Direkt zum Hauptbereich

Hesus rebolusyonaryo / Hesus the Revolutionary (Lav Diaz, Philippinen 2001)



Manila in einer dystopischen Zukunft: ein Terrorregime unter einem Diktator hat die Macht an sich gerissen und nur noch einige wenige terroristische Widerstandszellen kämpfen für die Freiheit. Als heraus kommt, daß sich unter den Reihen der Revoluzzer ein Maulwurf befindt, wird Hesus befohlen, aus Sicherheitsgründen alle Mitglieder seiner Zelle zu exekutieren.
Fortan befindet er sich auf der Flucht auf der Suche nach seiner Geliebten, um aus der Hölle zu entkommen - und mehr als einmal muß er sich den Weg frei schießen.



Der für Diazsche Verhältnisse kurz geratene Film von 140 Minuten ist in körniger Digitalkameraoptik geschossen und die nicht immer gerade ausgefallene Bildgestaltung läßt einen des öfteren an TV-Film denken. Das außerdem ziemlich dialoglastige Actiondrama kann in ebendiesen Dialogen nicht überzeugen. Allzu deutlich werden hier Positionen ausgeführt, wird Meinung gemacht und Didaktik transportiert. Jedoch: nie von Hesus selbst, auf diesen wird immer nur eingeredet.



Der Protagonist bleibt uns fremd, er ist ein stiller Held. Wir wissen nicht, wo er herkommt und wo er hin will, was er denkt, wie er fühlt. Er ist ein Spielball mit Killerinstinkt, einer der kompromißlos feuert weil es um sein Überleben geht. Dennoch hat er die Sympathie des Zuschauers - und das ganz klar deswegen, da uns das sonstige Personal noch fremder ist.



Und obwohl es an HESUS sicherlich viel zu kritisieren gibt, ist er doch ein gewaltiger Film aufgrund seiner Unmittelbarkeit. Man ist sehr dicht dran an diesem stillen Getriebenen, man wandert mit ihm durch die Nacht und kann sein blutdurchtränktes Shirt beinahe riechen. Und spannend ist er außerdem, mit Action-, sprich Schießerei-Szenen wird nicht gegeizt. Wer gerne einen Vergleich haben möchte: optisch erinnert mich der Film an den kalt-nüchternen, körnigen BIRDCAGE INN von Kim Ki-duk, nicht jedoch an dessen Stilisierungen. Als Einstieg in Diaz' Werk hat mir HESUS gut (genug) gefallen. Mal sehen, ob ich mich an die Langfilme rantraue.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Abschied

Micha hat diesen Blog fast 15 Jahre mit großer Leidenschaft geführt. Seine Liebe zum asiatischen Kino hat ihn in dieser Zeit in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Menschen gebracht. Viele von euch waren ihm, wenn auch nicht räumlich, so doch gedanklich und emotional sehr nah. Jetzt ist er am 30.12.2021 zuhause in Bonn gestorben. Ich habe mich entschlossen, Michas Schneeland-Blog auch in Zukunft nicht offline zu stellen. So können Interessierte weiterhin all die klugen, detailgenauen und begeisternden Gedanken zum asiatischen Kino nachlesen, die er über die Jahre festgehalten hat.  Neben seinem Blog hatte Micha 2021 noch ein neues Projekt aufgenommen: Gemeinsam mit der Videokünstlerin Sandra Ehlen und Thomas Laufersweiler von SchönerDenken hatte er begonnen, in einem Podcast das filmische Werk von Keisuke Kinoshita zu besprechen. 25 Beiträge sind so bis zu Michas Tod im Dezember noch entstanden. Alle zwei Wochen erscheint nun eine Folge dieser Kinoshita-Reihe. V ielleicht eine sc...

Thittam Irandu (2021) ‘திட்டம் இரண்டு’ Directed by Vignesh Karthik

Thittam Irandu is a south Indian Tamil police procedural mixed with a nice love story that turns sour as the female detective investigates in a murder case and consecutively digs into the life of her new boyfriend . It is a very dark and atmospheric police procedural, with a hefty overstuffed script - but also with too many fade outs and accumulated scenes that make it almost impossible to find an organic flow in the long  run. It's getting quite annoying as it loses its 'natural rhythm' further down the road, if there's anything like that in filmmaking. Thittam Irandu could have been a lot better aswell with a little more effort especially in the sound department for there are endless repetitions of filler music. Wouldn't have been bad if it took care of the endless plot meanderings at the end aswell. But, there's good acting throughout, so I won't complain too much. Thittam Irandu is enjoyable for most of the running time, even though it starts to dra...

Angry Youth in Bleak Japan: ROAR (Ryo Katayama, Japan 2019) ~ Japan Cuts online edition

Two different storylines intertwine in this hard-hitting debut from Japanese director Ryo Katayama. Which doesn't mean that it's a good film per se, but impressive on different levels nevertheless. It is a bleak world, Katayama depicts. Emotionally detached characters stumble through a Japan which is very much the opposite of the delicate and exotic Japan we know from the JTO or the Lonely Planet. Here, everybody is wounded, mentally or physically. People are violent and angry - some turn their anger against themselves. ROAR is a typical first timer fantasy: extreme, rough, disturbing, alienating, depressing, very bleak, and a little too artsy in all its overlong silent scenes. We do understand: the director is an auteur, who loves slow cinema and so he tries to implement this aspect into ROAR aswell. Which doesn't work so well, as the there's not really an overall arc of suspension that keeps everything together. My mind did start to drift off and I had problems with k...