Die schöne und unglücklich verheiratete Miyako (Mariko Okada) hat eine Affäre mit dem jungen Kitano (Tamotsu Hayakawa), mit dem sie sich tagsüber in Hotels im Stadtzentrum trifft. Ihr Gatte Yuzo (Shinsuke Ashida) scheint davon nichts mitzubekommen; er ist ein erfolgreicher Geschäftsmann mit einer deutlich wertkonservativen Einstellung. An einer Stelle im Film sagt er einmal, eine gute Ehefrau sei leicht wie ein Lufthauch, man würde ihre Gegenwart niemals bemerken. Diese Ruhe ist nun bedroht, da Kitano von Miyako im Hotel erotische Nacktbilder gemacht hat, die Miyako dummerweise auf dem Heimweg vom Stelldichein in der Tasche mit dabei hat. In dieser Nacht wird sie von einem Unbekannten bedrängt - und sie wehrt sich mit der Tasche, worauf ihr der Mann sie entreißt. Am nächsten Tag bekommt sie einen Anruf von dem Erpresser, sie solle zu ihm in ein Seebad fahren, und das Geld für die Bilder mitbringen.
Dass es dem Erpresser nicht nur ums Geld geht, ist Miyako klar, so gut kennt sie die Männer. Auf dem Weg verspätet sich aber der Zug auf halber Strecke, wodurch ihr Freund Kitano sie einholen konnte, da er den Erpresser stellen will. Später stellt sich dann heraus, dass Kitano schon längst eine weitere Affäre hat (die ihm ebenfalls nachreist), und dass der Erpresser ein tatsächlich in sie verliebter Lehrer aus der Schule von nebenan ist. Miyako ist also zwischen drei Männern gefangen, und versucht verzweifelt, ihre Ehre zu retten - für eine Ehe, die sie möglicherweise gar nicht mehr will. Denn ob ihr Gatte sie liebt, ist mehr als fraglich.
Zusammengefasst liest sich der Plot wie eine spannende Liebesgeschichte; der Film nach Vorlage von Yasunari Kawabatas Erzählung ist aber ein extrem entschleunigter Kunstfilm. Die Handlung entblättert sich nämlich erst sukzessive im Laufe des Films. Erklärt wird hier nichts. Es bleibt dem Zuschauer überlassen, die Verhältnisse und Ereignisse einzuordnen. Miyakos emotionales Gefängnis, denn in nichts anderem befindet sie sich, wird durch äußerste formale Strenge in der Kameraarbeit visuell gespiegelt. In WOMAN OF THE LAKE findet man penibel kadrierte Bilder vor, kunstvolle Arrangements, die der Gefühlswelt der Protagonistin Ausdruck verleihen (die übrigens die Frau des Regisseurs ist). Rechte Winkel, ins Eck des Bildes gepresste Figuren, Blicke durch Scheiben hindurch, über Spiegel, über Winkelrelationen ins Verhältnis gesetzt; streng konturierte Gesichter in Close-Ups durch die harte Beleuchtung, und eine voyeuristische Kamera in den langsamen, ausgedehnten sexuellen Szenen - deren Stoßrichtung aber nicht Exploitation sondern formale Finesse ist. Der Eröffnungsshot etwa ist eine mehrminütige Eloge auf die körperliche Hingabe der beiden Protagonisten, die in einer langen Plansequenz gefilmt ist, ohne Schnitte oder Brüche, mit einer Kamera, die mehrfach ums Bett dreht, bevor sie sich in der Detailwiedergabe der Falten des Betttuches und der Körper verliert.
Freilich wird diese strenge Komposition gegen Ende flexibler, durchlässiger, der Film wird dynamischer, als sie im Seebad angekommen. Dort gibt es einen schmierigen Photoladenbesitzer, der Kopien von den Nacktbildern macht und zu einem weiteren Erpresser wird. Der im Hinterzimmer ein Aktstudio betreibt, in dem sich Frauen von Männern photographieren lassen. Am Strand ist außerdem ein Filmteam zugange, das einen Erotikfilm schießt mit einer der Darstellerinnen aus dem Studio. Und Miyako schließlich inmitten all der Betrügereien jegliche Orientierung verliert. Sie weiß nicht mehr, wen sie liebt und welchem Liebhaber sie trauen kann - und der Film eindeutig zu einem der Frustrationen und der Verzweiflung wird. Am Ende begeht sie beinahe einen Mord, bevor sie mit der Bahn und ihrem asexuellen Mann, der ihr ebenfalls gefolgt ist, auf den bestehenden Gleisen ins vorgefertigte Leben zurück nach Tokyo fährt. Hier findet dann auch der Film zu seiner formalen Strenge zurück, der Miyako wieder in die Zange nimmt. Ein Happy End sieht eindeutig anders aus.
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