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Hong Kong International Film Festival 2014: The Palace on the Sea / Hai shang huang gung (Midi Z, Taiwan/Myanmar 2014)


In Midi Zs jüngstem Film, einem Kurzfilm von nur 15 Minuten Länge, begegnen wir wieder der Protagonistin Sanmei, die wir bereits in seinen Filmen POOR FOLK und ICE POISON kennengelernt haben. Hier ist sie nun in Vietnam angekommen, will aber unbedingt wieder nach Hause, da sie sich im fremden Land verloren und einsam fühlt. Freilich äußert der Film das nicht konkret, vielmehr zeigt er es in ihrer Rastlosigkeit, die sie durch die Stadt und dann hin zum Meer treibt. Auf ihrem Weg begegnen ihr mehrere Personen, die sie beschwichtigen wollen, da hier doch alles besser sei und sie sich schon einleben werde. An einer Stelle wird dann auch die vierte Wand durchbrochen, als eine der Figuren in die Kamera spricht und ihre Meinung dem Zuschauer direkt gegenüber äußert. 

Im weiteren Verlauf nähert sie sich dem Palast am Meer (ob sie absichtlich dorthin will, oder ob es sie dahin verschlägt, weiß man nicht), ein riesiges, mehrstöckiges, schwimmendes altes Gebäude, eine Mischung aus Tempel und Hotel (hier verlassen mich meine Kenntnisse), das vorne am Kai des Hafens steht. Ein floating castle, vielleicht. In immer traumähnlicheren Bildern wandelt sie die Treppen hinauf, durch sie Säle, lässt sich durch das Gitterfenster von der Sonne bescheinen, während die Kamera in Schwenks und sanften Bewegungen folgt, manchmal in Zeitlupe. Die Tonspur, die schon die ganze Zeit über in kontrastierendem Verhältnis zu den Bildern stand und diese auch sabotiert hat, etwa durch das weg-muten der Sprechstimmen oder einen extremen, dumpfen Echoraum, durch ein unterschwelliges Rauschen und Brummen, ein Anschwellen der Bässe, wird hier zusätzlich zerknarzt und scharfkantig. Der Film bekommt etwas stark Außerweltliches, Apichatpong Weerasethakulisches. Er beschreibt eine Sehnsucht, keine Geschichte. THE PALACE ON THE SEA ist eher ein experimenteller Kunstfilm, keine Erzählung, beziehungsweise ein Grenzgänger. Er lockt uns mit narrativen Mitteln, um dann einen Bogen zu schlagen dorthin, worum es ihm eigentlich geht. Um visuelles Erzählen, um ein Filmemachen durch Bildsprache. Ganz starker Film, eine uneingeschränkte Empfehlung.

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