Sex". Dass der Film bald anfängt zu nerven, wenn er von Stilbruch zu Stilbruch springt, verwundert nicht: zu wenig zwingend wirkt das alles, zu wenig plausibel oder herausgearbeitet. Selbstverliebtes Filmemachen. Warum zum Beispiel immer wieder Szenen mit den Comic-Sprechblasen im Bild? Warum die schwarz

Thilagar (B. Perumal Pillai, Indien 2015)

Die beiden Familien von Bose Pandian und Ugren Pandian sind schon lange verfeindet. Die Liebe zwischen zweier ihrer Kinder kann den Graben tragischerweise auch nicht überbrücken, ganz im Gegenteil: nach dem Mord an Bose eskaliert die Situation vollkommen und über Jahre hinweg wird nur noch mit Macheten kommuniziert. Das Haus kann keiner mehr verlassen ohne über die Schulter zu blicken. Vor allem als der nur noch vom Hass sich nährende Ugren seine drei Söhne verliert, ist mit Frieden überhaupt nicht mehr zu rechnen. Die Polizei, Recht und Gesetz kommen in diesem Film, in dem alle Macht bei den Clan-Ältesten liegt, quasi überhaupt nicht vor. Die dürfen am Ende nur die Leichen wegräumen. Da das ein bejammernswerter Zustand ist, wird dem Zuschauer im Abspann auch noch eins mit der Moralkeule übergezogen. Ein Voice-Over-Kommentar spricht sich ganz deutlich gegen den Hass und für die Nächstenliebe aus, nur so könne Frieden entstehen, eben durch die Vergebung von Schuld. Rache mache alles

Zombie Fight Club (Joe Chien, Taiwan 2014)

Joe Chiens Nachfolge-Film zum schon damals sehr geschmacklosen Debut ZOMBIE 108 haut wieder in dieselbe Kerbe. Sehr viele Zombies, sehr brutal, sehr misogyn. Und: Frauen haben bei Joe Chien nichts zu lachen, es sei denn, sie befinden sich unter dem Einfluß von bewußtseinserweiternden Drogen. Ansonsten dürfen sie schön den pushed up-Busen oder gleich das Hinterteil in die Kamera halten, bevor der Dominator anrückt und es ihnen mal so richtig besorgt. Ich glaube, so primitiv und animalisch habe ich das selten gesehen - und es ist offenkundig, dass wirklich alle Darstellerinnen ausschließlich wegen ihres Aussehens gecastet worden sind. Lasst alle Würde fahren, Herrgott! Hier hätte mich mal ein Behind-the-scenes-Special interessiert. Aber nun zum Film, der mit einem dystopischen Szenario startet, das ebenfalls keine Gefangenen macht. Und wenn dein eigenes Gehirn irgendwann kapituliert, dann geht es dir nicht anders, wie den Figuren im Film (oder Andy On, über dessen Karriere man s

Yuddham Sei / Wage War (Mysskin, Indien 2011)

Nach KATHRATHU TAMIL nun der zweite Film in meiner kleinen tamilischen Filmreihe, die ich mir schon seit längerer Zeit vorgenommen habe. Dieser hier ist noch düsterer und brutaler, zwar einfacher, sprich: linearer in der Narration, aber insgesamt nicht weniger verstörend. Polizei-Officer J. Krishnamoorthy (gespielt von Cheran), still, zurückgezogen, ein harter Hund aber ohne hard boiled -Machismen, ist auf der Jagd nach einem Serienkiller, der seinen Opfern mit einer Kettensäge die Hände absäbelt und diese in einem Pappkarton gut auffindbar in der Öffentlichkeit platziert. Und somit die Polizei herausfordert. Zugleich ist allerdings seine Schwester verschwunden; JK vermutet, sie sei in die Hände von Menschenhändlern geraten. Ganz so schlimm ist es letztendlich zwar nicht, aber die Spuren der verschiedenen Verbrechen führen überraschend zusammen und am Ende sind die Bösewichte dichter dran am Helden, als man zunächst vermutete. Filmen wie YUTHAM SEI würde man wünschen, sie wär

Kattradhu Thamizh aka. Kathratu Tamil / Learning Tamil (Ram, Indien 2007)

Man kann nun nicht gerade behaupten, dass der Tamilische Film in Westeuropa irgendeine Rolle spielen würde. Woran das liegt? Vermutlich an der üblichen kulturimperialistischen Impertinenz, die wie immer lieber Bauchnabelbeschau hält, als mal über den Tellerrand hinauszublicken. Die asiatischen Kinostarts 2015 in Deutschland zum Beispiel sprechen für sich: es ist dieses Jahr wieder einmal ein veritables Desaster, was cinephile Grenzgänger zu entnervend langen Wartezeiten auf punktuelle DVD-Veröffentlichungen zwingt, und weniger hemmungslose Ungeduldige zu den netzwärtigen Torrentseiten. Entweder kann man mit diesen Filmen tatsächlich hier  überhaupt kein Geld verdienen, oder man traut ihnen nichts zu. Vermutlich liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Drei, vier einsame Seelen hätte es für diesen Nervenzertrümmerer in Berlin oder Köln vermutlich schon ins Kino getrieben, aber wer sonst sollte kommen? Das hier ist schließlich nicht LUNCHBOX mit Irrfan Khan. Ram ist ein Regiene

Real / Riaru: Kanzen naru kubinagaryu no hi (Kiyoshi Kurosawa, Japan 2013)

Die Filme von Kiyoshi Kurosawa sind mir im Laufe meines cinephilen Lebens ans Herz gewachsen. Seit ich damit begonnen habe, intensiver asiatisches Kino zu schauen, das war etwa ab 1998, begleitet mich dieser Regisseur. Und obwohl seine Filme in vielerlei Hinsicht sich immer sehr ähnlich sind, langweilen sie mich nie. Freilich, mitunter findet sich auch mal ein schwächerer Vertreter im Oeuvre - das macht aber nichts, denn einerseits finden sich in ihnen immer noch genug Kleinigkeiten, die interessant sind, und andererseits ist es ja auch beruhigend, nicht ständig mit Meisterwerken konfrontiert zu werden. Das würde man ja nicht aushalten. Und in diesem Punkt ähnelt er sehr einem anderen Meister, den ich verehre: Hong Sang-soo. Auch bei ihm sind sich die Filme sehr ähnlich, eher Variationen der immer selben Themen, immer weiter ausschreitend auf einem Feld, das dann doch sehr überschaubar ist. Aber zu entdecken gibt es da genug. Es sind zwei Autorenfilmer mit eigener Handschrift, Kur

Dil Dhadakne Do (Zoya Akhtar, Indien 2015)

Zoya Akhtars Dil Dhadakne Do ist eine romantische Komödie, die sich auf einem Kreuzfahrtschiff abspielt. Anders als man nun vermuten könnte, geht es hier weniger um die Kritik an zeitgenössischem upper class-Elitetourismus, als um die Darstellung der Irrungen und Wirrungen einer dysfunkionalen Familie aus dem Punjab. Der Film spielt hauptsächlich in Europa, da das Schiff über das Mittelmeer fährt. Zoya Akhtars zweiter Film kommt da in den Sinn, der extrem unterhaltsame Zindagi Na Milegi Dobara (2011), in dem drei Jugendfreunde eine Bachelor-Abschlußreise durch Spanien angetreten waren, und die nicht weniger turbulent war als das nun hier Gebotene. Man könnte beide Filme auch als Roadmovies bezeichnen ( ein Gedanke, den Arsaib hier beim Yam Magazine etwas ausführlicher verfolgt ), ein bislang noch relativ wenig ausgeprägtes Genre im Hindi-Kino, sieht man von ein paar Ausnahmen ab, wie etwa Anurag Basus Barfi! (eine Hommage an den "Tramp" von Charlie Chaplin) oder zuletz