Direkt zum Hauptbereich

Sin of a Family / 우리 이웃의 범죄 (Min Byeong-jin, Südkorea 2011)


 Shin Hyun-joon (aus Marrying the Mafia) spielt den erfolglosen Kriminalbeamten Cho Chang-shik, der mit seinen Partnern den Mord an einem kleinen Jungen aufklären will. Bisher hat er noch nichts so richtig hinbekommen in seiner Karriere, da macht er den Fall zu seiner persönlichen Sache. Doch die Ermittlungen gestalten sich schwierig. Bald stellt sich heraus, dass der Junge Autist war, und der Mord schon vor zwei Monaten passiert sein muss. Während er verschiedene Geheimnisse aus dem Familienumfeld des Jungen aufdeckt, stellen sich ihm außerdem persönliche Probleme in den Weg: sein eigener Sohn scheint sich, sehr zum Ärger seines Vaters, ebenfalls zu einem Taugenichts zu entwickeln. Er ist ein wohlbekannter Schläger an seiner Schule und geht keiner Konfrontation aus dem Weg. Detective Cho kämpft also an mehreren Fronten und scheint dabei permanent überfordert zu sein.

Das äußert sich im Film immer wieder durch Strukturbrüche, etwa durch eingeschobene Comedy-Einlagen, die im ansonsten durchaus ernsten und tragischen Geschehen wie Fremdkörper wirken. Sowieso zeichnet sich der Film wiederholt durch Stilbrüche aus, etwa durch eingespielte Musik und Sound-Effekte, die ein Ereignis kommentieren, ganz so, wie man es aus albernen Hong Kong-Filmen oder aus Bollywood kennt - und die dann die Vermutung aufkommen lassen, der Film habe eigentlich gar keinen richtigen Stil. Er mäandert vor sich hin, kann sich nicht entscheiden, was er sein will: Crime-Thriller, Polizeifilm, Familiendrama, oder Komödie. Nun gibt es im koreanischen Kino immer wieder diese Umschwünge nach 2/3 der Spielzeit, in denen eine Komödie in einem bierernsten Blutbad endet. So ist das hier aber nicht: der Film eiert die gesamte Spielzeit von einem Extrem ins andere. Und zwischendurch ist er dann leider auch einfach mal ziemlich öde.

Ebenso unbefriedigend sind die plottechnischen Entwicklungen, die konkrete Ermittlungsarbeit der Beamten. Ständig geschehen irgendwelche Dinge, die unvorhersehbar waren. Da gibt es kaum Kausalitäten, logisch aufeinander folgende Enthüllungen, die nachvollziehbar wären. Ständig hält der Film ein weiteres As im Ärmel bereit, das das ins Stocken geratene Geschehen wieder anschiebt. Denn zum Stillstand kommt es manchmal auch beinahe. Eigentlich haben mir die Szenen in den Kneipen und Restaurants noch am besten gefallen: Szenen also, in denen eigentlich gar nichts passiert. Dort wird getrunken und geschwatzt, Karaoke gesungen und gequarzt, was das Zeug hält. Alltagszenen, die wie glaubhafte Anker in einem Film wirken, der allzu ausgedacht erscheint, der sich mit einem überformulierten Drehbuch mit aller Gewalt vor dem Absaufen über Wasser zu halten versucht. Vom Ende möchte ich gar nicht erst sprechen, da wird es dann bald schon richtig doof überkonstruiert. Sin of a Family kann man leider nicht empfehlen.

Michael Schleeh

***

Beliebte Posts aus diesem Blog

Abschied

Micha hat diesen Blog fast 15 Jahre mit großer Leidenschaft geführt. Seine Liebe zum asiatischen Kino hat ihn in dieser Zeit in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Menschen gebracht. Viele von euch waren ihm, wenn auch nicht räumlich, so doch gedanklich und emotional sehr nah. Jetzt ist er am 30.12.2021 zuhause in Bonn gestorben. Ich habe mich entschlossen, Michas Schneeland-Blog auch in Zukunft nicht offline zu stellen. So können Interessierte weiterhin all die klugen, detailgenauen und begeisternden Gedanken zum asiatischen Kino nachlesen, die er über die Jahre festgehalten hat.  Neben seinem Blog hatte Micha 2021 noch ein neues Projekt aufgenommen: Gemeinsam mit der Videokünstlerin Sandra Ehlen und Thomas Laufersweiler von SchönerDenken hatte er begonnen, in einem Podcast das filmische Werk von Keisuke Kinoshita zu besprechen. 25 Beiträge sind so bis zu Michas Tod im Dezember noch entstanden. Alle zwei Wochen erscheint nun eine Folge dieser Kinoshita-Reihe. V ielleicht eine schöne

House Owner (2019) ‘ஹவுஸ் ஓனர்’ (directed by Lakshmi Ramakrishnan)

 Während der Regenzeit in Chennai geht ein zurückgezogen lebendes, älteres Ehepaar durch turbulente Zeiten. Anstatt sich den Lebensabend zu versüßen, sind sie in einer endlosen Spirale der Beziehungshölle gefangen - und zwar deswegen, weil der Ehemann an Alzheimer erkrankt ist. In dieser schwierigen Situation managt die Ehefrau den gesamten Haushalt - aber nicht nur das. Sie kümmert sich freilich um alles und erträgt auch die ruppige Art des ehemaligen Armeegenerals, der sich seiner eigenen Krankheit nicht bewußt ist. Die Schärfe in der Stimme, den ehemaligen Kasernenhof-Ton, hat er leider aber nicht vergessen.    Sriranjini ist dann auch die heimliche Protagonistin und generell die Hauptfigur in diesem aufs Nötigste reduzierten Drama, die alles überstrahlt - und sie meistert die Rolle großartig. Immer wieder bricht der Film aus der aktuellen Zeitschiene aus und springt hinüber auf eine andere, vergangene. Sie zeigt, wie es früher war. Wie sich die beiden kennenlernten, wie er um si

Thittam Irandu (2021) ‘திட்டம் இரண்டு’ Directed by Vignesh Karthik

Thittam Irandu is a south Indian Tamil police procedural mixed with a nice love story that turns sour as the female detective investigates in a murder case and consecutively digs into the life of her new boyfriend . It is a very dark and atmospheric police procedural, with a hefty overstuffed script - but also with too many fade outs and accumulated scenes that make it almost impossible to find an organic flow in the long  run. It's getting quite annoying as it loses its 'natural rhythm' further down the road, if there's anything like that in filmmaking. Thittam Irandu could have been a lot better aswell with a little more effort especially in the sound department for there are endless repetitions of filler music. Wouldn't have been bad if it took care of the endless plot meanderings at the end aswell. But, there's good acting throughout, so I won't complain too much. Thittam Irandu is enjoyable for most of the running time, even though it starts to dra