Spätestens seit Yoji Yamadas (TWILIGHT) SAMURAI-Trilogie ist man ja etwas sensibler geworden für die Belange und Probleme, die sich den herrenlosen Samurai der Edo-Zeit gestellt haben; denn nicht alle wurden zu gewissenlosen Streunern und Killern á la Ryunosuke aus SWORD OF DOOM, Okami Itto aus LONE WOLF oder Samanosuke aus Hideo Goshas TANGE SAZEN. Völlig vergessen hatte man den Familienvater, den Ehemann, den sanftmütigen Samurai, der immer noch an Ehre glaubt, an ein moralisches Miteinander. Yamada hat einem das mit seinen drei tollen, konservativen Filmen ins Bewußtsein zurückgeholt.
Umsomehr ist man dann für die Probleme der Samurai in HUMANITY sensibilisiert, die in einer Gesellschaft leben, in der die Ehre wenig gilt, in der das Geld regiert und derjenige das sagen hat, der sich am besten durchsetzen kann. Deutlich wird das gleich in der Eröffnungsszene, in der ein Samurai gefunden wird, der sich aus Verzweiflung, aus Armut, erhängt hat. Die Bewohner des Viertels beklagen den Verlust, und vollziehen die Totenwache, die dann allerdings in ein Trinkgelage mündet, und den Ton des Films festschreibt: humorvoll, komödiantisch vor dem Hintergrund eines tragischen Daseins. Dadurch erreicht der Film eine Form der tiefen Menschlichkeit, wie man sie aus Yasujiro Ozus Filmen kennt. Die eigentlichen Hauptfiguren, die sich erst nach und nach aus diesem Gesellschaftsportrait herauskristallisieren, sind der Friseur Shinza, der illegale Glückspiele durchführt, sowie der Ronin Matajuro Unno, der verzweifelt bei einem Clanvorsteher vorzusprechen sucht, um Arbeit oder Unterstützung zu bekommen. Dort wird er aber permanent abgewiesen. Seiner Frau, mit der er Papierlampions faltet um die finanzielle Situation aufzubessern, verheimlicht er dies, da er sie vor der Grauenhaftigkeit ihrer Lage bewahren will. Leider entscheidet er sich hier aus übertriebener Rücksichtnahme falsch; die Wahrheit wäre wohl besser gewesen. Als sie hinter seine fortwährenden Lügen kommt, wählt sie ein sehr drastisches Mittel, um sich und ihren Mann von den Leiden zu erlösen.
Dieser in fantastischen Bildern erzählte Film des leider früh verstorbenen Filmemachers Yamanaka zählt zu den großen Klassikern des japanischen Kinos und er kann wohl in einem Atemzug mit Ozu, Mizoguchi oder Kobayashi genannt werden. Das Ineinanderweben der menschlichen Tragödie, die sich im täglichen Überlebenskampf manifestiert, wird hier mit einem feinen und leichten Komödienton verknüpft, sodaß man gebannt und gerührt, tief bewegt dem Geschehen beiwohnt. Die Inszenierung des eng verwinkelten Armenviertels, mit seinen schmalen Gassen und verbauten Behausungen, übt keinen geringen Reiz auf die visuelle Schönheit des Filmes aus und läßt den Schauplatz zu einem handlungstragenden Symbol der komplizierten Lebenswege seiner Bewohner werden. Ein wundervoller Film.