Direkt zum Hauptbereich

One Wonderful Sunday / Subarashiki nichiyôbi (Akira Kurosawa, Japan 1947)


An einem Sonntag treffen sich die beiden Verlobten Yuzo (Isao Numasaki) und Masako (Chieko Nakakita) im teilweise zerstörten Nachkriegstokyo und versuchen trotz des geringen Budgets, das ihnen zur Verfügung steht, einen schönen Tag zu verbringen. Dies gelingt nur bedingt, da sich ihnen einige Hindernisse in den Weg stellen.

Im Zentrum des Filmes steht die lebenslustige Masako, die mit ihrer natürlichen Art immer wieder auf's Neue versucht, Yuzo zu begeistern. Oft genug schluckt sie -angesichts der Widrigkeiten- dabei den Kloß im Hals hinab, macht gute Miene zum bösen Spiel, entwirft Pläne, träumt von der Zukunft und ist voller Hoffnung. Doch Yuzo kann die Euphorie oft nicht teilen, allzu schnell resigniert er: die Sorge um das Geld liegt wie ein Ballast auf dem Dasein.



Sehr bedrückend ist die lange Szene, in der die Liebenden zu ihm in das kleine Zimmer zurückkehren, wo sie niedergeschlagen herumhocken. Die Armut hat sich in ihrer lähmenden Kraft voll entfaltet. Yuzo ist am Boden zerstört. Symbolträchtig bündelt das Kurosawa im Bild der Emaille-Schüssel auf dem Boden, in die in regelmäßigen Abständen mit lautem Plock ein Wassertropfen fällt: die Decke ist feucht, da das Dach undicht ist. Auch das Wegschieben der Schüssel bringt ja nichts, die Probleme bleiben. Und für einen kurzen Moment hat man den starken Eindruck, auch wenn so gut wie nichts gesprochen wird, dass hier die Beziehung beinahe zerbricht. Kurosawa gönnt uns minutenlang weder Dialoge noch Musik - das Gefühl der Tristesse überträgt sich in voller Wucht auf den Zuschauer.


Das sich anschließende Aufrappeln nach dem Regen, das diesmal von ihm ausgeht, und der Besuch der Freiluftbühne, die zur bekannten Szene mit dem imaginierten Konzert führt, ist ein Plädoyer für die Hoffnung, die Mitmenschlichkeit und die Kraft des Willens, sich nicht unterkriegen zu lassen und immer weiter gegen die Unbilden des Lebens anzukämpfen.
Kulminationspunkt ist eindeutig Masakos emotionaler Monolog: ein Appell für die Mitmenschlichkeit, den sie direkt in die Kamera spricht und somit direkt an den Zuschauer adressiert. Ein Monolog, mit dem Kurosawa nicht nur einen katastrophalen Stilbruch begeht, da er aus der Diegese fällt, sondern der auch in seinem Gutmenschentum nicht zu ertragen ist. Mit einem Zukunftsversprechen endet dann der bisweilen sehr lang sich anfühlende Film in einem Happy-End.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Abschied

Micha hat diesen Blog fast 15 Jahre mit großer Leidenschaft geführt. Seine Liebe zum asiatischen Kino hat ihn in dieser Zeit in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Menschen gebracht. Viele von euch waren ihm, wenn auch nicht räumlich, so doch gedanklich und emotional sehr nah. Jetzt ist er am 30.12.2021 zuhause in Bonn gestorben. Ich habe mich entschlossen, Michas Schneeland-Blog auch in Zukunft nicht offline zu stellen. So können Interessierte weiterhin all die klugen, detailgenauen und begeisternden Gedanken zum asiatischen Kino nachlesen, die er über die Jahre festgehalten hat.  Neben seinem Blog hatte Micha 2021 noch ein neues Projekt aufgenommen: Gemeinsam mit der Videokünstlerin Sandra Ehlen und Thomas Laufersweiler von SchönerDenken hatte er begonnen, in einem Podcast das filmische Werk von Keisuke Kinoshita zu besprechen. 25 Beiträge sind so bis zu Michas Tod im Dezember noch entstanden. Alle zwei Wochen erscheint nun eine Folge dieser Kinoshita-Reihe. V ielleicht eine sc...

House Owner (2019) ‘ஹவுஸ் ஓனர்’ (directed by Lakshmi Ramakrishnan)

 Während der Regenzeit in Chennai geht ein zurückgezogen lebendes, älteres Ehepaar durch turbulente Zeiten. Anstatt sich den Lebensabend zu versüßen, sind sie in einer endlosen Spirale der Beziehungshölle gefangen - und zwar deswegen, weil der Ehemann an Alzheimer erkrankt ist. In dieser schwierigen Situation managt die Ehefrau den gesamten Haushalt - aber nicht nur das. Sie kümmert sich freilich um alles und erträgt auch die ruppige Art des ehemaligen Armeegenerals, der sich seiner eigenen Krankheit nicht bewußt ist. Die Schärfe in der Stimme, den ehemaligen Kasernenhof-Ton, hat er leider aber nicht vergessen.    Sriranjini ist dann auch die heimliche Protagonistin und generell die Hauptfigur in diesem aufs Nötigste reduzierten Drama, die alles überstrahlt - und sie meistert die Rolle großartig. Immer wieder bricht der Film aus der aktuellen Zeitschiene aus und springt hinüber auf eine andere, vergangene. Sie zeigt, wie es früher war. Wie sich die beiden kennenlernten...

Thittam Irandu (2021) ‘திட்டம் இரண்டு’ Directed by Vignesh Karthik

Thittam Irandu is a south Indian Tamil police procedural mixed with a nice love story that turns sour as the female detective investigates in a murder case and consecutively digs into the life of her new boyfriend . It is a very dark and atmospheric police procedural, with a hefty overstuffed script - but also with too many fade outs and accumulated scenes that make it almost impossible to find an organic flow in the long  run. It's getting quite annoying as it loses its 'natural rhythm' further down the road, if there's anything like that in filmmaking. Thittam Irandu could have been a lot better aswell with a little more effort especially in the sound department for there are endless repetitions of filler music. Wouldn't have been bad if it took care of the endless plot meanderings at the end aswell. But, there's good acting throughout, so I won't complain too much. Thittam Irandu is enjoyable for most of the running time, even though it starts to dra...