Direkt zum Hauptbereich

The Quiet Family (Kim Ji-woon, Südkorea 1998)


Nachdem die Familie Kang endlich den Mut dazu hatte, die hektische Großstadt Seoul zu verlassen und in den Bergen eine Pension zu eröffnen, werden die Probleme nicht weniger: denn schon die ersten Mieter suchen die Abgeschiedenheit nicht wegen des Naturerlebnisses auf, sondern um sich das Leben zu nehmen. Vater Kang fürchtet den schlechten Ruf und überredet die anderen dazu, die Leichen im Wald zu vergraben. Als die Behörde allerdings endlich die langersehnte Straße baut, die Touristen heranspülen soll, kollidiert das dummerweise mit den an dieser Stelle verbuddelten Leichen. Nun gibt es kein zurück, also: alle ausgegraben, und woanders wieder eingeerdet. Das ist aber nur das kleinste Problem, mit dem die Familie zu kämpfen hat.

Schwarze Komödien aus Korea können ja so gut sein! Kims Debut hat noch nicht die narrative Dichte vom nachfolgenden THE FOUL KING (2000), dem Kurzfilm MEMORIES von der Kurzfilmkompilation THREE (2002) oder dem glänzend inszenierten A TALE OF TWO SISTERS (2003), ist aber nicht nur wegen Choi Min-sik und Song Kang-ho einen Blick wert, sondern ist mit einem feinen Gespür von Humor inszeniert, der ständig in die Groteske umzuschlagen droht. Dabei hat dieser Film noch deutlich mehr Bodenhaftung als der nicht minder großartige japanische Crazy-Family-Film DIE FAMILIE MIT DEM UMGEKEHRTEN DÜSENANTRIEB (1984, Sogo Ishii), der sich aber mehr an Problemen der japanischen Gesellschaft abarbeitet, als QUIET FAMILY an koreanischen, welcher nur bedingt mit glaubwürdigen Prämissen arbeitet.
Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, daß Takashi Miike mit THE HAPPINESS OF THE KATAKURIS (2001) ein gelungenes Remake kreierte. Den Schauspieler Song Kang-ho wird man übrigens hoffentlich bald in Park Chan-wooks Vampirfilm THIRST sehen können.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Abschied

Micha hat diesen Blog fast 15 Jahre mit großer Leidenschaft geführt. Seine Liebe zum asiatischen Kino hat ihn in dieser Zeit in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Menschen gebracht. Viele von euch waren ihm, wenn auch nicht räumlich, so doch gedanklich und emotional sehr nah. Jetzt ist er am 30.12.2021 zuhause in Bonn gestorben. Ich habe mich entschlossen, Michas Schneeland-Blog auch in Zukunft nicht offline zu stellen. So können Interessierte weiterhin all die klugen, detailgenauen und begeisternden Gedanken zum asiatischen Kino nachlesen, die er über die Jahre festgehalten hat.  Neben seinem Blog hatte Micha 2021 noch ein neues Projekt aufgenommen: Gemeinsam mit der Videokünstlerin Sandra Ehlen und Thomas Laufersweiler von SchönerDenken hatte er begonnen, in einem Podcast das filmische Werk von Keisuke Kinoshita zu besprechen. 25 Beiträge sind so bis zu Michas Tod im Dezember noch entstanden. Alle zwei Wochen erscheint nun eine Folge dieser Kinoshita-Reihe. V ielleicht eine sc...

Eighteen Years, to the Sea / 十八歳、海へ (Toshiya Fujita, Japan 1979)

 Toshiya Fujita (Regisseur von z.B. den LADY SNOWBLOOD-Filmen oder STRAY CAT ROCK: WILD JUMBO ) liefert hier einen typischen japanischen End-70er-Jahre Genrebeitrag ab, in dem sich "Junge Wilde" in ihrem ganzen übersatten Ennui dermaßen anöden, dass sie auch mal dieses Ding mit dem Doppel-Liebestod ausprobieren wollen. Existenziellere Nöte gibt es kaum, sie sind sogar in ihrer Abschlußklasse ganz vorne auf der Liste. Die Eltern haben alle Geld, aber man kann es sich leisten, es nicht annehmen zu wollen.  Also geht man in Kamakura ins Meer, legt sich mit einer Bikergang an, nimmt Schlaftabletten (aber immer nur eine) und erhängt sich zum Spaß mit einem Seil, das schon ganz verrottet ist und auf jeden Fall reißt.  Ansonsten gibt es viel unbeholfenen Sex, der schnell in Gewalt ausartet, einmal auch in eine (fürs Genre obligatorische) Vergewaltigung, an deren Ende das Opfer den Täter sogar noch bittet, sich zukünftig um die Schwester zu kümmern.  Es ist alles wunderbar a...

Thittam Irandu (2021) ‘திட்டம் இரண்டு’ Directed by Vignesh Karthik

Thittam Irandu is a south Indian Tamil police procedural mixed with a nice love story that turns sour as the female detective investigates in a murder case and consecutively digs into the life of her new boyfriend . It is a very dark and atmospheric police procedural, with a hefty overstuffed script - but also with too many fade outs and accumulated scenes that make it almost impossible to find an organic flow in the long  run. It's getting quite annoying as it loses its 'natural rhythm' further down the road, if there's anything like that in filmmaking. Thittam Irandu could have been a lot better aswell with a little more effort especially in the sound department for there are endless repetitions of filler music. Wouldn't have been bad if it took care of the endless plot meanderings at the end aswell. But, there's good acting throughout, so I won't complain too much. Thittam Irandu is enjoyable for most of the running time, even though it starts to dra...