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Samurai III: Duel on Ganryu Island (Hiroshi Inagaki, Japan 1956)

Der dritte Teil ist vielleicht der beste, weil ausgeklügeltste. Dennoch hab ich mich öfter (ja, ich gebe das einfach mal zu:) gelangweilt. Doch weshalb? Hier finden alle Themen zusammen in einer schönen Ausgewogenheit: Inagaki findet eine tolle Balance zwischen actionreichem Swordplay und Liebesmelodram; die offenen Fäden werden zusammengeführt und ausformuliert, und trotzdem... war es irgendwie...langweilig, teilweise. Mifune alias Takezo alias Musashi Miyamoto findet zu erhabener Samurai-Größe, der nichts mehr beweisen muß. Er spielt ihn mit einer Würde und Reife, da kann man sich kaum vorstellen, wie er noch im 1. Teil ein wildes Pferd war. Koji Tsuruta (als Kojiro Sasaki) ebenso: gut. Der Geck, der Faun und Karrierist im Samurai-Pelz gefällt als Opponent und teils zwielichtig-abstoßende, teils eitle Verführergestalt. Plötzlich taucht Takashi Shimura auf, wie aus dem nichts, und ebenso verschwindet er wieder...wie schade. Otsu (Kaoru Yachigusa) leidet wieder unglaublich unter den K

Samurai II: Duel at Ichijoji Temple (Hiroshi Inagaki, Japan 1955)

Das Sequel zu Musashi Miyamoto zeichnet sich vor allem durch einen hohen Bodycount au s; mittlerweile ist Takezos Ruhm gewachsen, alle kennen den ihm vorauseilenden Ruf eines meisterhaften Swordmans, und die Neider und jungen Sturm und Dränger wollen natürlich ihre Kräfte messen. Dafür liegen sie bald mit dem Gesicht unten im Dreck. Musashi jedoch ist keine Heldengestalt. Der Zuschauer sieht hinter die Fassade; von verschiedenen Seiten wird Musashi gesagt, daß ihm das Zeug zum richtigen Samurai abgehe. Er sei zwar unglaublich stark, aber geistige Größe habe er nicht, er könne z. B. nicht vergeben. Zudem streiten sich zwei Frauen um seine Zuneigung; Otsu aus Teil 1, und jetzt auch Akemi. Musashi jedoch liebt sein Schwert. Im Zentrum der Handlung steht die Auseinandersetzung mit dem Yoshioka-Clan, mit dem es am titelgebenden Tempel erst ein Gemetzel, dann ein Duell mit deren sensei Seijuro Yoshioka geben wird. Außerdem wird die Person des Kojiro Sasaki eingeführt, einem weiteren Schw

Musashi Miyamoto / Samurai I (Hiroshi Inagaki, Japan 1954)

Takezo (Toshiro Mifune) und Matahachi, zwei jugendliche Grünschnäbel, wären ach so gerne richtige Sa murai und rennen begeistert in den Krieg. Man will sein Mannsein beweisen und gerät unverblümt in die bekannteste spätmittelalterliche Schlacht Japans: in den Kampf von Sekigahara (1600). Diese markiert historisch den Wendepunkt von der chaotischen Sengoku-Zeit hin zur (gewalttätig) befriedeten Tokugawa-Periode. Mehr tot als lebendig überleben sie das Gemetzel, und eines müßte selbst ihnen klar sein: zum Samurai ist es ein weiter Weg. Hier wiederholt sich Mifunes Begehr, denn im bekannteren Seven Samurai von Kurosawa -entstanden im selben Jahr!- spielt er die ganz ähnliche Rolle eines Bauernlümmels, der so gern ein Samurai wär. Er tollt herum, schreit, grimassiert, strampelt mit den O-Beinen und holt die Laute ganz tief hinten aus der Kehle heraus. Denn er wird gejagt und verfolgt. Takezo rennt. Nur einmal, da baumelt er an einem Baum 15 Meter über dem Boden: der weise Mönch Takuan hat

Shôwa Karesusuki / Der Polizist und seine Schwester (Yoshitarô Nomura, Japan 1975)

Harada (ein Polizeibeamter) lebt in Tokyo mit seiner Schwester in einer kleinen Wohnung nah den Bahnschienen. Die Kinder vom Lande, früh verlassen von den Eltern, mußten sich selbst durchschlagen; umso erfreulicher, daß sie es nun aus eigener Kraft zu bescheidenen Verhältnissen geschafft haben. Jeden Morgen fahren sie gemeinsam in die Stadt. Er geht ins Präsidium, Noriko in die Schneiderschule. Fröhlich winkt er ihr zum Abschied, wie er sich Richtung Stadtzentrum wendet, sie lächelt zurück. Auf der obersten Stufe jedoch wendet sie sich um, geht zurück, und streunt den Rest des Tages durch die Megalopolis. Die Kamera findet tolle Bilder der Menschenmassen, und wie sich nach und nach das Schicksal dieser beiden herausschält, da ist deutlich, daß hier noch tausende Geschichten erzählt werden könnten. Noriko läßt sich mit zwei üblen Typen ein, und ihr Bruder kommt zufällig dahinter. Als er ihr den Umgang mit ihnen verbieten will, zeigt sie sich wenig einsichtig. Alles Zureden hilft nicht

Snapshot Shorts Vol. 2

Shinobi - Heart under Blade Ten Shimoyama, Japan 2005 Romeo & Julia zur Zeit des Tokugawa-Regimes. Ieyasu Tokugawa sieht sein befriedetes Land nur noch durch zwei im Wald lebende Ninja-Clans bedroht und beschließt -gerissen wie er ist- sie sich gegenseitig eleminieren zu lassen. Die 5 besten Kämpfer beider Clans sollen gegeneinander antreten. Nun haben sich natüüürlich die beiden besten Kämpfer Gennosuke und Oboro an einem sprudelnden Bächlein tief in die Augen geguckt,... was allerdings bei den Augen von Yukie Nakama fatale Folgen haben kann, das versteht ein jederMann. Was folgt ist ein pathetisches Martial-Arts-Fantasy-Märchen, das leider weder in der Figurenzeichnung überzeugen kann, noch in den Kampfszenen. Zwar sind diese fast alle als Duelle angelegt, bei denen die Kontrahenten ihre besonderen Fähigkeiten zur Schau stellen können (den Absurditäten sind keine Grenzen gesetzt), doch ist das alles sehr konsumierbar: kein Blut, kein Leid, und ästhetisch völlig verfremdet.

9 Souls (Toshiaki Toyoda, Japan 2003)

Toyodas vielgelobter Film ist eine Komödie, ein Road-Movie und ein tragisches Drama zugleich: Neun Kriminelle brechen aus dem Gefängnis aus - draußen angekommen merken sie, daß sie eigentlich gar nicht so genau wissen, wo sie jetzt hin sollen. Dummerweise werden sie von der aufdringlichen Polizei gejagt, und nachdem ihre Gesichter im Fernsehen gezeigt wurden und von Plakatwänden herunterschauen, erkennt sie auch noch jeder Dorftrottel. Sie kommen vom Regen in die Traufe. Die erste Hälfte des Films kommt ziemlich sabuesk daher, allerdings mit einem etwas feineren Ton und weniger grotesk. Wenn die -mittlerweile sympathische g ewordene- Männertruppe dann in der zweiten Hälfte nach und nach durch die unterschiedlichsten Ereignisse dezimiert wird, sind einem die Figuren bereits so nahe geworden, daß der Film in derDarstellung der Schicksale sehr berührt und dann enorm traurig wird. Und das völlig ohne Kitsch oder Pathos. Ein phantastischer Gitarrensoundtrack findet ebenfalls Verwendung,

Snapshot Shorts Vol. 1

Da ich momentan ziemlich beschäftigt bin und nicht so richtig zum Schreiben komme, trage ich hier jetzt unter dieser neuen Rubrik Filme nach, für die mir die Zeit gefehlt hat, die ich aber nicht unerwähnt lassen wollte. Als da wären: Death Note 2: The last name (Shusuke Kaneko, Japan 2006) -- ist die Fortsetzung des Fantasy-Selbstjustiz-Popcornfilmchens DEATH NOTE , das in seiner schieren Länge von beinah 2 ½ Stunden wenn nicht ermüdend, so doch sehr gedehnt wirkt und mit deutlich zuviel Plotschleifen auffährt. Schon die Entscheidung, das simple Konzept das Death Note-Notizbuch um etliche Regeln zu erweitern, nur um aus dem zweiten Teil ein Katz-und Maus-Spiel machen zu können, scheint mir mißlungen und bläst den Film unnötig auf. Das lenkt alles ab von der zwar skurrilen aber reizvollen Grundidee. Aber damit nicht genug – auch das Potenzial der Einführung eines zweiten Todesgottes wird verschenkt, einmal sogar unfreiwillig komisch. Schade. Ansonsten bleibt positiv festzuhalten,

Time / Shi gan (Kim Ki-duk, Südkorea 2006)

Mit Kim Ki-duk geht es immer weiter. Vermutlich werde ich mir noch seinen vierzigsten Film ansehen, wenn es denn soweit kommen sollte. Schließlich war er einer der Regisseure, die ich als erstes entdeckte, als ich vor Jahren damit begann, stärker Asienfilme zu schauen. Eing eprägt hat sich da natürlich die Kombination aus künstlerisch wunderschön gemachten Bildern mit so ziemlich der härtesten Brutalität, die man nur aushalten kann. Insbesondere ADDRESS UNKNOWN und BIRDCAGE INN meine ich damit, aber auch den etwas zu sehr stilisierten THE ISLE. Der Ton seiner Filme hat sich etwas gewandelt über die Jahre, zum Glück, ist ruhiger geworden. Ein Film wie 3Iron ist ein Gottgeschenk, einer wie THE BOW, in dem er sich doch auch ein wenig selbst wiederholt und, manche meinen ja streng, im Kreise dreht, vielleicht weniger. Sehe ich nicht ganz so, aber ich bin da auch sehr offen. Mit TIME geht Kim zurück in die Großstädte und beschäftigt sich mit dem Schönheitswahn einer sich auf das Aussehen au

Fazit zur Masumura-Filmreihe

Es ist fast ein wenig schade, mit diesem etwas unpersönlichen Film von Masumura Abschied von der Filmreihe zu nehmen. Der zweite HANZO ist natürlich kein schlechter Film, aber eben sicher auch keiner, der von der Autorschaft des Regisseurs zeugt - sofern ich überhaupt in der Lage bin, das zu beurteilen. Die angedeutete Gesellschaftkritik versickert doch stark im Sumpf des Sleazes, und Hanzos Aufrichtigkeit gegenüber Ordnung und Gesetz scheint eher von vornherein der Anlage der Figur inhärent zu sein, weniger aufklärerisches Mittel des moralischen Regisseurs. Auch das immer wiederkehrende Thema der Darstellung des individuellen Leidendrucks seiner Protagonisten und Protagonistinnen unter einem wie auch immer gearteten gesellschaftlichen Repressionsmechanismus, was letztlich zu einem unauflösbaren Konflikt führt, der entweder mit einem Befreiungsschlag der Figur endet ( MANJI - ALL MIXED UP ) oder mit deren Untergang ( BLACK TEST CAR ), steht im zweiten HANZO nicht zur Debatte, wird hö

Hanzo - Razor 2: The Snare / Goyôkiba: Kamisori Hanzô jigoku zeme (Yasuzo Masumura, Japan 1973)

Hanzos zweite Mission führt den aufrechten Gendarmen wieder tief in den Sumpf von Korruption, Gewalt, Frauenhandel und Obrigkeitsdünkel hinein. Wieder einmal schafft er es durch seine ungewöhnlichen Verhörmethoden, dessen überzeugendstes Mittel sein gew altiger Penis ist, die nötigen Informationen zu beschaffen. Wie schon im ersten Teil geht es nicht gerade moralisch zu: die gefolterten Frauen lassen die Gegenwehr spätestens dann fahren, wenn sie auf kreative Weise von Hanzo (Shintaro Katsu) vergewaltigt werden, denn ihre anfänglichen unbeschreiblichen Qualen des Mißbrauchs schlagen um in eine erregte Begeisterung ob der Techniken und Fähigkeiten des Peniskünstlers. Hanzo prophezeit das immer schon vorher, denn diese Methode hat sich bereits mehrfach in der Vergangenheit bewährt. Nur glauben wollen sie's nicht. Wenn wundert es da bei solcher Art Plotentwicklung, daß sie von diesem Mann nicht mehr lassen wollen. Und Hanzo bricht ihnen das Herz, wenn er sie später zurückweist. Pas

Blind Beast / Môjû (Yasuzo Masumura, Japan 1969)

Ein blinder Bildhauer (Eiji Funakoshi) ertastet in den Räumen einer Photographieausstellung die Skulptur einer ‚perfekten Frau’, die er im Folgenden selbst als Kunstwerk gestalten möchte. In seinem Nebenberuf als Masseur ertastet er die Gesuchte (Mako Midori) mit seinen feinfühligen Händen, als sie nach einem Photoshooting Entspannung sucht. Er entführt sie mit Hilfe seiner Mutter (Noriko Sengoku) in sein Atlier, ein Fabrikgebäude am Rande der Stadt, wobei er die ehemalige Lagerhalle in ein riesiges Kunstwerk verwandelt hat: in der Mitte liegen zwei riesige Menschenkörper, Mann und Frau, in die Wänden sind Nachbildungen von weiblichen Gliedmaßen, Augen, Ohren und Brüsten eingearbeitet- eine Mischung aus Raumkunstwerk und Geisterbahn. Dort hält er die Schöne gefangen, bis sie einwilligt, Modell zu stehen. Die Gefangene versucht zu entkommen, und als dies mißlingt, beginnt sie zunächst als Täuschungsmanöver eine erotische Beziehung zum Künstler, um so einen Keil zwischen ihn und die

THE BALLAD OF NARAYAMA (Shohei Imamura, Japan 1983)

In einem kleinen Bergdorf gilt die grausame Tradition, daß jeder, der das 70. Lebensjahr erreicht, sich zum Sterben auf den Berg Nara zurückziehen muß. Das sichert unter Anderem das Überleben der Familie, da diese Menschen in erbärmlichster Armut ihr Dasein fristen und sich autark von selbstgeführter Landwirtschaft ernähren müssen. Das bißchen Grünzeug wird der rauhen Natur abgetrotzt, denn es ist kalt dort oben, der erste Schnee fällt früh. Orin (Sumiko Sakamoto) hat ihr siebzigstes Lebensjahr erreicht, nun ist sie an der Reihe. Ihre Familie sperrt sich gegen die Tradition da sie noch bei bester Gesundheit ist, insbesondere der älteste Sohn Tatsuhei (Ken Ogata) kommt mit dem Abschied nicht zurecht. In einer schrecklichen Szene schlägt sie sich selbst die Vorderzähne an einem Mühlstein aus, um zunehmende Gebrechen vorzutäuschen. Denn sie weiß, das beste was sie für ihre Kinder tun kann, ist sterben. Ein spröder Film von Imamura, einmal mehr. Schöne Landschaftsaufnahmen bar jeder Rom

Onna hissatsu ken / Sister Street Fighter (Kazuhiko Yamaguchi, Japan 1974)

Sister Street Fighter (Etsuko Shihomi) muß ihren Bruder aus den Fängen eines japanischen Drogenkartells retten. Daß sie es dabei mit unzähligen Schurken aufnehmen muß, versteht sich. In ein paar wenigen Szenen schaut dann auch Sonny Chiba vorbei. Ganz im Gegensatz zu KIBA – THE BODYGUARD wird hier mächtig an der Trash-Schraube gedreht, und heraus kommt ein wirrer Plot, ein katastrophales Acting, enorm schlechte Kampfszenen und eine langweilige Kamera. Du halt mal die Kamera schräg, das sieht scharf aus! Man kann nun natürlich sagen, egal, das ist trotzdem toll - und ja, das ist es auch. Der Film macht Spaß, hat eine hübsche Hauptdarstellerin und immer wieder ist man wie vor den Kopf gestoßen, was den Menschen alles so Sackdummes einfällt. Der Film ist aber vor allem dermaßen episodisch geraten (-ohne (meta-)Konzept allerdings), daß man zwischendurch auch mal Abwaschen gehen kann, und wenn man irgendwas vergessen hat, ist es auch egal. Da fällt dann auch der Weg in die Ästhetik sch

Bodyguard Kiba: Hissatsu sankaku tobi (Ryuichi Takamori, Japan 1973)

Ein Film aus den Siebzigern mit den entsprechenden Klamotten, Sonnenbrillen und Autos. Der Film hat zwar so etwas wie eine Handlung - Sonny Chiba stellt sich als Leibwächter derer zur Verfügung, die bereit sind, gegen die Gangsterbosse eines Drogenkartells auszusagen, nur um von der Frau, die er beschützt, hintergangen zu werden, da sie ihren eigenen Drogendeal durchzieht - sich aber eigentlich von toller Actionszene zur nächsten Klopperei laviert. Dabei kommt die Gewalt nicht zu kurz, wenn Chiba etwa einem nichtsnutzigen Schergen den Arm über die Schulter dreht, bis diesem der Knochen aus dem Ellenbogengelenk springt und in die Kamera hinein ragt. Nein, er ist auch absolut hilariously lustig, wenn "der Leibwächter", so der deutsche Filmtitel, dann den abgetrennten Arm, nachdem er noch die im Bett liegende Frau damit erschreckt hat, im Wohnzimmer herumsteht, nicht weiß was er damit jetzt anfangen soll, und ihn dann einfach in eine Ecke wirft. Oder wenn sich die Gangster in

Nightmare Detective / Akumu Tantei (Shinya Tsukamoto, Japan 2006)

Die noch junge und sehr engagierte Polizistin Keiko (Hitomi) wird mit zwei mysteriösen Selbstmord-Fällen betraut: die beiden Toten hatten sich selbst auf grausamste Weise mit dem Messer selbst zerhackt. Die „Tatorte“ gleichen einem Schlachtfeld. Da bekommt sie heraus, daß beide kurz vor der Tat mit dem Handy telephoniert haben – und beide dieselbe Nummer wählten. Das schürt den Verdacht, daß mehr dahinter steckt. Sie bittet einen verstörten jungen Mann, den Nightmare Detective (Ryuhei Matsuda), der sich in die Träume von Menschen hineinschleichen kann, ihr bei der Suche nach dem tatsächlichen Mörder zu helfen. Tsukamoto hat seit einiger Zeit in der Independent-Szene einen unanzweifelbaren Status: der Regisseur von TETSUO, dem BODY HAMMER, TOKYO FIST, BULLET BALLET, VITAL, SNAKE OF JUNE, und so weiter – man könnte alle Filme aufzählen –, der für sich die Fortschreibung der japanischen Nouvelle Vague der 60er als Ausgangspunkt sieht, hat die Filmszene mit seinen Beiträgen zum Mensch-Ma

Fires on the Plain / Nobi (Kon Ichikawa, Japan 1959)

Soldat Tamura (Eiji Funakoshi) wird von seinem Vorgesetzten mehrfach ins Gesicht geschlagen und 5 Minuten ununterbrochen angebrüllt. Der tubekulosekranke Soldat erträgt die Demütigung, nur um mit etwas Essen und einer Handgranate erneut zum Lazarett geschickt zu werden. Dort solle er sich nicht wieder fortschicken lassen, denn mit seiner Krankheit sei er hier an der Front nicht zu gebrauchen. Sollte er erneut abgewiesen werden, dann soll er sich selbst - ein letzter Dienst für die japanische Armee - mit der Handgranate in die Luft sprengen.... So beginnt dieser s/w- Film, der 1945 auf den Philippinen spielt. Die Amerikaner sind bereits gelandet, die japanische Armee nur noch ein zersprengter Haufen ausgezehrter Soldaten, mehr tot als lebendig. Es geht nur noch darum zu überleben, und dazu ist jedes Mittel recht: auch Kannibalismus. Der Film erzählt vom Weg Tamuras zu einem (utopischen ?) Stützpunkt seiner Armee, von dem die Heimreise angetreten werden kann. Sein Weg gleicht einem T

Shamo (Soi Cheang, Hongkong/Japan 2007)

Nachdem der 16-jährige Ryo Ishibashi (Shawn Yue) scheinbar grundlos seine Eltern ermordet hat, kommt er für zwei Jahre ins Kittchen. Dort wird dem Prinzenärschchen übelst mitgespielt, wie man sich denken kann. Beim Karatemeister Kenji (Francis Ng) lernt er aber die ultimative Karatetechnik und wird sich, wieder frei, an seiner Umwelt rächen, die ihn für sein Verbrechen verachtet. Außerdem macht er sich auf die Suche nach seiner mittlerweile verschwundenen und sich prostituierenden Schwester. Der DOG BITE DOG -Regisseur hatte bei mir einen schweren Stand nach dem völlig verkorksten Ende des Vorgängers. Und auch die eine oder andere gelesene Kritik zu SHAMO ließ den Film nicht gerade im allerhellsten Licht erstrahlen. Jedoch: so rein gar nichts zu erwarten kann auch seine Vorteile haben. Und hier seien die positiven Aspekte des Films genannt: auch wenn die Handlung etwas dürftig erscheint und kaum über die Zeit trägt, so ist der Film doch immer wieder spannend und unterhaltend. Dies

Red Angel / Akai Tenshi (Yasuzo Masumura, Japan 1966)

Im Jahre 1939 kommt die Krankenschwester Sakura Nishi (Ayako Wakao) in ein Lazarett an der Front in der Mandschurei. Dort wird sie eines Nachts bei einem Kontrollgang durch die Schlafsäle von mehreren Soldaten vergewaltigt. Als sie die Assistentin des renommierten Arztes Dr. Okabe wird, erlebt sie die Hölle auf Erden. In 48-Stunden-Schichten werden Verwundete behandelt, Schußwunden operiert, Halbtote aufgegeben, und Gliedmaßen amputiert. Das Lazarett mutet an wie ein wogendes Meer aus schreienden, verwundeten Männern, die übereinanderliegend, die Schmerzen nicht mehr aushalten können. Die Darstellung der Operationen ist mehr als deutlich. Der Arzt und die Assistenten sehen aus wie aus einem Schlachthaus über und über mit Blut verschmiert. Die Kugeln, die aus den Körpern geholt werden, häufen sich in Metallschalen, die amputierten Arme und Beine werden in Bottiche und Fässer geworfen. Immer wieder muß der Boden geschrubbt werden, das Blut fließt hinaus und fließt in die Erde. Die Leic

Schwarzer Regen / Kuroi Ame (Shohei Imamura, Japan 1988)

In der etwa 15minütigen Exposition geschieht alles Dramatische, das die Handlung in Gang bringt: während die Familie einer Teezeremonie beiwohnt, entfaltet sich in der Ferne deutlich sichtbar durch die aufgeschobenen Türen der Pilz der Atombombe über Hiroshima. Yasuko wohnt bei ihren Pflegeeltern, ihrem Onkel und ihrer Tante. Das herannahende Feuer zwingt sie, das Haus zu verlassen und sich durch die Stadt durchzuschlagen. Dabei sehen sie (und auch wir) das „wahre“ Ausmaß des Schreckens: alles ist zerstört, überall liegen verkrümmte verkohlte Leichen herum, ein Mann stürzt sich aus dem Fenster und erschlägt beinah die Familie. Auf dem Boot werden sie vom schwarzen Regen erwischt, der in großen, tintenähnlichen Tropfen herabkommt. Dann: fünf Jahre später. Man lebt auf dem Land, und versucht den Schrecken zu vergessen, einen Alltag zu leben, den es nicht mehr geben kann. Denn die Eltern haben „die Strahlenkrankheit“, und wann sie letztendlich ausbricht, ist nur eine Frage der Zeit. Di

Irezumi – Spider Tattoo (Yasuzo Masumura, Japan 1966)

Otsuya (Ayako Wakao), die Tochter eines zu Wohlstand gekommenen Kaufmannes, brennt mit dem kleinen Gehilfen Shinsuke (Akio Hasegawa) durch - es ist die große dramatische Liebe. Shinsuke jedoch hat ein äußerst schlechtes Gewissen seinem Herrn gegenüber, denn dieser hatte ihn wie einen eigenen Sohn aufgenommen. Unterschlupf finden sie bei dem zwielichtigen Gonji, der versucht, die Liebenden zu trennen, Shinsuke ermorden zu lassen und anschließend Otsuya an den Bordellbesitzer Tokubei verkauft. Der läßt ihr eine riesige Spinne mit Dämonenkopf auf den Rücken tätowieren, die männerfressende Spinne - denn Otsuya ist eine äußerst attraktive Frau, die Männer scheinen in ihrer Nähe den Verstand zu verlieren. Die literarische Vorlage zum Film stammt von Junichiro Tanizaki, das Skript von Kaneto Shindo (ONIBABA, KURONEKO). Was kann man da anderes erwarten, als herausragendes Kino! Masumura gelingt hier ein atmosphärisch dichter, äußerst kompakt wirkender Film, der Figuren zeigt, die ständig am

Jigoku (Nobuo Nakagawa, Japan 1960)

Von Nobuo Nakagawa kannte ich bislang nur den Geisterfilm Kaiidan – The Living Koheiji (1982) und das eher klassische Chambara-Drama The Ceiling at Utsunomiya (1956). Mit Jigoku jedenfalls schlägt er einen ganz anderen Ton an. Blick auf die Hölle, wie wir sie nicht kennen: eine leere dunkle Ebene mit einem stilisierten Fluß. Man wähnt sich in einer Theatersituation. Heutigen Betrachtern fällt da vielleicht Lars von Triers Dogville ein oder George Lukas’ Stilisierungen des Raumes in THX1138 - hier als dunkles Komplementärstück. Später wird sie sich allerdings beleben: die Toten wandeln in ihr, das Feuer brennt lichterloh und der Sünder wird über dem Feuer gebraten. Die Haut wird abgezogen und der Leib vom Skelett. Der Film macht sprichwörtlich keine Gefangenen. Und einen Plot gibt es auch noch: der Student Shiro (Shigeru Amachi) ist mit der Professorentochter Sachiko verlobt. Doch der eigentliche Dreh- und Angelpunkt ist dessen Freund Tamaru (Hiroshi Hayachi), Mensch, Dämon un

Exodus (Pang Ho-Cheung, Hongkong 2007)

EXODUS ist ein weiterer Vertreter des HK-Cop-Thrillers, aber ein besonderer! Die Handlung ist seltsam und kurios zugleich: Polizist Tsim (Simon Yam) nimmt die Anzeige eines scheinbar verwirrten Mannes auf, der behauptet, "Frauen" würden ihm nach dem Leben trachten. Ein Tag darauf scheint er eingeschüchtert worden zu sein und widerruft seine Aussage. Die einzige Person, zu der er Kontakt hatte, war jedoch eine von Tsims Kolleginnen. Das macht ihn neugierig, und so macht er die Aufklärung des Falles zu seiner persönlichen Sache. Wer möchte, klar, kann hier mit einem Genderdiskurs anknüpfen. Meines Erachtens ist das Besondere des Films aber die Machart. Der Film ist extrem arthausig photographiert, eine Sache die zunächst positiv überrascht. Die Bilder orientieren sich sehr an Perspektiven, an architektonischen Strukturen. Dazu gesellen sich sehr langsame, kontemplative Schwenks in einer häufig nächtlichen, halbdunklen oder abgedunkelten Situation. Auf Dauer wirkt das etwas m

Beyond our Ken (Pang Ho-Cheung, HK 2004)

Drei Jahre vor EXODUS konnte Edmond Pang mit dieser anspruchsvolleren Mixtur aus Liebeskomödie und Drama brillieren. Zwei junge Frauen lernen sich kennen - die eine ist die Freundin von Ken, die andere dessen Ex. Auslöser sind Nacktbilder der Ex im Internet, und sie wendet sich in ihrer Verzweiflung an die aktuelle Geliebte. Je besser sie sich jedoch kennenlernen, desto mehr tauschen sie sich über Ken aus; wobei ihnen immer klarer wird, was für ein Schwein hinter der liebevollen Maske steckt. Das fängt schon damit an, daß er sie mit denselben Sprüchen rumgekriegt hatte. Und das ist nur der Gipfel des Eisberges. Pang ist hier ein ordentlicher Genremischer: Komödie, Drama und Detektivgeschichte fügt er zu einem wunderbaren Film, manchmal etwas zu hip, zu ausnahmslos schön, zu sehr ins rechte Licht gesetzt. Aber das sieht man ihm gerne nach, macht der Film doch ordentlich Spaß, hat einen geschickt konstruierten Handlungsverlauf mit einigen Überraschungen und zwei Darstellerinnen, die

Ochazuke no aji / The Flavor of Green Tea Over Rice Yasujiro Ozu, Japan 1952

Der Film beginnt als Komödie: Taeko (Michiko Kogure) konstruiert eine windige Geschichte um einen ärztlichen Notfall, der ihre Anwesenheit bei der Nichte erfordere um ihren Mann zu täuschen und so ihr Ausbleiben zu erklären. Denn eigentlich möchte sie mit ihren Freundinnen ein Wochenende in einem Badeort verbringen. Männer will man dabei natürlich nicht dabei haben, und die „Notlüge“ soll ihn nicht vergrätzen. Als die Nichte dann plötzlich gesund und munter im Raum steht, versucht sich Taeko herauszuwinden mit schnell hingeworfenen und unklar formulierten Sätzen. Dann dreht sie sich auf dem Absatz um und geht einfach hinaus. Ihr nachsichtiger Ehemann fragt nicht weiter nach. Bei Setsuko (Keiko Tsushima) steht allerdings auch einiges an, denn als Frau Mitte 20 ist sie immer noch Single. Sie soll in den Hafen der Ehe geführt werden, zur Not auch mit Hilfe der Eltern, die den von ihnen auserwählten Bräutigam zum „Interview“ laden – Setsuko jedoch hat ihren eigenen Willen und hält überhau

Heat after Dark Ryuhei Kitamura, Japan 1998

Zwei Gangster sollen eine Leiche entsorgen, und als sie dummerweise von einem Polizisten angehalten werden und dieser eine Fahrzeugkontrolle durchführen möchte, scheint die Situation zu eskalieren. Doch beim Öffnen des Kofferraumes sind alle verblüfft: er ist leer… Kitamura, zu dem ich ein mehr als zwiespältiges Verhältnis habe, legt mit seinem ersten, nur gute 50 min dauernden Film eine wundevolle Yakuza-Ballade vor, die ein wenig an Tarantino, und sehr an Sabus Grotesken erinnert. Ein klassischer Die etwas unbeholfenen aber sympathischen Trottel geraten in eine ausweglose Situation -Plot. Die Stärke des Films ist aber genau diese Reduktion auf eine kaum vorhandene, bzw. sehr ausgedünnte Handlung, die sich letztlich in einem atmosphärisch dichten und von leisem Humor durchzogenen Finale, einem Duell, entlädt. Dieses Finale nimmt nach den kurzen Präliminarien fast die gesamte Spielzeit ein und ist angenehmerweise sehr ruhig gestaltet - so ruhig und kontemplativ, wie es das verla

Haruki Murakami : Afterdark (2007).

 Der letzte von mir gelesene Roman Haruki Murakamis war Kafka am Strand . Der hatte streckenweise noch durchaus gefallen können mit seinem ansprechenden Themenmix aus Roadmovie, Adoleszenzthematik und Bibliotheksmystik. Doch starke Abnutzungserscheinungen machten sich breit: man kannte das alles mittlerweile aus zahlreichen Vorgängern. Und das Gefühl, weshalb man einen Murakami liest –also genau dieses ich-will-einen-Murakami-lesen-Gefühl- fühlte sich schon bald taub und leblos an während des Lesens; in etwa so, als ob man Weihnachten feiert und sich auch darauf gefreut hat, aber plötzlich ist doch alles wieder total langweilig und die Geschenke sind so unoriginell, daß man sich fragt, was sich die Leute dabei eigentlich gedacht haben. Schlechte Ausbeute. So ging es mir mit Kafka .  Murakamis Kurzgeschichten habe ich gelernt zu boykottieren - außer denen aus After the Quake bündeln sie das, was ich an Murakami schlecht finde. Schnell hingerotzte Teeniegeschichten für das Emoherz,

Death Note / Desu nôto (Shusuke Kaneko, Japan 2006)

 Der Jurastudent Light (sprich: „Raito“) findet ein Heft mit dem Titel „Death Note“ des Nachts auf der Straße liegend. Schreibt man einen Namen hinein, so wird die Person Sekunden später an einer Herzattacke sterben. Sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn und seine Fähigkeiten als Computerhacker vereinen sich: er bricht in das Computersystem der Polizei ein, und läßt „Gerechtigkeit“ walten: denn die Namen davongekommener oder zu milde bestrafter Verbrecher finden ihren Weg ins tödliche Notizbuch. Keine Frage, die vielen Toten erwecken Unruhe, und schon bald ist der Held des Films selbst ein gesuchter Mann. Der Zufall will es, daß ausgerechnet sein Vater die Ermittlungen gegen Kira (den „Killer“) führt. Dieser bekommt vom zunächst unerkannt bleibenden Computerspezialisten „L“ Unterstützung, der mit seinen analytischen Fähigkeiten und seiner Ausdauer den ermittelnden Polizisten überlegen ist. Was lernen die Juristen an der Uni in Japan eigentlich? Kurios, diese Handlung. Doch L