Das Chaos ist die Struktur. Wie in den Bildern, so geht es, zumindest auch in der erzählten Geschichte, lange sehr durcheinander. Bis man alle Handlungsfäden auseinandersortiert hat, braucht es schon ein Weile. Aber schon von Beginn an, wenn die erste Sequenz die beiden Auftragskiller bei einem "Job" zeigt, ist man vollkommen hooked. Joel Torre und Gerald Anderson sind zwei Auftragskiller, die im Dienste eines undurchsichtigen und korrupten Syndikats Auftragsmorde durchführen. Das Besondere dabei: sie sitzen eigentlich seit Jahren im Knast. Keiner würde sie als Täter verdächtigen. Ein kompliziertes System aus Schmiergeld und Gewalt ermöglicht es ihnen und den Helfeshelfern, sie für diese Aufträge auszuschmuggeln, und anschließend wieder in den Knast hineinzubringen. Ganz wunderbar veranschaulicht das die Kamera in einer frühen Sequenz, die einfach den Protagonisten durch die verwirrenden Gänge, das undurchschaubare Labyrinth des Gefängniskomplexes folgt.
In dieser Art ist auch der erste Auftragsmord inszeniert: ein Labyrinth aus Menschen, ein wogendes Meer aus Körpern, Musik, Trubel und Turbulenz. Bei einem karnelvalsähnlichen Fest, wie sich die beiden heranbewegen an ihr Opfer, und dann völlig offen, kaltblütig und brutal zuschlagen. So sehr der Film ein Farbenmeer ist, so sehr ist er zugleich ein nachtdunkler, durch Schatten verhuschter Irrgarten des Diffusen. Nach dem Auftrag bleibt den beiden ein wenig Zeit, um die eigenen Familien besuchen zu können - neben etwas Geld die eigentliche Bezahlung ihres Jobs. Die Tochter des Protagonisten etwa denkt, er sei permanent auf Dienstreise unterwegs, und deswegen nie zuhause. Die Fassade kann zumindest halbwegs aufrecht erhalten werden.
Die Situation spitzt sich dann allerdings zu, als ein neuer Inspektor mit der Aufklärung der seltsamen Mordefälle beauftragt wird. Das ist der Sonnyboy und philippinische Mädchenschwarm Piolo Pascual, der mit seinem sympathischen Lächlen (oder einem nackten Oberkörper), Begeisterungsrufe im Publikum auszulösen versteht. Dieser stürzt sich hinein in das Geflecht des Syndikats, entdeckt die geheimen Verbindungen, die bis in die höchsten Spitzen der Politik reichen - wo er übrigens auch auf den eigenen Schwiegervater trifft. Damit bringt er eine Lawine ins Rollen, die ihn mitzureißen droht. Hier sind alle korrupt, das gesamte Gesellschaftssystem.
ON THE JOB ist enorm packend inszeniert - alleine die Verfolgungsjagden sind völlig überwältigend. Dazu passt ein hypnotischer, einfach gehaltener Score, der ständig unter der Oberfläche pulsiert wie ein riesiger, unsichtbarer Motor. Außerdem hat man es hier mit zwei unglaublich sympathischen Protagonisten zu tun, sowohl der Cop als auch der Verbrecher stehen in der Gunst gleichwertig nebeneinander. Und dies ist dann doch etwas ungewöhnlich, da die ansonsten klar definierte Linie zwischen Gut und Böse in ON THE JOB vollkommen aufgelöst ist. Da wundert es dann auch nicht mehr, wenn das Publikum auch bei gelungenen Mordaktionen begeistert Beifall klatscht. Wie auch beim Humor konnte man deutliche Unterschiede in der kulturellen Prägung wahrnehmen. Bei manchen Szenen habe ich nicht verstanden, warum meine philippinischen Nebensitzer in heiteres Gelächter ausgebrochen sind. Für europäische Augen war da nichts Lustiges zu erkennen. ON THE JOB ist schnell, hart, und gritty. Sein Ruf eilt ihm voraus, und das zurecht.
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