Das Lächeln im Angesicht der Tragödie: Yasujirô Shimazus Tonari no Yae-Chan / Our Neighbour, Miss Yae (Japan 1934)
Als ich vor kurzem einmal wieder Our Neighbour, Miss Yae gesehen
hatte, da war das einer von diesen seltenen Momenten, wo man nicht genau
weiß, was da eigentlich gerade passiert ist; aber als die Abblende kam,
nach dem letzten Bild mit der Kamera in den wolkenverhangenen Himmel
hinauf – obwohl sich doch, wenn nicht alles, so doch so manches zum
Guten aufgelöst hatte – war ich den Tränen nahe und zutiefst gerührt.
Dabei war da gar nichts wirklich Rührseliges passiert, oder gar
aufwühlend Melodramatisches. Der Film endet so, wie er anfängt,
zumindest auf der Tonspur. Eine liebliche, langgezogen sehnsuchtsvolle
Geigenminiatur, die von etwas Herzschmerz aus dem Leben kleiner Leute
der unteren Mittelschicht aus irgendeiner japanischen Vorstadt in der
Nähe von Tokio verkündet. Einmal sagt die Mutter, heute sei das Wetter
so klar, man könne den Fuji sehen, aber das muss man glauben. Im Film
taucht er nicht auf. Das ist kein Film für nationale Monumente. Hier
wirken Dinge und Kräfte, die man nicht unbedingt auf den ersten Blick
sehen kann – auch wenn sie gefühlt sehr groß sind.
Der vollständige Text ist bei shomingeki in Ausgabe No. 25 erschienen. Hier kann man ihn lesen.
Michael Schleeh
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