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Sasori - Den of the Beast (Shunya Ito, Japan 1973)




Als die gesuchte Mörderin Sasori (Meiko Kaji) zufällig von einem Polizeiinspektor in der U-Bahn entdeckt wird, sieht er die Chance zu einer spektakulären Festnahme gekommen; die wird es auch, denn als er sie mit den Handschellen an sich kettet werden sie von den sich schließenden Bahntüren getrennt. Sasori jedoch zieht ein großes Messer aus dem Umhang und schlägt dem Inspektor mit zwei, drei Hieben den Unterarm ab. Da fährt die Bahn los, und Sasori flüchtet mit dem durch die Luft schwingenden halben Arm am Handgelenk durch die U-Bahn-Gänge.

Inspektor Hondo (Mikio Narita, der übrigens physiognomisch ein wenig wie Susumu Terajima aussieht, ein toller Schauspieler aus der leider zweiten Reihe, der aber auch in Sabus Filmen oder  in HUNTER IN THE DARK und KARATE BULLFIGHTER, GRAVEYARD OF HONOR und THE HOODLUM SOLDIER von Yasuzo Masumura mitgespielt hat) hat nun selbstredend seine persönlichen Revenge-Gelüste zu stillen und jagt Sasori mit unerbittlicher Härte, die sich schlussendlich nur noch in die Kanalisation retten kann. Dort bekommt sie Hilfe von der Prostituierten Yuki (Yayoi Watanabe), die sie durch die Kanaldeckel mit Nahrungsmitteln versorgt. In diesen Momenten zeigen sich die schönsten Stellen des Filmes: Yuki zündet ein paar Streichhölzer an, und läßt diese durch die Schlitze in die Gänge der Kanalisation hinabregnen, sodass, die Kamera nun unten in der dunklen, schmutzigen Anlage, sich Sasori ein feinleuchtender fallender Lichtregen zeigt, ein poetischer Hoffnungsschimmer, der vor dem Hintergrund der endlosen Gänge eine halluzinatorische Schönheit offenbart. Die Solidarität der Frauen rührt zu Tränen.

Dieser poetische Impetus steht der krassen, realistischen Gewalt (siehe etwa die Armszene vom Anfang des Films) entgegen - und so ist gerade in der Gegensätzlichkeit der Inszenierungsmodi einer der Reize dieses Sasori-Films zu finden. Die herbe Bitterkeit, mit der die Gewalt hier ausgestellt wird, hat nichts von einem genüsslichen Ausstellen des Skurrilen, das dem Exploitationkino gerne vorgeworfen wird. Davon ist dieser Film meilenweit entfernt. Matsu kämpft um ihr Leben, der Dreck ist der Dreck, und die Gewalt in ihrer herben Realität zum Fürchten. Bombastisch guter Film.

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