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Hunter in the Dark / Yami no kayudo (Hideo Gosha, Japan 1979)

Edo im Jahre 1784: das Ende des Tokugawa-Shogunats. Eine korrupte Politik führt die zerstrittenen Clans zu gewalttätigen Machtkämpfen, bei denen jedes Mittel recht ist. Die allgemeine Korrupion führt zur Gründung von Geheimorganisationen, den Schattenkriegern. In diesen Wirren lebt der einäugige Ronin Yataro Tanigawa (Yoshio Harada), und verdingt sich als Auftragskiller. Zwischen den Rivalitäten zweier Banden scheint er zerrieben zu werden.

Gosha präsentiert uns ein enorm düsteres Chambara-Werk, das mehr an einen Yakuza-Film, als an einen Samuraistreifen erinnert. Und er packt eine ordentliche Portion Sleaze oben auf. Die Nackttänzerin reckt die Arme nach oben, und von der getöteten Hure regnet es das Blut auf die bloßen Brüste der Tanzenden. Im ersten großen Kampf, den Harada gegen eine Überzahl an Gegenern führt und der ihn fast das Leben kostet, kommt eine grimmige Wut zum Ausdruck, eine scharfe Blutwut, die frösteln macht. Enorm brutal, sehr realistisch (nun ja) werden Gliedmaßen abgehackt und die Leiber zerstochen.Nie tat das Stechen so weh wie hier. Und dann wird der Griff gedreht...
Allerdings muß man auch sagen, daß der Film gehörige Schwierigkeiten hat, in Fahrt zu kommen. Atmosphäre stellt sich erst mit zunehmender Laufzeit ein, und der wirre Plot mit der Großzahl an Figuren tut sein übriges. Da nutzen auch die Namen Tatsuya Nakadai und Sonny Chiba nichts. Die spielen alle gut, aber was genau da passiert, erschließt sich nicht so einfach. Die Kamera ist experimentell unkonventionell, was zusätzlich verstört und zugleich belebt. Der Schluß ist allerdings eine gehörige Lektion in Sachen Tristesse. HUNTER ist definitiv ein grimmiger Film.
Da die DVD leider enorm beschissen ist (Panorama HK), also sehr dunkel, sieht man bei den vielen Nachtszenen recht wenig, und die Untertitel, nun ja, die sind mal wieder die hinterletzte Grütze. Und das Booklet verrät bereits das Ende im Text. Schade um den Film...

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Abschied

Micha hat diesen Blog fast 15 Jahre mit großer Leidenschaft geführt. Seine Liebe zum asiatischen Kino hat ihn in dieser Zeit in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Menschen gebracht. Viele von euch waren ihm, wenn auch nicht räumlich, so doch gedanklich und emotional sehr nah. Jetzt ist er am 30.12.2021 zuhause in Bonn gestorben. Ich habe mich entschlossen, Michas Schneeland-Blog auch in Zukunft nicht offline zu stellen. So können Interessierte weiterhin all die klugen, detailgenauen und begeisternden Gedanken zum asiatischen Kino nachlesen, die er über die Jahre festgehalten hat.  Neben seinem Blog hatte Micha 2021 noch ein neues Projekt aufgenommen: Gemeinsam mit der Videokünstlerin Sandra Ehlen und Thomas Laufersweiler von SchönerDenken hatte er begonnen, in einem Podcast das filmische Werk von Keisuke Kinoshita zu besprechen. 25 Beiträge sind so bis zu Michas Tod im Dezember noch entstanden. Alle zwei Wochen erscheint nun eine Folge dieser Kinoshita-Reihe. V ielleicht eine sc...

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" I am just a street thug with no skills whatsoever! " (Doo-soo) Der Straßendieb Jo Doo-soo (Shin Seong-il) lebt in einem ärmlichen Stadtviertel und erledigt niedrige Jobs für einen lokalen Bandenchef. Bei einem Auftrag gerät er in einen Raubübefall: ein paar Gauner beklauen und bedrängen zwei unschuldige Mädchen auf ihrem Weg durch die Stadt. Doo-Soo geht dazwischen und sieht sich plötzlich mit den Anführer in einen Messerkampf  verwickelt. Er kann ihn zwar besiegen, wird dabei aber selbst verwundet. Als anschließend eines der Mädchen zu einem Krankenbesuch vorbeikommt um sich für die Hilfe persönlich zu bedanken, scheinen sich die beiden auf Anhieb sehr gut zu verstehen. Doo-soo und die Diplomatentochter Joanna (Eom Aeng-ran) verlieben sich schließlich in einander und müssen sich gegen die Anfeindungen der Umwelt durchsetzen - sowohl was die Gangsterorganisation betrifft, der er angehört (sein Boss sieht aus wie ein koreanischer Edward G. Robinson), als auch gege...