Direkt zum Hauptbereich

All my Failed Attempts (Tan Chui Mui, Malaysia 2008)


Ein Experiment ist es, das die sehr agile Tan Chui Mui, ihres Zeichens Filmemacherin, Produzentin, Cutterin, Scriptwriter und manchal auch Schauspielerin, hier präsentiert: auf der DVD versammeln sich 7 Kurzfilme, die sie alle innerhalb eines Jahres gedreht hat – mit der Besonderheit, dass jeder Film konsequent innerhalb eines Monats realisiert werden mußte. Zeitdruck also, die Ballung der Kreativität auf den Punkt hin und der Druck im Hier und Jetzt zu arbeiten, nicht mehr revidieren zu können, zeichnet diese Produktion aus.

Und was am Ende herausgekommen ist, das ist von unterschiedlicher Qualität. Der selbstironische Titel zeugt davon, dass wohl auch ein klein wenig Wahrheit in ihm steckt. Die gelungeneren Filme der jungen, sympathischen Regisseurin sind dialoglastige, melancholische Momentaufnahmen zeitgenössischen, modernen Lebens, in denen die Konflikte junger Menschen mit großer Leichtigkeit gezeigt werden, ganz ohne dräuende Arthouse-Schwere oder flatterhafte Anbiederungen an die Popkultur. Dabei aber auch immer ruhig, mit dem Mut zur Leerstelle, reflexiv und behutsam, die Charaktere nie ausstellend. Eine Mofafahrt durch das nächtliche Kuala Lumpur wird zum Akt einer intimen Befreiung, der man als Zuschauer beiwohnen darf, ohne daß man sich als Voyeur begreifen muß. Ebenso sind die Twists am Ende, so es sie denn gibt, sympathische Umwälzungen der Ereignisse, die schon auch mal meta-filmisch die Wahrnehmung des Zuschauers hinterfragen, besser: auf die Schippe nehmen, und einem das eigene Schubladendenken vorführen. Und das ohne Zeigefinger.

Produziert hat „Da Huang Pictures“, eine Produktuionsfirma, die Tan Chui Mui mit Liew Seng Tat ("Halal" - click here) - der auch in mehreren der Kurzfilme Cameos hat - und Amir Muhammad in bester D.I.Y.-Manier gegründet hat. Ihr fulminanter, etwa halbstündiger Kurzfilm A TREE IN TANJUNG MALIM (2005), über den ich hier etwas geschrieben habe, hatte in Oberhausen den ersten Preis abgeräumt. Äußerst sympathisch, das.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Abschied

Micha hat diesen Blog fast 15 Jahre mit großer Leidenschaft geführt. Seine Liebe zum asiatischen Kino hat ihn in dieser Zeit in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Menschen gebracht. Viele von euch waren ihm, wenn auch nicht räumlich, so doch gedanklich und emotional sehr nah. Jetzt ist er am 30.12.2021 zuhause in Bonn gestorben. Ich habe mich entschlossen, Michas Schneeland-Blog auch in Zukunft nicht offline zu stellen. So können Interessierte weiterhin all die klugen, detailgenauen und begeisternden Gedanken zum asiatischen Kino nachlesen, die er über die Jahre festgehalten hat.  Neben seinem Blog hatte Micha 2021 noch ein neues Projekt aufgenommen: Gemeinsam mit der Videokünstlerin Sandra Ehlen und Thomas Laufersweiler von SchönerDenken hatte er begonnen, in einem Podcast das filmische Werk von Keisuke Kinoshita zu besprechen. 25 Beiträge sind so bis zu Michas Tod im Dezember noch entstanden. Alle zwei Wochen erscheint nun eine Folge dieser Kinoshita-Reihe. V ielleicht eine sc...

Aido: Slave of Love (Susumu Hani, Japan 1969)

Here are some pictures I took during a private screening of Susumu Hani's extremely rare and seldom seen feature film  AIDO - SLAVE OF LOVE , which is the movie Hani made after the famous NANAMI: INFERNO OF FIRST LOVE. The film is beautifully shot, completely absorbing and structurally abandoning all narrative consensus - it is somehow - for most of the time - a subjective trip into the mind of the protagonist Shusei (Kenzo Kawarasaki). As you can asume, a dreamlike state predominates the film; and with its' devotion to extensively focussing on the details of the body while making love, presented in detailed close-ups, aswell as its' beautifully daring setpieces, it reminded me to some extent of Toshio Matsumoto's experimental oeuvre, as for example in his short film PHANTOM . AIDO was submitted to the competition-section of the 19th Berlin International Film Festival (aka Berlinale) - a fact that is quite astonishing, if you consider the direction the main section of ...

Sleep Has Her House (Scott Barley, GB 2016)

"And the dark is always hungry." (Scott Barley) Scott Barley's apocalyptical drone-room of a film is a fascinating experience. Not only a film to watch, but definitely one to listen to, as the audio is almost as impressive as its pictures. Very often, the images are blurred in the beginning, but with the slightest movements of the camera, the picture does get clearer, more concrete, focused, but sometimes nothing happens at all, too. Nevertheless, the film feels very dynamic - it's a weird state of an inherent Bildspannung , a suspense (and tension that might rip apart) inside of the images themselves that keeps you totally immersed.  Static movement  of the camera might be the term of technique to describe the process of capturing those dreamlike images, which are almost incomprehensive at first, always hard to grasp. As there seems to be no plot, no dialogue, no actors, there are none of the usual narrative anchors that guide us through a film, or movie. O...