Nausicaa aus dem Tal der Winde / Nausicaä of the Valley of the Wind / Kaze no tani no Naushika (Hayao Miyazaki, Japan 1984)
In einer nicht allzufernen postapokalyptischen Zukunft hat der Mensch die Erde im sogenannten Krieg der Sieben Tage des Feuers gründlich vernichtet. Die Völker kämpfen um ein Überleben, aber eben nicht nur gegeneinander, sondern auch gegen die überall herumtreibenden giftigen Sporen, die von giftigen Pilzwäldern, dem sog. Meer der Fäulnis, abgesondert werden. Auch die Tierwelt hat sich nun endlich gegen die Aggressoren, also die Menschen, verschworen. Zumindest, was von ihnen übrig blieb: Insekten und allerlei mutiertes Viehzeuch, gefährlich sind vor allem die riesigen Ohmus, die als Horde auftretend, alles niederwalzen, was im Wege steht.
Allein das zurückgezogen lebende Volk des Tales des Windes, welches von der Prinzessin Nausicaä regiert wird, hat sich seine Menschlichkeit bewahrt. Allen voran die Prinzessin, die auf ihrem Fluggleiter, der Möwe, für Recht und Ordnung sorgt. Sie ist eine der wenigen, die erkannt hat, dass der Mensch selbst an seinem Unheil Schuld hat. Ist er es doch, der für die Natur so gründlich vergiftet hat.
Der Erfolg NAUSICAAs ermöglichte Miyazaki die Gründung des Studio Ghibli, des wohl erfolgreichsten und international bekanntesten Animationsstudio Japans. NAUSICAA trägt schon sehr viele der Themen in sich, wodurch sich die Filme des Studios in den folgenden Jahren auszeichnen sollte. Ein krative Zukunftsgeschichte, in der die Zeitebenen scheinbar ausgehebelt sind, moralisch aufrechte, unschuldige Sympathiefiguren, die für das Gute kämpfen, eine übersprudelnde Kreativität und liebevolle Gestaltung der kreierten Welten, und einen zu Herzen gehenden, oft zu Tränen rührenden Plot. Das Studio Ghibli ist auch einer der Eckpfeiler der Anime-Missionare, die den westlichen Hemisphären beigebracht haben, dass animierte Filme nicht zwangsläufig Kinderfilme sind. Ungewöhnlich für unseren Kulturkreis sind dennoch eine Vielzahl von Dingen - angefangen bei der häufig weiblichen Heldin -, die uns auf durchaus unterhaltend leichtfüßige Weise das Tor zu einem einfacheren Verständnis ihrer Phänomene aufzuschließen wissen; etwa was die Phänomene der beseelten Natur angeht, eine Brücke zum Shintoismus. Außerdem zeichnen sich die Filme durch eine Verquickung von östlicher und westlicher Mythologie (wie hier der griechischen Antike), oft auch durch die der Schauplätze, aus.
So ist die stark pazifistische Botschaft dieses Öko-Fantasy-Krieg-Märchens eben genau deshalb nie kitschig, da sich das Pathos in der atemlos machenden Suche der Heldin nach dem Ausweg vor der Zerstörung manifestiert, und nicht in den abgedroschen Phrasen bedeutungsschwanger inszenierter Dia- oder Monolge, welche wohlschmückende Erkenntnisse auf der Strahlung des silbernen Lichtschwertes eifernd vor sich herzutragen gewohnt sind. NAUSICAA ist ein toller, kurzweiliger Film, den man sich definitiv ansehen sollte, wenn man sich für ein derartiges Kino interessiert.