Sabus Adaption ist nunmehr die dritte (oder vierte?) des ungewöhnlicherweise aktuell gewordenen Themas: dem Film liegt ein Roman von 1923 des Autoren Takiji Kobayashi zugrunde, in welchem "at the height of Japan’s proletarian literature movement" die Arbeiter auf einem Krabbendampfer gegen ihre unmenschliche Ausbeutung revoltieren. 1953 erfuhr der Text eine erste filmische Umsetzung durch So Yamamura, in dem etwa Masayuki Mori zu sehen ist, der als Kurosawa-Regular aus RASHOMON, THE BAD SLEEP WELL oder als Myshkin in THE IDIOT bekannt sein dürfte. 2008 erfolgte eine enorm erfolgreiche Mangaumsetzung, über die es hochqualitativ hier bei néojaponisme einiges zu lesen gibt.
Sabus Umsetzung darf trotz einiger Untiefen als gelungen bezeichnet werden, übersetzt er doch die Handlung in einen zeitgenössischen Kontext, der durchaus auch aktuellen, pop- und jugendkulturellen Aspekten Genüge trägt (Musik, T-Shirts usw). In vielen Szenen als Kammerspiel inszeniert, wird die stetig zunehmend bedrückende und äußerst gewalttätige Atmosphäre durch etwas Humor aufgelockert (etwa die Massenselbstmordszene), doch begibt sich der Film so auf eine etwas schiefe tragikomische Ebene, bei dem der Zuschauer nicht weiß - vor allem vor dem Hintergrund sonstiger Arbeiten Sabus - was er da eigentlich genau sieht.
Ryuhei Matsuda als Protagonist ist klug gewählt, der gutaussehende und charismatische Schauspieler kann voll überzeugen und gibt dem Film nach etwa 40 Minuten so etwas wie ein emotionales Zentrum; denn die übrigen Darsteller sind notwendigerweise keine psychologisch ausgestalteten Figuren, sondern als Typen oder Funktionsträger angelegt (ein distanzierender Aspekt der Performanz, der sicherlich vielen jüngeren Rezipienten die Anknüpfung erschwert). Bis dahin schaut man also verwundert dem abstrakten Treiben zu. Als nach einer Stunde Spielzeit dann klar wird, worauf der Film hinausläuft, und am Ende noch der Ausblick auf die Utopie möglich wird, ist man doch positiv überrascht - und ich zumindest gnädig gestimmt. Die erste Hälfte des Filmes macht es einem nicht gerade leicht, vor allem ohne Vorkenntnis des Stoffes. Japaner müßte man sein, dann würde man sich nicht so unbedarft dem Film zugewandt haben. Die Frage aber bleibt, wie man heute einen derart politischen Film auf dem Markt platzieren kann, der sein Zielpublikum (eine größtenteils entpolitisierte Jugend) überhaupt erreichen kann.