YAOWARAT ist ein recht packender thailändischer Gangsterthriller, der in Bangkoks Chinatown spielt, und der stilistisch an seine hongkonger Vorbilder erinnert. In diesem Viertel, Yaowarat, koexistieren zwei Triaden, die in recht friedlichem Nebeneinander ihren Geschäften nachgehen - doch dann geraten der sympathische Saleng, die rechte Hand von Boss Tong und der irre Kaolad, eine unter Strom stehende Zeitbombe aus Boss Dadas Bande, aneinander, da sie sich für die gleiche Frau interessieren. Da der Film beinahe ausnahmslos im Milieu, im Amüsier- und Rotlichtviertel spielt, verwundert es nicht, dass die begehrte Dame eine sehr junge und hübsche Prostituierte ist, die der moralisch halbwegs integre Saleng dort herausholen möchte (wohingegen Kaolad lediglich an niederen leiblichen Genüssen interessiert ist). Aufgrund mehrer Verwicklungen, zu der auch eine herbe Schießerei in einem illegalen Glücksspielclub gehört, ist es dann dem düpierten Kaolad unmöglich, Saleng ziehen zu lassen...
Ein Problem, das ein westliches Auge mit thailändischen Billigproduktionen haben könnte, ist ihr trashiges Aussehen. Wobei man sagen muss, dass in diese DV-Produktion schon einiges an Know-How investiert wurde - unfreiwillig dämlich ist und wird hier gar nichts, der rauhe Look passt sogar ausgezeichnet zur düsteren Gangsterwelt, und nur in den Tagszenen wird oftmals der niedrige Produktionsstandard sichtbar. Die Schauspieler machen ihre Sache großartig, da gibt es nichts zu meckern. Eher ungut ist da der immer wiederkehrende Voice-over Kommentar, der das Geschehen in einen größeren gesellschaftlichen Zusammenhang setzt und mit seiner Großonkel-Narration epische Gravität zu versprühen sucht. Das ist definitv fehl am Platze, wie auch die ständig im Hintergrund dudelnde Elektromusik, die sich manchmal allerdings zu ganz eigenen psychotronischen Höhen aufschwingt und dann den Bildern eine zusätzliche Qualität verpasst - bisweilen ist das furchtbar, manchmal aber wunderschön melancholisch.
Ebenfalls toll am Film sind Einblicke in eine Welt, die dem touristischen Auge wohl häufig verborgen bleiben dürften. Und so wird auch immer wieder klar, dass, wenn es ernst wird, kurzer Prozeß gemacht wird. Die Knarren sitzen wirklich extrem locker, und die Herren haben auch keine Hemmungen, rücksichtslos mitten in die Menge zu feuern, wenn der Gegner etwa im Getümmel oder auf offener Straße zu fliehen versuchen sollte. Das gibt dem Film eine ganz eigene herbe Bitterkeit und die stets unterschwellig brodelnde Gewalt setzt den Zuschauer permanent in Verunsicherung. Dass den Figuren kein wirklicher Tiefgang gegönnt wird, ist verständlich in einem derartigen Genrefilm, und so dauert es auch seine Zeit, bis man diese unterzubringen weiß. Die Guten sind hier aber nicht notwendigerweise besonders gut, charakterstark und schön, nein, in YEOWARAT sind sie lediglich etwas weniger rücksichtslos und gewalttätig als andere. Wie man jemanden niederschießt, das weiß jeder in diesem Film. Ziemlich beunruhigend ist das.
***