Es ist erstaunlich, wie harsch mancherorts die Kritik diesem Film gegenüber ausfällt. Dabei ist er doch nichts weiter, als eine harmlose Komödie. Eben auch nicht mehr, aber woher die Verärgerung? Vermutlich liegt das an einem aufgestauten Unbehagen dem Kino Koki Mitanis gegenüber, der sich schon immer nicht gerade zurückgehalten hat, wenn es um grenzwertigen over-the-top-Humor ging. Den gibt es hier freilich auch, klar, aber doch nicht in einem Ausmaße, als dass es besonders bemerkenswert wäre. Jedenfalls nicht schlimmer, als der amerikanische Hang zum flotten One-Liner oder die Albernheiten aus Hong Kong. Intensitätsgrade wie die ironischen Zynismen eines DEADPOOL aber sind (nur als Beispiel) meilenweit, bzw. hier: Lichtjahre weit entfernt. Da hält der Film immer noch toll die Balance und schubst sich nur in wenigen, ins Extrem gesteigerten Szenen über den Rand des Ufos. Das macht ihn dann alles in allem doch ziemlich erträglich, sogar erfreulich bisweilen. Das liegt aber auch am großartigen Cast, der hier versammelt wurde. Allen voran: Haruka Ayase, die auch in Hirokazu Kore-edas UNSERE KLEINE SCHWESTER (Review) irre toll gespielt hat. Jedoch: die Komödie, so wissen wir und wurde stets gelehrt, ist das schwierigste aller Filmgenres.
Im Jahr 2256 geht es dem intergalaktischen Diner 'Sandsand Burger 33' nicht besonders gut. Der neue angelegte Highway 246666, der die Erde mit einer Kolonie zwischen Jupiter und Saturn mit Hochgeschwindigkeit verbindet, hat dazu geführt, dass an dieser Ausfahrt kaum mehr einer hält. Sie stehen kurz vor dem Bankrott, und Geschäftsführer Noa (Shingo Katori) hat schon seine Rücktrittspapiere bei irgendeiner intergalaktischen Behörde eingereicht. Wenig freut sich darüber seine Gattin Noe (Haruka Ayase), die so wie sonst keine die leckeren Burger isst - und den Traum ihres Mannes nicht leichtfertig aufgeben will. Was immer das genau heißen soll: einen Plan hat sie auch erstmal noch nicht.
Im Verlauf des Films spulen sich die Ereignisse nach dem immer gleichen Muster ab: ein neuer Kunde kommt herein und mischt den Betrieb auf. Allesamt sind es space aliens, die ganz verschiedene Eigenschaften und Features aufweisen. Was die dann immer genau sind, das gehört mit zur Entdeckungsfreude des Films, der wie eine Wunderkiste stets etwas neues Erstaunliches aus dem Hut zaubert. Dieser Hang zum Überraschenden, der auch gerne mal etwas drastischer ausfällt (da man sich ja fortwährend übertrumpfen muss), kann dann doch ziemlich auf die Nerven gehen. Oder ganz toll sein, so wie der florale Kopfschmuck von Noas Ex-Freundin Yuka. Das mit langer Zunge urplötzliche durchs Gesichtschlecken ihres Mannes ist dann weniger appetitlich, richtig eklig wird aber erst die Szene, in der er sich - wie jeden Monat - auf dem Fußboden häuten muss. Die Episode mit der Prostituierten aus dem All geht dann auch anders aus, als sich der Kunde das vorstellt. Nur soviel dazu.
Derlei Spektakel reihen sich in GALAXY TURNPIKE aneinander, und es ist wäre wohl ungehörig, diese hier weiter auszuführen. Das Entdecken dieser japanischen Verrücktheiten (ob alle Witzchen international zünden würden?), der Überraschungseffekt, macht einen großen Teil des Spaßes am Film aus, und die Details sollen also nicht weiter gespoilert werden. Wie in einer klassischen Komödie jedenfalls werden diese Ereignisse nicht entwickelt. Hier baut kaum etwas aufeinander auf, das Drehbuch ist doch recht uninspiriert, was das große Ganze angeht: den Film als Narration. Ermüdend wird es dann auch mit der Zeit, immer neue und weitere Szenen und Kuriositäten durchstehen zu müssen, in denen wieder etwas Skurriles geschieht. Vom Drehbuch her gedacht bleibt vieles singulär und damit: additiv und auf lange Sicht willkürlich. Der Aspekt der Screwball-Komödie, der dem Film innewohnt, wird nach und nach zu Comic-Sketch-Niveau herunter gedummt, das man derart auch in einer Late-Night-Show im Fernsehen würde sehen können. Das ist bedauerlich, steht jedoch auch exemplarisch für eine Herangehensweise ans Filmemachen, die dem Zuschauer im Kino gestattet, zwischendurch mal seinen Newsstream am Mobiltelefon zu checken, ohne gleich aus der Geschichte zu fliegen. Schade, dass der Film dann doch so belanglos geworden ist.
Michael Schleeh
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