Japan im 17. Jahrhundert: Ein Mann, der die Frauen liebt - aber auf besondere Art: er möchte sie glücklich machen. Das bedeutet nicht, daß er sie nicht bei jeder Gelegenheit auf die Tatami werfen möchte! Doch scheut er auch finanziell keine Ausgaben, die Angebetete zu beglücken. Ein Lächeln auf ihrem Gesicht... und er hat seine Mission erfüllt.
So bekommt der Casanova relativ schnell Probleme mit dem strengen und enorm geizigen Vater, dessen Geld er nur allzu willig zum Fenster hinauswirft. Ein Reise nach Edo soll den Kopf des Heißsporns kühlen und eine Stelle als einfacher Angestellter in einer Filliale des väterlichen Geschäfts Vernunft in ihn hineinzwingen. Dieser weiß natürlich, was da gespielt wird, und entfleucht auf eine mehrjährige Reise durch die Städte und Provinzen des Landes - ein Taugenichts mit edlem Ansinnen.
Denn abgesehen von sexuellen Vergnügungen versteht sich Yonosuke (glänzend burlesk gespielt von Raizo Ichikawa) tatsächlich als Glücksbringer der unglücklichen, oft mißhandelten Frauen. Dies ist eben die zweite Ebene des Films, die bittere reale. Ist ein guter Teil des Filmes in buntem Komödienton gehalten, so ist die andere eine der Gewalt und der Armut. Arm und Reich, das sind zwei strikt voneinander getrennte Welten, und daß die Armen unten bleiben, darum kümmern sich die Reichen mit großer Leidenschaft: Frauen werden vergewaltigt, in die Gosse getreten. Sie kommen in diesem Film sowieso fast nur als Prostituierte vor - oder als geprügelte Hausfrauen verarmter Samurai oder eben geiziger Händler. Wenn sich in den ärmeren Schichten Widerstand regt, dann wird der blutig niedergeschlagen. Und auch das zeigt Masumura in drastischen Bildern, etwa wenn Bauern von einer Überzahl an Schlägern totgeprügelt, oder wenn Emporkömmlinge enthauptet werden. Da sieht man die Köpfe sauber aufgereiht zur Abschreckung der unteren Stände.
Diese Bilder kontrastieren stark mit den bunten, heiteren, burlesken Kapriolen des Frauenbeglückers; und verbürgen gleichzeitig seine Mission. Yonosuke leidet tatsächlich unter den Ungerechtigkeiten, die den Schwächsten und Wehrlosen angetan werden. Dafür nimmt er auch gerne den eigenen Ruin in Kauf. Doch die Bezahlung in sexueller Währung, die ist ihm mehr als recht.
A LUSTFUL MAN ist ein skuriler Film, voller Esprit und dynamischer Szenen - eine sehr unterhaltsame Komödie und ein erschreckendes Gesellschaftsportrait zugleich. Raizo Ichikawa brilliert in dieser extravaganten und picaresken Rolle, und ihm gelingt es, die komplexen Anforderungen an seinen Charakter nicht nur glaubhaft, sondern wie federleicht darzustellen. Ganz toll.