Im Jahr 1964 hat Kôji Wakamatsu bei Nikkatsu ganze 10 Filme gemacht (!), dieser ist einer davon: Midori Chigusa spielt eine junge Frau vom Lande, die eines abends auf dem Nachhauseweg von vier üblen Gesellen überfallen und in einem Schuppen vergewaltigt wird. Anschließend torkelt sie nackt und völlig benommen durch den meterhohen Schnee. Ihr nur scheinbar es mit ihr gutmeinender Onkel nutzt die Gelegenheit aus, behauptet, da müsse jede Frau durch, und missbraucht sie direkt noch einmal. Kurze Zeit später verhökert er sie an ein Bordell in Tokyo, wo sie zur professionellen Prostitution gezwungen wird. Dies alles aber sind Rückblenden in einem Film, der eigentlich ein Kriminalfall ist - die Rückblenden fügen sich als erzählerische Flashbacks der Protagonistin in die Rahmenhandlung ein. Tatsächlich befindet sie sich auf einem Polzeirevier in einer Verhörsituation, denn ein Freier ist ermordet aufgefunden worden. Und das in ihrem Appartment - was sie zur Hauptverdächtigen macht.
Wakamatsus Regie ist in diesem frühen Film sehr zurückhaltend und bei weitem noch nicht so kreativ, wie bei seinen späteren, bekannteren Werken. In den schlimmen körperlichen Szenen zeigt die Kamera zumeist nur das Gesicht, das durch einen wabernden Spiegel verzerrt wird. Dies dafür sehr ausgiebig, mit einer die Qualen der Protagonistin ausführlich übermittelnden Tonspur. Die Blenden, um zwischen den Zeitebenen zu springen, fallen auf Dauer ebenfalls etwas ungelenk aus, vor allem in ihrer Häufigkeit. Ansonsten kann der Film viel: tolle Schauspieler (insbesondere die Protagonistin), eine hervorragende abstrakte und reduzierte Filmmusik, die sich ganz minimalistisch gibt, und ein Plot, der aus der Frau, die zunächst das Opfer ist, bzw. dann sogar als die Schuldige betrachtet wird, eine starke Persönlichkeit erwachsen lässt, die unter den permanenten Anfeindungen und sexuellen Bedrängungen des Mannes kaum ein "normales" Leben hätte führen können. Dass sie immer noch am Leben ist, ihre Leidensgeschichte nachvollziehbar und mit einem Stolz erzählen kann, der daraus erwächst, dass sie sich nicht umgebracht hat, lässt sie zwar zu einer manchmal harten, dafür nun ernsthaft selbstbestimmten Persönlichkeit werden, zu der die Männer aufschauen. Freilich finden diese sie dann sofort wieder attraktiv, und es ist ein Wunder, dass Wakamatsu nicht den einfachen Weg gewählt hat, und am Ende den Polzeiinspektor sich in sie hat verlieben lassen, wie man das erwarten würde. Selbstbewusst geht sie zurück in ihre Welt und in ihren Beruf, eine Frau, die über die triebgesteuerten männlichen Primitivlinge längst hinausgewachsen ist.