Direkt zum Hauptbereich

Megane / Brillen / Glasses (Naoko Ogigami, Japan 2007)


Als eine junge, gestresste Professorin ihren Frühjahrsurlaub auf einer kleinen Insel zu verbringen gedenkt, ist sie bei Ankunft in ihrer Ferienpension überrascht: außer ihr gibt es keine anderen Gäste in dieser Idylle. Die Frage nach dem warum, klärt sich schnell: es gibt hier absolut nichts zu tun. Die Menschen verbringen ihre Zeit mit Morgengymnastik am Strand, gutem Essen und ansonsten mit ausgiebigem Dahindämmern. Also etwa stundenlang auf das Meer zu schauen, zu angeln (obwohl an dieser Stelle noch nie ein Fisch angebissen hat), und faszinierend lecker aussehendes, geraspeltes Eis zu essen. Die Dame ist verzweifelt, will sie ihren Urlaub doch auch "nutzen" - und außerdem rückt ihr, der Sozialphobikerin, der Familienanschluß zu sehr auf den Pelz.

Regisseurin Ogigami fragt mit diesem sehr ruhigen Film wie nebenbei danach, was man vom Leben erwartet, mit was man zufrieden ist, wo man seinen Platz in der Gesellschaft findet. Da ähnelt MEGANE sehr dem Vorgänger KAMOME SHOKUDO, in der die Protagonistin als Exilantin ein kleines Lokal in Finnland aufgemacht hatte. MEGANE ist jedoch noch etwas ruhiger, dabei betörend stilsicher und vor allem in seinem lakonischen Humor unglaublich charmant. Nicht nur wachsen einem die Charaktere ans Herz, die langen Einstellungen und minimalen Kamerabewegungen verdeutlichen dem Zuschauer auch auf formaler Ebene die Gemächlichkeit der Ereignisse, welche so erst den Blick frei machen für die Schönheit der alltäglichen Dinge.

Michael Schleeh

***

Beliebte Posts aus diesem Blog

Abschied

Micha hat diesen Blog fast 15 Jahre mit großer Leidenschaft geführt. Seine Liebe zum asiatischen Kino hat ihn in dieser Zeit in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Menschen gebracht. Viele von euch waren ihm, wenn auch nicht räumlich, so doch gedanklich und emotional sehr nah. Jetzt ist er am 30.12.2021 zuhause in Bonn gestorben. Ich habe mich entschlossen, Michas Schneeland-Blog auch in Zukunft nicht offline zu stellen. So können Interessierte weiterhin all die klugen, detailgenauen und begeisternden Gedanken zum asiatischen Kino nachlesen, die er über die Jahre festgehalten hat.  Neben seinem Blog hatte Micha 2021 noch ein neues Projekt aufgenommen: Gemeinsam mit der Videokünstlerin Sandra Ehlen und Thomas Laufersweiler von SchönerDenken hatte er begonnen, in einem Podcast das filmische Werk von Keisuke Kinoshita zu besprechen. 25 Beiträge sind so bis zu Michas Tod im Dezember noch entstanden. Alle zwei Wochen erscheint nun eine Folge dieser Kinoshita-Reihe. V ielleicht eine schöne

House Owner (2019) ‘ஹவுஸ் ஓனர்’ (directed by Lakshmi Ramakrishnan)

 Während der Regenzeit in Chennai geht ein zurückgezogen lebendes, älteres Ehepaar durch turbulente Zeiten. Anstatt sich den Lebensabend zu versüßen, sind sie in einer endlosen Spirale der Beziehungshölle gefangen - und zwar deswegen, weil der Ehemann an Alzheimer erkrankt ist. In dieser schwierigen Situation managt die Ehefrau den gesamten Haushalt - aber nicht nur das. Sie kümmert sich freilich um alles und erträgt auch die ruppige Art des ehemaligen Armeegenerals, der sich seiner eigenen Krankheit nicht bewußt ist. Die Schärfe in der Stimme, den ehemaligen Kasernenhof-Ton, hat er leider aber nicht vergessen.    Sriranjini ist dann auch die heimliche Protagonistin und generell die Hauptfigur in diesem aufs Nötigste reduzierten Drama, die alles überstrahlt - und sie meistert die Rolle großartig. Immer wieder bricht der Film aus der aktuellen Zeitschiene aus und springt hinüber auf eine andere, vergangene. Sie zeigt, wie es früher war. Wie sich die beiden kennenlernten, wie er um si

Thittam Irandu (2021) ‘திட்டம் இரண்டு’ Directed by Vignesh Karthik

Thittam Irandu is a south Indian Tamil police procedural mixed with a nice love story that turns sour as the female detective investigates in a murder case and consecutively digs into the life of her new boyfriend . It is a very dark and atmospheric police procedural, with a hefty overstuffed script - but also with too many fade outs and accumulated scenes that make it almost impossible to find an organic flow in the long  run. It's getting quite annoying as it loses its 'natural rhythm' further down the road, if there's anything like that in filmmaking. Thittam Irandu could have been a lot better aswell with a little more effort especially in the sound department for there are endless repetitions of filler music. Wouldn't have been bad if it took care of the endless plot meanderings at the end aswell. But, there's good acting throughout, so I won't complain too much. Thittam Irandu is enjoyable for most of the running time, even though it starts to dra