Direkt zum Hauptbereich

Ichi (Fumihiko Sori, Japan 2008)

Eine blinde Schwertkämpferin (Haruka Ayase) hilft einem unbeholfenen Samurai bei einem Angriff mehrerer Gauner aus der Patsche. Der rivalisierende Clan hält ihn daraufhin für einen Helden und stellt ihn als Bodyguard an, doch stellt sich heraus, daß er unfähig ist, sein Schwert zu ziehen. Dies wird durch eine psychische Blockade verhindert, deren Ursprung in der Kindheit liegt. Doch die blinde Samurette ist nicht weit, denn nach und nach hat sich auch ihr Herz für ihn entflammt.

Es wird viel zitiert in diese Film - unzählige Szenen kennt man aus den klassischen und modernen Samuraifilmen. Das ist zunächst ganz spannend, spart der Film doch auch nicht mit überzeichneten Charakteren, die ihn in Richtung Groteske rücken. Mit zunehmender Laufzeit entdeckt der Film allerdings seinen Hang zur poetischen Langsamkeit und kann nur mit Mühe seine überlange, zweistündige Laufzeit beenden. Auch immer deutlicher werden große Schwächen im Rhythmus, die ihn mehrfach ausbremsen, sodaß man teils schon schwer genervt ist bei jeder weiteren Unterbrechung der Haupthandlung. Auch Riki Takeuchis Hackfresse, die erst noch für Zunder sorgt, wird immer mehr zur Karrikatur eines grimmigen Samurais, sodaß man ihn überhauopt nicht mehr ernst nehmen kann. Der Kontrast zur poetischen Elegie, mit der die Liebesgeschichte erzählt wird, könnte größer nicht sein. Und man hofft wenigstens auf die Action. Doch auch der zwanzigste Kampf wird irgendwann langweilig, wenn man nichts sieht, die herausgeschnittenen Actionszenen, die den High-Speed der Kampffinesse simulieren sollen, nur Leichenberge anhäuft. Da wünscht man sich mehr Ballett und Kunstfertigkeit oder auch mal Distanz. Lediglich die unglaublich hübsche Protagonistin hält einen bei der Stange. Der westliche Soundtrack ist ebenfalls öfter mißlungen. Hier paßt irgendwie nichts so richtig zusammen. Eine ziemliche Gurke, also.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Abschied

Micha hat diesen Blog fast 15 Jahre mit großer Leidenschaft geführt. Seine Liebe zum asiatischen Kino hat ihn in dieser Zeit in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Menschen gebracht. Viele von euch waren ihm, wenn auch nicht räumlich, so doch gedanklich und emotional sehr nah. Jetzt ist er am 30.12.2021 zuhause in Bonn gestorben. Ich habe mich entschlossen, Michas Schneeland-Blog auch in Zukunft nicht offline zu stellen. So können Interessierte weiterhin all die klugen, detailgenauen und begeisternden Gedanken zum asiatischen Kino nachlesen, die er über die Jahre festgehalten hat.  Neben seinem Blog hatte Micha 2021 noch ein neues Projekt aufgenommen: Gemeinsam mit der Videokünstlerin Sandra Ehlen und Thomas Laufersweiler von SchönerDenken hatte er begonnen, in einem Podcast das filmische Werk von Keisuke Kinoshita zu besprechen. 25 Beiträge sind so bis zu Michas Tod im Dezember noch entstanden. Alle zwei Wochen erscheint nun eine Folge dieser Kinoshita-Reihe. V ielleicht eine sc...

Eighteen Years, to the Sea / 十八歳、海へ (Toshiya Fujita, Japan 1979)

 Toshiya Fujita (Regisseur von z.B. den LADY SNOWBLOOD-Filmen oder STRAY CAT ROCK: WILD JUMBO ) liefert hier einen typischen japanischen End-70er-Jahre Genrebeitrag ab, in dem sich "Junge Wilde" in ihrem ganzen übersatten Ennui dermaßen anöden, dass sie auch mal dieses Ding mit dem Doppel-Liebestod ausprobieren wollen. Existenziellere Nöte gibt es kaum, sie sind sogar in ihrer Abschlußklasse ganz vorne auf der Liste. Die Eltern haben alle Geld, aber man kann es sich leisten, es nicht annehmen zu wollen.  Also geht man in Kamakura ins Meer, legt sich mit einer Bikergang an, nimmt Schlaftabletten (aber immer nur eine) und erhängt sich zum Spaß mit einem Seil, das schon ganz verrottet ist und auf jeden Fall reißt.  Ansonsten gibt es viel unbeholfenen Sex, der schnell in Gewalt ausartet, einmal auch in eine (fürs Genre obligatorische) Vergewaltigung, an deren Ende das Opfer den Täter sogar noch bittet, sich zukünftig um die Schwester zu kümmern.  Es ist alles wunderbar a...

Thittam Irandu (2021) ‘திட்டம் இரண்டு’ Directed by Vignesh Karthik

Thittam Irandu is a south Indian Tamil police procedural mixed with a nice love story that turns sour as the female detective investigates in a murder case and consecutively digs into the life of her new boyfriend . It is a very dark and atmospheric police procedural, with a hefty overstuffed script - but also with too many fade outs and accumulated scenes that make it almost impossible to find an organic flow in the long  run. It's getting quite annoying as it loses its 'natural rhythm' further down the road, if there's anything like that in filmmaking. Thittam Irandu could have been a lot better aswell with a little more effort especially in the sound department for there are endless repetitions of filler music. Wouldn't have been bad if it took care of the endless plot meanderings at the end aswell. But, there's good acting throughout, so I won't complain too much. Thittam Irandu is enjoyable for most of the running time, even though it starts to dra...