Shin Hyun-joon (aus Marrying the Mafia) spielt den erfolglosen Kriminalbeamten Cho Chang-shik, der mit seinen Partnern den Mord an einem kleinen Jungen aufklären will. Bisher hat er noch nichts so richtig hinbekommen in seiner Karriere, da macht er den Fall zu seiner persönlichen Sache. Doch die Ermittlungen gestalten sich schwierig. Bald stellt sich heraus, dass der Junge Autist war, und der Mord schon vor zwei Monaten passiert sein muss. Während er verschiedene Geheimnisse aus dem Familienumfeld des Jungen aufdeckt, stellen sich ihm außerdem persönliche Probleme in den Weg: sein eigener Sohn scheint sich, sehr zum Ärger seines Vaters, ebenfalls zu einem Taugenichts zu entwickeln. Er ist ein wohlbekannter Schläger an seiner Schule und geht keiner Konfrontation aus dem Weg. Detective Cho kämpft also an mehreren Fronten und scheint dabei permanent überfordert zu sein.
Das äußert sich im Film immer wieder durch Strukturbrüche, etwa durch eingeschobene Comedy-Einlagen, die im ansonsten durchaus ernsten und tragischen Geschehen wie Fremdkörper wirken. Sowieso zeichnet sich der Film wiederholt durch Stilbrüche aus, etwa durch eingespielte Musik und Sound-Effekte, die ein Ereignis kommentieren, ganz so, wie man es aus albernen Hong Kong-Filmen oder aus Bollywood kennt - und die dann die Vermutung aufkommen lassen, der Film habe eigentlich gar keinen richtigen Stil. Er mäandert vor sich hin, kann sich nicht entscheiden, was er sein will: Crime-Thriller, Polizeifilm, Familiendrama, oder Komödie. Nun gibt es im koreanischen Kino immer wieder diese Umschwünge nach 2/3 der Spielzeit, in denen eine Komödie in einem bierernsten Blutbad endet. So ist das hier aber nicht: der Film eiert die gesamte Spielzeit von einem Extrem ins andere. Und zwischendurch ist er dann leider auch einfach mal ziemlich öde.
Ebenso unbefriedigend sind die plottechnischen Entwicklungen, die konkrete Ermittlungsarbeit der Beamten. Ständig geschehen irgendwelche Dinge, die unvorhersehbar waren. Da gibt es kaum Kausalitäten, logisch aufeinander folgende Enthüllungen, die nachvollziehbar wären. Ständig hält der Film ein weiteres As im Ärmel bereit, das das ins Stocken geratene Geschehen wieder anschiebt. Denn zum Stillstand kommt es manchmal auch beinahe. Eigentlich haben mir die Szenen in den Kneipen und Restaurants noch am besten gefallen: Szenen also, in denen eigentlich gar nichts passiert. Dort wird getrunken und geschwatzt, Karaoke gesungen und gequarzt, was das Zeug hält. Alltagszenen, die wie glaubhafte Anker in einem Film wirken, der allzu ausgedacht erscheint, der sich mit einem überformulierten Drehbuch mit aller Gewalt vor dem Absaufen über Wasser zu halten versucht. Vom Ende möchte ich gar nicht erst sprechen, da wird es dann bald schon richtig doof überkonstruiert. Sin of a Family kann man leider nicht empfehlen.
Michael Schleeh
***