Das chinesische Remake von Cellular (US 2004), den man anscheinend kennen muss, da er in jeder Kritik erwähnt wird, ist ein überzeugender Mainstream-Actionfilm geworden. Mit einem Trottel (Louis Koo), der, in eine üble Situation geraten, plötzlich Großes zu leisten im Stande ist, ist der knallharten Action ein komödiantischer Gegenpol gesetzt worden. Die Action hingegen manifestiert sich hier hauptsächlich in halsbrecherischen Verfolgungsjagden jeglicher Art.
Es geht um eine Entführung und skupellose Erpresser, dabei natürlich um Leben und Tod, eine fragile Mobiltelefonleitung, die die entführte Frau mit dem Helden verbindet, und um ein Video, dem alle hinterherjagen. Dieses ist lange Zeit nur ein McGuffin, der hier alles am Rotieren hält. Man weiß längere Zeit nicht, um was es eigentlich geht, oder wer tatsächlich die Guten, wer die Bösen sind. Gröbere Schnitzer sind glücklicherweise vermieden worden, Unwahrscheinlichkeiten selbstredend nicht. Das ist aber tolerabel, bekommt man hier "realitätsnahe" old-school-action präsentiert, die sich durch interessante Darstellungsformen auszeichnet und keinem Superlativismus verpflichtet ist.
Daß in einer chinesischen Erfolgsproduktion Hong Kong schöner aussieht als New York, muß man freilich akzeptieren; die Autos sauberer, alle gut gestylt, aalglatt und die Frauen mit Schmuck behangen sind, und natürlich auch die Wohnräume, etwa die Lofts, schöner designt sind als sonstwo auf der Welt. Die scheinbar notwendige, exzessive Darstellung kapitalistischer Kulturgüter verdeutlicht ein noch unvollständiges Selbstbewußtsein, das die Abbildung zweifelhafter production values als Zeichen von Reichtum, Wohlstand und Erfolg mit Souveränität verwechselt und ähnlich peinlich wirkt, wie die gelackten Oberflächenthriller aus Südkorea. Von Krise keine Spur. Daß solche Filme in diesem Land möglich sind, ist eine feine Sache; es sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß engagierte Filmkunst etwas anderes ist: eine Zensur wird obsolet, wenn sich der Markt selbst zensiert.
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