Direkt zum Hauptbereich

Sasori - Jailhouse 41 (Shunya Ito, Japan 1972)


Nachdem Sasori ein ganzes Jahr im Gefängnis in Isolierhaft verbringen mußte (eigentlich in einem feuchten Kellerloch), gelingt ihr mit einigen Mitinsassinnen der Ausbruch. Ziel ist wieder einmal, Rache an den Peinigern zu üben.

Auch im zweiten Teil dieser Women-In-Prison-Serie wird kein gutes Haar an den Männern gelassen - es sind alles debile Vollkretins, die nichts anders als Mißbrauch und Demütigung im Kopf haben. Zu erleiden haben es natürlich die Frauen, die sich unter Bedrohung dann auch nicht anders zu helfen wissen, als mit äußerster Gewalt zu reagieren. Gut so. Interessanterweise ist dies alles im zweiten Teil weit züchtiger gestaltet als im ersten. Man sieht wenig nackte Haut, bei Gewalttaten sieht man nicht die Taten selbst, sondern das Ergebnis. Häufig werden die Szenen verfremdet, etwa ein Weglassen des Tones bis zur totalen Stille, Slo-Motion, Einsatz farbigen Lichtes, Verzicht auf Kulissen, Punktstrahler, konterkarierende Musik, Theaterbühnenzitate. Das wirkt oft wie ein subjektiver Einschub und die Szene wird tatsächlich so stark überformuliert, bis deutlich wird, daß im Abstrakten der Verfremdung neuer Sinn produziert werden soll. Das erinnert dann manchmal sehr an Brecht (Dreigroschenoper, z.B. - einmal kommt sogar eine Drehbühne zum Einsatz!), oder an JIGOKU.

Die Frauenfiguren sind demgegenüber aber nicht ausschließlich positiv gezeichnet - auf so einen simplifizierenden Feminismus läßt sich Ito nicht ein. Die Damen hassen sich, ja - töten sich sogar, wenn es die Situation erfordert. Selbstredend hat auch Sasori in diesem Teil wieder eine Antagonistin, eine besonder fies blickende Kräuterhexe. Die Ausreißerbande ist also nur eine Gemeinschaft auf Zeit, die sich in jedem Moment auflösen kann.

Durch ein Anreißen der persönlichen Schicksale der Frauen kommt doch mehr Tiefe in die Charaktere, als man zunächst vielleicht meinen möchte, und die Komplexität der Erzählung, die künstlerische Gestaltung ist eine doch weit bedeutendere Leistung, als wenn sich der Film in reinen Exploitationgewässern suhlen würde. SASORI - JAILHOUSE 41 ist davon weit entfernt.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Abschied

Micha hat diesen Blog fast 15 Jahre mit großer Leidenschaft geführt. Seine Liebe zum asiatischen Kino hat ihn in dieser Zeit in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Menschen gebracht. Viele von euch waren ihm, wenn auch nicht räumlich, so doch gedanklich und emotional sehr nah. Jetzt ist er am 30.12.2021 zuhause in Bonn gestorben. Ich habe mich entschlossen, Michas Schneeland-Blog auch in Zukunft nicht offline zu stellen. So können Interessierte weiterhin all die klugen, detailgenauen und begeisternden Gedanken zum asiatischen Kino nachlesen, die er über die Jahre festgehalten hat.  Neben seinem Blog hatte Micha 2021 noch ein neues Projekt aufgenommen: Gemeinsam mit der Videokünstlerin Sandra Ehlen und Thomas Laufersweiler von SchönerDenken hatte er begonnen, in einem Podcast das filmische Werk von Keisuke Kinoshita zu besprechen. 25 Beiträge sind so bis zu Michas Tod im Dezember noch entstanden. Alle zwei Wochen erscheint nun eine Folge dieser Kinoshita-Reihe. V ielleicht eine sc...

Eighteen Years, to the Sea / 十八歳、海へ (Toshiya Fujita, Japan 1979)

 Toshiya Fujita (Regisseur von z.B. den LADY SNOWBLOOD-Filmen oder STRAY CAT ROCK: WILD JUMBO ) liefert hier einen typischen japanischen End-70er-Jahre Genrebeitrag ab, in dem sich "Junge Wilde" in ihrem ganzen übersatten Ennui dermaßen anöden, dass sie auch mal dieses Ding mit dem Doppel-Liebestod ausprobieren wollen. Existenziellere Nöte gibt es kaum, sie sind sogar in ihrer Abschlußklasse ganz vorne auf der Liste. Die Eltern haben alle Geld, aber man kann es sich leisten, es nicht annehmen zu wollen.  Also geht man in Kamakura ins Meer, legt sich mit einer Bikergang an, nimmt Schlaftabletten (aber immer nur eine) und erhängt sich zum Spaß mit einem Seil, das schon ganz verrottet ist und auf jeden Fall reißt.  Ansonsten gibt es viel unbeholfenen Sex, der schnell in Gewalt ausartet, einmal auch in eine (fürs Genre obligatorische) Vergewaltigung, an deren Ende das Opfer den Täter sogar noch bittet, sich zukünftig um die Schwester zu kümmern.  Es ist alles wunderbar a...

Thittam Irandu (2021) ‘திட்டம் இரண்டு’ Directed by Vignesh Karthik

Thittam Irandu is a south Indian Tamil police procedural mixed with a nice love story that turns sour as the female detective investigates in a murder case and consecutively digs into the life of her new boyfriend . It is a very dark and atmospheric police procedural, with a hefty overstuffed script - but also with too many fade outs and accumulated scenes that make it almost impossible to find an organic flow in the long  run. It's getting quite annoying as it loses its 'natural rhythm' further down the road, if there's anything like that in filmmaking. Thittam Irandu could have been a lot better aswell with a little more effort especially in the sound department for there are endless repetitions of filler music. Wouldn't have been bad if it took care of the endless plot meanderings at the end aswell. But, there's good acting throughout, so I won't complain too much. Thittam Irandu is enjoyable for most of the running time, even though it starts to dra...