CARNIVORE (ein weiterer Alternativtitel dieses an verwirrend ähnlichen Titeln reichen Films (sein Produktionsjahr wird bisweilen auch mit 1984 angegeben)) ist ein Familiendrama um einen Vater, der den Familienvorsitz an seine berufliche erfolgreiche Frau abgeben musste. Er selbst, ein ziemlich gescheiterter Verleger, wird von seiner herrschsüchtigen Gattin regelrecht unterdrückt und von den beiden nichtsnutzigen Kindern bestenfalls ignoriert, schlimmstenfalls verachtet. Die Familie wohnt in einem geschmacklosen, recht großen Appartment in einer Wohnanlage oberhalb des Flusses. In seinem Leid besucht der Vater öfters eine Trinkhalle, in der er jedoch die sich anhäufenden Schulden bald nicht mehr bezahlen kann. Die Besitzerin des Etablissements bedrängt daraufhin eine ihrer Hostessen, den Mann zu verführen und so, auch um ihn erpressen zu können, endlich an sein Geld zu gelangen. Dies stürzt die Begleitdame, die noch Jungfrau ist, in eine Krise. Allerdings scheint der Mann impotent zu sein. Sie erfährt darauf von seinem familiären Leid und macht es sich zur Aufgabe, seine Mannhaftigkeit zu retten. Da sie als psychologisch einsichtige Frau einen Ödipus-Komplex diagnostiziert, findet sie bald recht ungewöhnlcihe Mittel und Wege, den Mann aus seinen Hemmungen zu befreien, die von der unterdrückenden häuslichen Situation ausgelöst wurden.
Dieser, ein weiterer Film der starken, grausamen Frauen Kim Ki-youngs (siehe THE HOUSEMAID (1960)), ist ein recht bizarres, dabei sehr unterhaltsames Drama, das sich erst in Richtung Tragödie entwickelnd, bald umschlägt in eine Groteske oder gar eine Komödie. Am Ende finden sich sogar noch ein paar Elemente des Horrorfilms, als eine Rattenplage das Viertel heimsucht und in einem Nebenplot der Liebhaberin der Mord an ihrem Nachbarn aufgehalst werden soll. Dessen Ehefrau wollte ihren Gatten vollständig aus dem Weg schaffen. Es ist also ein Film über den Mikrokosmos der Gesellschaft: die Familie, über das Auseinanderbrechen derselben, den erstarkten und selbstbewußten Frauen in einem eigentlich patriarchalen System. Der Mann von nebenan kriecht also die Kellertreppe herauf und greift, laut unter Qualen schreiend und blau angeleuchtet, da er vom Rattengift gegessen hat, nach der Protagonistin. Ein Wunder, dass es nicht zeitgleich donnert und ein Blitz im Haus einschlägt. Aber dies nur eine kleine Anmerkung in einem ansonsten genauso, dennoch anders durchstilisierten Film mit seinen Farben, die eher an die 60er denken lassen, als an die tristen 80er Jahre. Hier gibt es noch Gestecke und Blumengebinde an Haustüren und geschmacklose Wohnzimmergarnituren, Glastüren innerhalb der Wohnung und rote Baldachine über den Betten. Ein optisch zeitlos schrecklich-schöner Film, der weniger durch seine atemlose Handlung, sondern vielmehr durch seine Dialoge, die zumeist Wortgefechte sind, überzeugt.
Auch deswegen ist er nicht ganz einfach anzuschauen, da es doch irgendwann recht anstrengend wird, immerzu dem Kleinkrieg zu folgen (die Frauen schließen dann eine Abmachung, ihn jeweils für zwölf Stunden wechselweise zu "besitzen"). Allerdings lassen sich großartige Momente der Ruhe oder des bizarren Humors finden, etwa wenn der Vater ein Sabberlätzchen umgebunden und ein Babymützchen übergstreift bekommt, damit er sich an seine frühkindliche Phase zurückerinnern kann. Dies löst denn auch sogleich eine enorme emotionale Befreiung in ihm aus, die seine Manneskraft wieder erwachen lässt. Denn jetzt darf er ja auch an die Brust! Oder diese andere wunderbar hypnotische Szene, in der sich das Paar auf dem Glastisch liebt, auf dem die vielen Tausend Bonbons herumrollen, von unten durch den Tisch gefilmt. Da kommt dann endlich mal ein wenig traumhafte Leichtigkeit in den tristen Alltag der zwischenmenschlichen Entfremdung. Ach, und wie der Mann gegen seinen Willen von der eifersüchtigen Ehefrau sterilisiert wird, verrate ich hier jetzt übrigens nicht...