Direkt zum Hauptbereich

C.I.D. (Raj Khosla, Indien 1956)


Polizeiinspektor Shekhar (Dev Anand) untersucht den Mord an Zeitungsredakteur Shrivastav, gerät in der Folge zwischen zwei Frauen, eine eigensinnig und zugleich liebenswert (Shakila), die andere mysteriös und gefährlich (Waheeda Rehman), wird schließlich selbst des Mordes bezichtigt und muss in einem Gerichtsprozess seine Unschuld beweisen. Einige Unterweltgrößen tauchen auf, ziehen Fäden im Hintergrund. Wobei Shekhar und die hübsche, wie dann herauskommt, Tochter des vorgesetzten Polizeipräsidenten, Rekha, sich einander nähern und schließlich verlieben. Im Hintergrund juxt derweil Taschendieb Master (Johnny Walker) mit viel Slapstick und comic relief herum.

C.I.D. ist ein geradeaus geskripteter und zumeist recht spannend geratener Polizeifilm, der natürlich die Romanze nicht ausklammert und sich auch ordentlich beim Film Noir bedient. Amerikanische Genrefilme sind das Vorbild, das sieht man deutlich, auch an Kleinigkeiten wie schon in der Handhabung von Zigaretten unter Coolnessaspekten oder in der Inszenierung von modernen Geräten, Technik: Autos und vor allem Telefonen. So ungeschickt die Figuren den Hörer auf die Gabel legen wundert man sich, ob die moderne Technik der rasend schnellen Mitteilung überhaupt schon überall Einzug gehalten hat. Die Autofahrten selbst sind dabei nicht einmal besonders gelungen inszeniert, da fehlt es noch ordentlich an drive und Know-how, wie man so eine Verfolgung spannend in Szene setzt.

Die Songs hingegen sind wunderbar: Einfache Melodien mit starken Melodien, die durchaus die Handlung vorwärtstragen und nicht nur illustre Ausstattung sind. Dev Anand fällt ebenso positiv auf, kein Muskelmann, kein Macho, eher sensibel, still, zurückhaltend, gut aussehend. Er drängt sich nicht auf, bedrängt nie. Nur manchmal ein wenig ironisch flirtet er mit Rekha und ist ansonsten Kavalier. Das ist ziemlich ungewöhnlich, vor allem wenn man sich an die männliche Dominanz in Bimal Roys Devdas erinnert. Waheeda Rehman wird allerorten gelobt, wie sie hier den Film dominiere. Und Raj Khosla inszeniert sie auch so, das schöne Mysterium. Ganz am Anfang zeigt er sie nur von hinten, wie sie versucht einen Gangster mit Schmiergeld aus dem Gefängnis zu bekommen, telefonierend, ganz souverän. Eine geheimnisvolle Frau, die mit der Gefahr hantiert, als wäre es nichts. Dann irgendwann dreht sie sich um und das Bollywoodkino hat eine neue Lichtgestalt - und die männlichen Fans Stoff für nächtliche Träume. Die Femme Fatale regiert die Welt. Zumindest einen Filmtraum lang.

***

Beliebte Posts aus diesem Blog

Abschied

Micha hat diesen Blog fast 15 Jahre mit großer Leidenschaft geführt. Seine Liebe zum asiatischen Kino hat ihn in dieser Zeit in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Menschen gebracht. Viele von euch waren ihm, wenn auch nicht räumlich, so doch gedanklich und emotional sehr nah. Jetzt ist er am 30.12.2021 zuhause in Bonn gestorben. Ich habe mich entschlossen, Michas Schneeland-Blog auch in Zukunft nicht offline zu stellen. So können Interessierte weiterhin all die klugen, detailgenauen und begeisternden Gedanken zum asiatischen Kino nachlesen, die er über die Jahre festgehalten hat.  Neben seinem Blog hatte Micha 2021 noch ein neues Projekt aufgenommen: Gemeinsam mit der Videokünstlerin Sandra Ehlen und Thomas Laufersweiler von SchönerDenken hatte er begonnen, in einem Podcast das filmische Werk von Keisuke Kinoshita zu besprechen. 25 Beiträge sind so bis zu Michas Tod im Dezember noch entstanden. Alle zwei Wochen erscheint nun eine Folge dieser Kinoshita-Reihe. V ielleicht eine sc...

Two famous female writers from Japan: Yû Miri's 'Tokyo Ueno Station' & Hiromi Kawakami's 'People from my Neighbourhood'

TOKYO UENO STATION is not a straight narrative, but rather a quite experimental novel. As "the plot" unravels in flashbacks - by an obscure, already seemingly dead medium floating around Ueno park, the story of a life of hardship  is slowly being revealed. Of heavy labor, broken families, financial troubles and finally: homelessness. This is not the exotistic Japan you will find on a successful youtuber's channel. The events get illustrated by those of "greater dimensions", like the historical events around Ueno park hill during the Tokugawa period, the Great Kanto earthquake, the fire bombings at the end of WW II or the life of the Emperor. Quite often, Yû Miri uses methods of association, of glueing scraps and bits of pieces together in order to abstractly poetize the narrative flow . There are passages where ideas or narrative structures dominate the text, which only slowly floats back to its central plot. TOKYO UENO STATION is rather complex and surely is n...

Eighteen Years, to the Sea / 十八歳、海へ (Toshiya Fujita, Japan 1979)

 Toshiya Fujita (Regisseur von z.B. den LADY SNOWBLOOD-Filmen oder STRAY CAT ROCK: WILD JUMBO ) liefert hier einen typischen japanischen End-70er-Jahre Genrebeitrag ab, in dem sich "Junge Wilde" in ihrem ganzen übersatten Ennui dermaßen anöden, dass sie auch mal dieses Ding mit dem Doppel-Liebestod ausprobieren wollen. Existenziellere Nöte gibt es kaum, sie sind sogar in ihrer Abschlußklasse ganz vorne auf der Liste. Die Eltern haben alle Geld, aber man kann es sich leisten, es nicht annehmen zu wollen.  Also geht man in Kamakura ins Meer, legt sich mit einer Bikergang an, nimmt Schlaftabletten (aber immer nur eine) und erhängt sich zum Spaß mit einem Seil, das schon ganz verrottet ist und auf jeden Fall reißt.  Ansonsten gibt es viel unbeholfenen Sex, der schnell in Gewalt ausartet, einmal auch in eine (fürs Genre obligatorische) Vergewaltigung, an deren Ende das Opfer den Täter sogar noch bittet, sich zukünftig um die Schwester zu kümmern.  Es ist alles wunderbar a...