Twentynine Palms Bruno Dumont, D/Fr/USA 2003
Man könnte es sich leicht machen und so Sachen sagen wie: „Der eigentliche Protagonist dieses Films ist die Landschaft!“, eine Augenbraue gewichtig hochziehen und mal die Worte so richtig einsinken lassen und darauf warten, ob einem anderen in der Runde noch was Gescheites dazu einfällt. Das erinnert mich an einen Freund, einen Philosophiestudenten, der davon überzeugt war, dass Miteinander-Reden prinzipiell ein Disput sei, den man mittels rhetorischen Könnens für sich entscheiden könne. Als gäbe es etwas zu gewinnen, ein battle der Argumente sozusagen. Und wenn man keine mehr habe, dann sagt man halt was mithilfe eben jener Tricks, die ich nicht kenne. Ich habe dummerweise nie Philosophie studiert und viele der Gespräche ‚verloren’ – komisch, unsere Freundschaft hat dann auch nach dem Studium nicht lange gehalten.
Das Miteinander-Sprechen ist vielleicht das Eigentliche um was es hier geht, bzw. das Nicht-Miteinander-Sprechen-Können. Das macht schon die unterschiedliche Herkunft der Protagonisten deutlich, die dann aber, ganz anders als es im Booklet verlautbart wird, nicht zu völliger Kommunikationsunfähigkeit führt. Das Problem ist vielmehr, daß sich die beiden wenig bis nichts zu sagen haben. Ging mir auch schon so, muß ich zugeben. Im Urlaub ist das natürlich dann doof. In Frankreich geht man in solchen Fällen Kaffee-Trinken oder mietet ein Kajak um die Ardèche hinunter zu paddeln. Im Joshua Tree-Nationalpark geht das leider nicht. Da ist nämlich nix (– hätten prima Klettern gehen können, allerdings). Die beiden sind also neben dem Location-Scouting vor allem mit sich selbst beschäftigt – oder gewichtiger ausgedrückt (Augenbraue!): auf sich selbst zurückgeworfen. Bei ihm bedeutet das, sehr viel Zeit für seine Gefühle unter der Gürtellinie zu haben, wogegen sie sich eher schlecht wehren kann. Sie ist ja eine Frau, die kräftemäßig unterliegt. Der Sex ist dann auch wenig romantisch, sondern abstoßend brutal und überschreitet für meine Begriffe die Grenze zur Vergewaltigung mehrfach (Blow-Job-Szenen). Was will uns Dumont damit sagen? Vermutlich, daß es gar nicht um den Sex geht, sondern um etwas anderes: die Einsamkeit der Figuren. In der gelebten Sexualität offenbart sich diese Einsamkeit lediglich. Die stärkste Waffe der Frau jedoch ist das Mundwerk, aus dem oft Widersprüchliches quillt. Nun ja, das mag beim Flirten noch spannend sein, „die mysteriöse Frau“, beim Alltag in der Wüste aber ist das oft eher nervig. Schon wieder Distanz...
Er hat dann auch die tolle Idee, sie mal mit seinem Hummer fahren zu lassen, einem Panzer von Jeep, sozusagen. Das bringt Abwechslung in die Bude,!, doch es kommt dann recht schnell raus, daß sie zu dicht an Büschen vorbeifährt, durch tiefe Schlaglöcher usw. Das geht natürlich nicht! Da kommt direkt Stress auf, und das ist hier natürlich dann gleich Beziehungsstress. Man fragt sich, warum er sich das antut. Schreiben viele so, überall. Ich sage: warum tut sie sich eigentlich dieses Brutaloarschloch an, der sie permanent missbraucht? Ihre Worte der Liebe dienen denn auch eher zur Selbstversicherung und können nicht erwidert werden. In der Wüste merkt man, daß einer lügt.
Das Ende hätte ich so nicht erwartet, da dreht der Film dann auf und setzt einen finalen Gewalthammer. Vielleicht ein wenig viel, aber: die Bestie in uns ist eben manchmal nicht mehr zu kontrollieren, und was weiß ich schon vom Leben!
Nun denn: ein großartiger Film, wie ich finde. Man könnte jetzt noch etwas über die Kamera schreiben, wie sie ihre Protagonisten aus dem Bild laufen läßt, usw. Aber das dann vielleicht nächstes Mal. Daß man bei diesem Film auf sich selbst zurückgeworfen wird (!), beim Versinken in diesen Bildern der Weite, ist sicherlich nicht das Schlechteste. So wie da muß es nicht sein, klar, und wer viel Angst hat sagt: niemals, bei m i r ist das nicht so! Ich freu’ mich schon auf den nächsten Urlaub, auf die ganzen Pärchen, die genau davon felsenfest überzeugt sind, SO nicht zu sein. Und dann mal kucken, was die so machen, wie die so miteinander reden. Wer wem wie an den Arsch fasst. Ich glaube dir nicht - die Wüste ist auch in dir!
Man könnte es sich leicht machen und so Sachen sagen wie: „Der eigentliche Protagonist dieses Films ist die Landschaft!“, eine Augenbraue gewichtig hochziehen und mal die Worte so richtig einsinken lassen und darauf warten, ob einem anderen in der Runde noch was Gescheites dazu einfällt. Das erinnert mich an einen Freund, einen Philosophiestudenten, der davon überzeugt war, dass Miteinander-Reden prinzipiell ein Disput sei, den man mittels rhetorischen Könnens für sich entscheiden könne. Als gäbe es etwas zu gewinnen, ein battle der Argumente sozusagen. Und wenn man keine mehr habe, dann sagt man halt was mithilfe eben jener Tricks, die ich nicht kenne. Ich habe dummerweise nie Philosophie studiert und viele der Gespräche ‚verloren’ – komisch, unsere Freundschaft hat dann auch nach dem Studium nicht lange gehalten.
Das Miteinander-Sprechen ist vielleicht das Eigentliche um was es hier geht, bzw. das Nicht-Miteinander-Sprechen-Können. Das macht schon die unterschiedliche Herkunft der Protagonisten deutlich, die dann aber, ganz anders als es im Booklet verlautbart wird, nicht zu völliger Kommunikationsunfähigkeit führt. Das Problem ist vielmehr, daß sich die beiden wenig bis nichts zu sagen haben. Ging mir auch schon so, muß ich zugeben. Im Urlaub ist das natürlich dann doof. In Frankreich geht man in solchen Fällen Kaffee-Trinken oder mietet ein Kajak um die Ardèche hinunter zu paddeln. Im Joshua Tree-Nationalpark geht das leider nicht. Da ist nämlich nix (– hätten prima Klettern gehen können, allerdings). Die beiden sind also neben dem Location-Scouting vor allem mit sich selbst beschäftigt – oder gewichtiger ausgedrückt (Augenbraue!): auf sich selbst zurückgeworfen. Bei ihm bedeutet das, sehr viel Zeit für seine Gefühle unter der Gürtellinie zu haben, wogegen sie sich eher schlecht wehren kann. Sie ist ja eine Frau, die kräftemäßig unterliegt. Der Sex ist dann auch wenig romantisch, sondern abstoßend brutal und überschreitet für meine Begriffe die Grenze zur Vergewaltigung mehrfach (Blow-Job-Szenen). Was will uns Dumont damit sagen? Vermutlich, daß es gar nicht um den Sex geht, sondern um etwas anderes: die Einsamkeit der Figuren. In der gelebten Sexualität offenbart sich diese Einsamkeit lediglich. Die stärkste Waffe der Frau jedoch ist das Mundwerk, aus dem oft Widersprüchliches quillt. Nun ja, das mag beim Flirten noch spannend sein, „die mysteriöse Frau“, beim Alltag in der Wüste aber ist das oft eher nervig. Schon wieder Distanz...
Er hat dann auch die tolle Idee, sie mal mit seinem Hummer fahren zu lassen, einem Panzer von Jeep, sozusagen. Das bringt Abwechslung in die Bude,!, doch es kommt dann recht schnell raus, daß sie zu dicht an Büschen vorbeifährt, durch tiefe Schlaglöcher usw. Das geht natürlich nicht! Da kommt direkt Stress auf, und das ist hier natürlich dann gleich Beziehungsstress. Man fragt sich, warum er sich das antut. Schreiben viele so, überall. Ich sage: warum tut sie sich eigentlich dieses Brutaloarschloch an, der sie permanent missbraucht? Ihre Worte der Liebe dienen denn auch eher zur Selbstversicherung und können nicht erwidert werden. In der Wüste merkt man, daß einer lügt.
Das Ende hätte ich so nicht erwartet, da dreht der Film dann auf und setzt einen finalen Gewalthammer. Vielleicht ein wenig viel, aber: die Bestie in uns ist eben manchmal nicht mehr zu kontrollieren, und was weiß ich schon vom Leben!
Nun denn: ein großartiger Film, wie ich finde. Man könnte jetzt noch etwas über die Kamera schreiben, wie sie ihre Protagonisten aus dem Bild laufen läßt, usw. Aber das dann vielleicht nächstes Mal. Daß man bei diesem Film auf sich selbst zurückgeworfen wird (!), beim Versinken in diesen Bildern der Weite, ist sicherlich nicht das Schlechteste. So wie da muß es nicht sein, klar, und wer viel Angst hat sagt: niemals, bei m i r ist das nicht so! Ich freu’ mich schon auf den nächsten Urlaub, auf die ganzen Pärchen, die genau davon felsenfest überzeugt sind, SO nicht zu sein. Und dann mal kucken, was die so machen, wie die so miteinander reden. Wer wem wie an den Arsch fasst. Ich glaube dir nicht - die Wüste ist auch in dir!