Kumakiri führt uns in ein Japan der Zukunft: Dank des "Revenge-Acts" kann man - um sich am Verursacher zugefügten Unrechts zu rächen - Killerkommandos bestellen, die den Übeltäter eliminieren. Ein besonders kaltschnäuziger Profi ist der Killer Hiroshi mit der schicken Brille, der in seiner Jugend die Detonation einer "Eisbombe" überlebte: ein hinterhältiges Experiment der Militärs, das dreißig Waisenkinder ins Jenseits beförderte. Die hübsche Mariko ist ebenso eine solche Überlebende und jagt mit Hilfe Hiroshis den Sohn des damalig verantwortlichen Kommandanten.
Abstrus, skurril, unglaubwürdig, das alles. Wenn es denn auf die Story irgendwie ankäme. Das aber tut es nicht. Hier geht es um die Atmosphäre, derer Kumakiri ein Meister ist, wie wir seit KICHIKU, ANTENNA, ZOROKU'S DISEASE oder GREEN MIND, METAL BATS wissen. Mir ist es sehr viel lieber, ein Regisseur übernimmt sich auf erzählerischer Ebene und geht stattdessen künstlerische Wagnisse ein. Dafür hat Kumakiri ein Gespür: mit bisher jedem seiner Filme hat er Mut bewiesen. Das nötigt Respekt ab.
FREESIA ist ein inhaltlich etwas überfrachteter und bisweilen unstrukturierter Film. Dafür aber hat er wahnsinnig gute Bilder zu bieten und ist mit einem Score der Extraklasse ausgestattet. Wie hier die Gewalt in die langsame Inszenierung einbricht hat Format. Kumakiri ist meiner Meinung einer der wichtigsten zeitgenössischen Regisseure Japans. Alles Weitere in 10 Jahren.