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Junk Food (Masashi Yamamoto, Japan 1997)



Was in Erinnerung bleibt von diesem Film, das ist das wilde, ungestüme Begehren, das alle diese Figuren antreibt. Dabei weiß man oft gar nicht, was sie eigentlich wollen. Vielleicht wissen sie es selbst nicht. Es sind Mittzwanziger oder Mittdreißiger, stark drogenabhängig, gossengeschädigt, gewaltbereit. Sie finden sich in Gangs oder Clubs (diese ganzen Nachtbars, engen Seitenstraßen, Kloszenen!), vögeln so viel es geht und leben ihre hedonistischen Bedürfnisse aus, ohne auf sich selbst oder ihr Gegenüber Rücksicht zu nehemn. Das Gegenüber ist oft dabei auch ein Opfer. Derjenige, der seine Bedürfnisse am rücksichtslosesten auslebt, ein Täter. Schon nach wenigen Minuten fragt man sich, wie es die Figuren des Films schaffen sollen, das hohe Alter der blinden Frau zu erreichen, mit der der Film eröffnet und rahmend schließt. Sie lebt alleine, ist vollkommen blind, und geht jeden Morgen ihrer Routine nach: Raus aus dem Haus, über die Brücke, und im Convenience Store holt sie sich ein Brot. Oder sonst was Schnelles. Junkfood eben.

Dabei ist das Junk des Titels nicht nur das Fast-Food-Essen, sondern genauso auch der Junk, den man sich in die Venen haut, oder raucht, oder schnupft. Es ist das Heroin und Artverwandtes, was die Protagonisten in rauen Mengen konsumieren. Und was man nachts treibt, geht tagsüber niemanden was an. Die Anti-Heldin des zweiten Erzählstrangs - der Film erzählt etwa vier lose miteinander verknüpfte Geschichten - konsumiert alles, was ihr unterkommt. Auf der Arbeit in gehobener Managerposition klappt sie aber bald zusammen, die Wahrnehmungsstörungen setzen sich durch. Auf Entzug lässt sie sich für einen Schuß dann auch durchprügeln (was für eine brutale Szene!), und bedankt sich anschließend rittlings auf dem Gewalttäter.

JUNK FOOD ist ein schöner hässlicher Film, wild, verzerrt, rauh, hektisch. Keine Videoclip-Ästhetik, sondern Handkamera ohne technischen Schabernack. Er spielt fast ausschließlich nachts, wenn die Ratten rauskommen und die Huren die Kundschaft hereinlocken wollen. Schön diese eine Szene, in der die beiden dann, Nutte und Kunde, anschließend Hamburger essen gehen und sie von dem Amerika erzählt, vor dem sie geflohen ist. Die beiden sind sich sympathisch und man hätte gerne gesehen, wie es da weitergeht. Aber bald schon wird diese provisorische Idylle abgelöst von einem verwirrenden Straßenkampf zweier Jugendbanden, die in amerikanischer Ghettomanier mit Baseballschlägern aufeinander losgehen. Frühmorgens erst kommt alles zur Ruhe. Und über der Tokyo Bay geht dann irgendwann die Sonne langsam auf, während im Hafen Containerschiffe vorüberziehen.

Michael Schleeh

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