Shambu Maheto (Balraj Sahni) ist ein Kleinbauer in Westbengalen, der auf seinen Zwei Hektar Land Ackerbau betreibt und damit seine Familie versorgt. Seit Generationen ist das Grundstück Familienerbe und somit auch das einzig Wertvolle, was die Familie besitzt. Der zamindar, der Feudal- bzw. Grundherr, der auf dem Land eine Fabrikanlage bauen will, versucht es ihm abzuschwatzen, doch Shambhu bleibt stur. Er glaubt seinen Versprechungen nicht, nach denen die Industrialisierung allen ein besseres Leben bescheren werde. Allerdings ist auch Shambus Dickköpfigkeit kein so unproblematischer Charakterzug, denn einen Ertrag hat die Bewirtschaftung des Landstücks seit geraumer Zeit nicht mehr erbracht, da es schon seit Langem nicht mehr geregnet hat; eine - die bereits zweite - Dürre droht, die gesamte Ernte erneut zu vernichten. Die Situation ist also existenzgefährdend. Als er bei Shambu nichts erreicht, zwingt ihn Thakur, der Unternehmer, die in der Vergangenheit angehäuften Schulden zurückzuzahlen. Eine für Shambu enorme Schuld von 265 Rupien soll beglichen werden, ansonsten werde das Land versteigert und Thakur könne endlich seine Fabrik darauf bauen. Shambu sieht nur eine Chance: er muss nach Kalkutta und in der Großstadt schleunigst Geld verdienen.
Do Bigha Zameen gilt als großer Klassiker des indischen Neorealismus, und die Legende geht, dass Bimal Roy diesen Film drehte, nachdem er Vittorio de Sicas Ladri di biciclette gesehen hatte. Er muss sehr beeindruckt gewesen sein, und so erinnern nicht nur viele Szenen, vor allem dann die in Kalkutta gedrehten Straßenszenen an den italienischen Neorealismus, sondern auch Balraj Sahanis realistische Darstellung. Denn Shambu verdingt sich in Kalkutta als Rikschafahrer - zwar ein Knochenjob, aber ein für seine Verhältnisse einträglicher. Noch nie hat er so schnell so viel Geld verdient. Allerdings auf Kosten der Gesundheit (siehe das berühmt gewordene Rikscha-Rennen, bei dem er sich schwer verletzt). Sein Sohn Kanhaiya (Rattan Kumar) ist ihm heimlich nachgereist, gegen den Willen seiner Mutter Parvati (Nirupa Roy, eine Schauspielerin, die in fast 500 Filmen mitgespielt hat und ikonographisch die "leidende indische Mutterfigur" verkörperte), da er seinen Vater unterstützen will. Dieser arbeitet bald als Schuhputzer, da er sich mit einem anderen Straßenjungen anfreunden konnte, der ihn in seine Schuhputzergang aufnimmt. Später macht er allerdings Bekanntschaft mit einem Taschendieb, was zu etlichen Konflikten in der Vater-Sohn-Beziehung führt, und wo sich der Film dann in moralischer Rechtschaffenheit gerieren darf. Es ist eben doch nicht alles erlaubt, selbst wenn man bettelarm ist - vor allem, wen man noch etwas Ehrgefühl besitzt.
Do Bigha Zamin war auch international erfolgreich, lief 1954 im Wettbewerb in Cannes (Teinosuke Kinugasas großartiger Jigokumon hatte dann aber in diesem Jahr gewonnen), und in Karlovy Vary. In Indien selbst gewann er den wichtigsten Filmpreis: "Best Film" beim Filmfare Award. Er ist ein - vielleicht manchmal etwas zu sentimentaler - Autorenfilm, der auch kommerziell ein Erfolg wurde. Geholfen hat neben der berührenden Geschichte, die übrigens kein gutes Ende nimmt (und ursprünglich ein noch viel schlechteres hatte), sicherlich auch die Musik von Salil Chaudhury, der hier einig sehr schöne Songs geschrieben hat. Und auch kleine cineastische Meta-Verweise erlaubt sich der Film, etwa wenn die Straßenjungen zusammenhocken und sich erzählen, wie toll doch gestern das Kino war, wo man Raj Kapoors Awaara (1951) gesehen habe, nur um dann in einem mehrstimmigen Gesang begeistert den Titelsong Awara Hoon nachzusingen. Vielfach wird in der Literatur auch auf die realistische Darstellung des Alltags abgehoben. Sowohl was das Leben der Armen am Rande der Gesellschaft in verlassenen, heruntergekommenen Gebäuden wie in den Armenvierteln angeht, als auch Bimal Roys strenge Regie seiner Figuren, die nicht nur in zerrissenen Klamotten herumlaufen mussten, sonden diese etwa den gesamten Dreh über auch nicht waschen durften. Man sieht das gut an Kanhaiyas neuem Ringelpullover, den er vom ersten selbstverdienten Geld des Vaters geschenkt bekommt. Dieser wird im Verlauf des Films immer getragener, gammliger, dreckiger, löchriger, bis auch der schließlich nicht viel mehr als ein Lumpen ist.
Am Ende sind die Zwei Hektar Land verloren, die Fabrik ist längst gebaut, als die Familie zurückkehrt. Der schwarze Rauch der Schornsteine bläst die Träume und Hoffnungen der Protagonisten hinfort und als es dann noch anfängt zu regnen, auf den harten und ausgetrockneten Boden, kann man das kaum anders als einen zynischen Kommentar auf das Schicksal des kleinen Mannes lesen. Für diese Leute ist kein passender Platz auf der Welt, sie werden vertrieben - aber auch in der Stadt ist, wie wir gesehen haben, keine Zukunft zu haben. Dort wartet nur die Kriminalität. Do Bigha Zamin ist ein bisweilen etwas sentimentales, aber mit Sicherheit sehr bedrückendes, sozialkritisches Drama des Parallel Cinema.
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