Direkt zum Hauptbereich

Zatoichi: The Fugitive / Zatôichi kyôjô-tabi (Tokuzo Tanaka, Japan 1963)


Nachdem Ichi (Shintaro Katsu) einen jungen Samurai tötete, der ihn unvermittelt auf einer Landstraße angegriffen hatte, erfährt er, dass auf seinen Kopf ein Preisgeld ausgesetzt ist. Dass der junge Mann aus Geldnot gehandelt hat, rührt den legendären blinden Masseur, worauf er dessen Mutter im nahegelegenen Ort aufsucht. Sie ist eine Yakuza, die Ichi nicht glauben will, dass die 10 Ryo, die sie von ihm ausgehändigt bekommt, von ihrem Sohn stammen. Tun sie auch nicht, aber wir erinnern uns nun natürlich, wie groß das Herz des Protagonisten ist.

Im Ort selbst findet eine Ringkampf-Veranstaltung statt und Ichi lässt es sich nicht nehmen, selbst mitzumachen. Er besiegt nacheinander alle Kämpfer, die jedoch dummerweise zu einer der beiden ansässigen Yakuza-Banden gehören. Welche sich nun freilich düpiert fühlt. Das Preisgeld auf Ichis Kopf wird erhöht. In einem Gasthof kommt er unter und trifft dort auf seine ehemalige Liebe Tane (Masayo Banri, die wir schon aus den ersten beiden Teilen der Reihe kennen), die sich mittlerweile mit einem fürchterlichen Ronin abgibt - doch ihre emotionale Verbindung ist schnell wieder hergestellt. Kurz darauf wird Ichi in die Händel der beiden Banden hineingezogen (wie könnte es auch anders sein), und die Liebesquerelen einiger wankelmütiger Nebenfiguren müssen ebenfalls gelöst werden.

Zunächst ist sicher die umwerfende Kameraarbeit unter der Regie Tanakas hervorzuheben. Hier ist beinahe jedes Bild ein Augenschmaus, die Montage rhythmisch, der Wechsel zum Reißschwenk ein visueller Schub, der sofort in kinetische Energie umgesetzt wird. Dies vor allem am Ende, wenn sich der Film in ein etwa zwanzigminütiges Schlachtfest hineinsteigert, bei dem als Finale das Duell mit dem räudigen Samurai steht. Der manchmal etwas trägen Inszenierung im Mittelteil steht eine formale Brillianz gegenüber, die den Film nicht nur zu einem sehenswerten, sondern, soweit ich das bisher absehen kann, zu einem herausragenden Teil der Reihe macht. Auch die Filmmusik von Akira Ifukube hat daran ihren Anteil. Tokuzo Tanaka ist ein Genreregisseur, der heutzutage leider viel zu wenig Beachtung findet (ein Beispiel). Ein kluger Kopf sollte sich des nicht gerade einfach verfügbaren Werks dieses Regisseurs einmal annehmen.

__

Weitere besprochene Filme von Tokuzo Tanaka auf Schneeland:
Ghost Story of the Snow-Witch, 1968
The Betrayal, 1966
Außerdem habe ich noch The Demon of Mount Oe (1960) gesehen, damals aber versäumt, einen Text zu schreiben.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Abschied

Micha hat diesen Blog fast 15 Jahre mit großer Leidenschaft geführt. Seine Liebe zum asiatischen Kino hat ihn in dieser Zeit in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Menschen gebracht. Viele von euch waren ihm, wenn auch nicht räumlich, so doch gedanklich und emotional sehr nah. Jetzt ist er am 30.12.2021 zuhause in Bonn gestorben. Ich habe mich entschlossen, Michas Schneeland-Blog auch in Zukunft nicht offline zu stellen. So können Interessierte weiterhin all die klugen, detailgenauen und begeisternden Gedanken zum asiatischen Kino nachlesen, die er über die Jahre festgehalten hat.  Neben seinem Blog hatte Micha 2021 noch ein neues Projekt aufgenommen: Gemeinsam mit der Videokünstlerin Sandra Ehlen und Thomas Laufersweiler von SchönerDenken hatte er begonnen, in einem Podcast das filmische Werk von Keisuke Kinoshita zu besprechen. 25 Beiträge sind so bis zu Michas Tod im Dezember noch entstanden. Alle zwei Wochen erscheint nun eine Folge dieser Kinoshita-Reihe. V ielleicht eine sc...

Thittam Irandu (2021) ‘திட்டம் இரண்டு’ Directed by Vignesh Karthik

Thittam Irandu is a south Indian Tamil police procedural mixed with a nice love story that turns sour as the female detective investigates in a murder case and consecutively digs into the life of her new boyfriend . It is a very dark and atmospheric police procedural, with a hefty overstuffed script - but also with too many fade outs and accumulated scenes that make it almost impossible to find an organic flow in the long  run. It's getting quite annoying as it loses its 'natural rhythm' further down the road, if there's anything like that in filmmaking. Thittam Irandu could have been a lot better aswell with a little more effort especially in the sound department for there are endless repetitions of filler music. Wouldn't have been bad if it took care of the endless plot meanderings at the end aswell. But, there's good acting throughout, so I won't complain too much. Thittam Irandu is enjoyable for most of the running time, even though it starts to dra...

Angry Youth in Bleak Japan: ROAR (Ryo Katayama, Japan 2019) ~ Japan Cuts online edition

Two different storylines intertwine in this hard-hitting debut from Japanese director Ryo Katayama. Which doesn't mean that it's a good film per se, but impressive on different levels nevertheless. It is a bleak world, Katayama depicts. Emotionally detached characters stumble through a Japan which is very much the opposite of the delicate and exotic Japan we know from the JTO or the Lonely Planet. Here, everybody is wounded, mentally or physically. People are violent and angry - some turn their anger against themselves. ROAR is a typical first timer fantasy: extreme, rough, disturbing, alienating, depressing, very bleak, and a little too artsy in all its overlong silent scenes. We do understand: the director is an auteur, who loves slow cinema and so he tries to implement this aspect into ROAR aswell. Which doesn't work so well, as the there's not really an overall arc of suspension that keeps everything together. My mind did start to drift off and I had problems with k...