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Es werden Posts vom 2016 angezeigt.

How to Steal a Dog (Kim Sung-ho, Südkorea 2014)

  How to Steal a Dog ist eine niedliche und zugleich schwungvolle Neujahrskomödie aus Südkorea vom Regisseur von Into the Mirror (2003), die zum Jahreswechsel 2014/2015 in die dortigen Kinos gelangte. Entsprechend leichtfüßig kann man sich den Film dann auch vorstellen: hübsche Kinder in distress. Sie sind aus der Wohnung geflogen, die die Mutter nicht mehr bezahlen kann, weil ihr der Mann weggelaufen ist - und nun wohnen sie in einem kleinen, quitschebunten Lieferwagen. Hört sich idyllisch an, ist es in einer Großstadt aber nicht. Die Mädchen lesen dann in einer Anzeige, eine Neubauwohnung wäre für bereits 500 Won zu bekommen. Was natürlich Quatsch ist, das ist nur der Quadratmeterpreis, aber so wird die Story in Gang gesetzt. Man will via Belohnung an die nötige Knete kommen, am Besten indem man einen Hund entführt und ihn dann selbst zurück bringt. Da geht nun freilich alles schief, aber: es wird viel gelernt (auch die Erwachsenen lernen viel von ihren Kindern), Familien zusa

I Am a Hero (Shinsuke Sato, Japan 2016)

 Hideo Suzuki ist der Protagonist dieses Films und sein Vorname lässt sich in Kanji geschrieben wohl auch als Held lesen. Eine Tatsache, die der schüchterne Hideo verlegen weit von sich weist. Das sei er nämlich ganz sicher nicht. Vielmehr ist er, wie seine langjährige Freundin stets betont, vor allem ein richtiggehender Loser, der immer noch einem jahrzehntealten, realitätsfernen Jugendtraum nachhängt, ein echter Mangaka , ein Mangazeichner, zu werden. Nicht nur ein namenloser Assistent, der er nämlich ist. Der Filmtitel darf also getrost ironisch gelesen werden - und deutet doch darauf hin, dass mit seinem Protagonisten etwas passieren wird: ein Reifeprozeß, als es eben nicht mehr anders geht, als er dazu gezwungen wird, "seinen Mann zu stehen". Das muss er für seine Ersatzfamilie, eine Krankenschwester und das Schulmädchen Harumi, das sich zur Hälfte in einen Zombie verwandelt hat. Aber eben nur halb, und da sie sich kaum mehr richtig bewegen kann - dabei aber schubw

Chongqing Hot Pot (Yang Qing, China 2016)

 Writer-Director Yang Qing hat sich gute fünf Jahre Zeit gelassen, bis er endlich mit seinem zweiten Film, dieser wunderbar genremechanistischen Crime-Komödie nachgelegt hat. Ein sympathischer, aber auch dunkler weil regennasser Film mit viel Tempo, Gespür für seine Stadt, eine Megalopolis im hinteren südwestlichen China, und einem Cast, der diesen Film locker stemmt. Aloys Chen als Taugenichts Liu Bo und Bai Baihe ( Monster Hunt , Go Away Mr. Tumor! ) als Mauerblümchen Yu Xiaohui sind die beiden Hauptfiguren neben zwei Sidekicks, die einmal Ernsthaftigkeit und einmal Slapstick in den Viererverbund reinbringen. Aber die Eröffnung ist eine handfeste Actionszene, in der eine Bank ausgeräumt wird, wo eben jene junge Dame eine Anstellung gefunden hat. Man wähnt sich wie in einem der harten Gangsterfilme von Johnnie To: nächtliches Neon, starker Regen, kompromissloser Waffeneinsatz einer Räuberbande, die mit Gesichtsmasken aus Journey to the West die Bank erstürmt. Aber anders dann als

Pink and Gray (Isao Yukisada, Japan 2015)

Eine Besprechung von Yavuz Say  Rengo (Yuto Nakajima) und Daiki (Masaki Suda) sind seit Teenagerzeiten beste Freunde und vergleichen sich sogar mit John und Paul von den Beatles. Als Dritte im Bunde werden sie begleitet von Sari (Kaho), für die Daiki Gefühle hegt, die sie jedoch (zunächst) nicht erwidert. Als Rengo und Daiki von einem Talentscout entdeckt werden, steht ihre Freundschaft am Scheideweg. Jahre später, als der mittlerweile erfolgreiche Filmstar Rengo unerwartet Selbstmord begeht, hinterlässt er Daiki sechs verschiedene Abschiedsbriefe, von denen er den „richtigen“ wählen soll. An dieser Stelle setzt auch der Plot von Isao Yukisadas Pink and Gray ein.  Der Film kehrt eine typische Konvention um und zeigt die Rückblenden in Farbe, während die Gegenwart in Schwarz-Weiß inszeniert ist. Trotzdem bleibt dies nur eines von mehreren Indizien, ob diese Ereignisse bloß nostalgisch gefärbte Interpretationen sind. In einer doppelbödigen Wendung in der Mitte des Filmes verwis

The Masseurs and a Woman / Anma to onna (Hiroshi Shimizu, Japan 1938)

 Abgesehen von Shosuke Ohara (1949) ist mir das Werk von Hiroshi Shimizu noch völlig unbekannt. Zwischen beiden Filmen liegen zwei Dekaden, doch tonale Übereinstimmungen sind unübersehbar, vor allem die Neigung zum subtilen Humor ist offenkundig. In diesem frühen Film noch etwas zurückhaltender (und manchmal auch: doller, slapstickhafter, wie näher am Stummfilm dran) und stärker verdeckt durch dominantere Stimmungslagen, wie etwa die Melancholie oder die immer wieder aufflackernde Lebensfreude. In den Albernheiten, die sich Kinder noch erlauben dürfen. Bevor sie sich dem Erachsensein stellen müssen, das weit weniger Sicherheiten bietet, als man in jungen Jahren meinen möchte. Das sieht man ganz wunderbar daran, wie sich in diesem Film verschiedene Lebenswege mehrerer Hauptfiguren kreuzen, die viel mehr mit dem Alltag, ihrer instabilen Biographie und dem Sich-Durchschlagen-Müssen ringen, als man auf den ersten Blick erkennen könnte.  The Masseurs and a Woman ist ungwöhnlich für

Forma (Ayumi Sakamoto, Japan 2013)

Anfangs lassen die langen Einstellungen in Ayumi Sakamotos Forma wieder einen typisch japanischen, langatmigen Film erahnen. Im Grunde passiert so wenig, dass man ihn eher als Sozialdrama im dokumentarischen Stil einordnen würde. Ayako (Nagisa Umeno), trifft abends nach der Arbeit auf ihre alte Schulfreundin Yukari (Emiko Matsuoka), die mittlerweile in einem prekären Job gelandet ist, und bietet ihr eine Stelle in ihrem Büro an. Zunächst besteht der Plot nur aus einer Aneinanderreihung von basalen Alltagssituationen. Schon kurz nach Beginn der Arbeit macht sich jedoch eine unangenehme Atmosphäre breit, als die Büroetikette die Freundschaft in ein ungleiches Machtverhältnis kippen lässt; wobei Yukari von ihrer scheinbaren Freundin und Vorgesetzten Ayako auch privat immer mehr in eine demütige Position getrieben wird. Sakamoto inszeniert ein kammerspielartiges Drama auf oftmals großem Raum. In Totalen und ohne Filmmusik wird das Geschehen zunächst aus einer - dann auch aus vers

The Actor (Satoko Yokohama, Japan 2015)

Please welcome Yavuz! Ein neuer Autor bei Schneeland! Yavuz Say ist freier Autor und Teammitglied bei Nippon Connection e.V ., Japanese Film Festival Frankfurt, wo er - laut Eigenaussage - ironischerweise nie zum Filmegucken kommt. Den Film "The Actor", der auch dieses Jahr auf dem Festival lief und der, wenn ich mich recht erinnere, sehr gut beim Publikum ankam, den hat er nun nachgeholt.    Der Schauspieler Takuji Kameoka (Ken Yasuda) ist vor allem wegen einem gefragt: auf Kommando tot umzufallen. Takuji ist nämlich ein Spezialist für kirare-yaku , die Kunst, auf der Leinwand oder der Bühne zu sterben. Regisseure und Schauspielkollegen verehren ihn wegen seiner Gabe. Doch mit nur einem Ausdruck will er sich nicht mehr zufrieden geben. Als er eines Abends Bardame Azumi (Kumiko Aso) kennenlernt, beschließt er, ein „richtiger“ Schauspieler zu werden.  Satoko Yokohamas Film springt oftmals zwischen Flashbacks und Flash-forward hin und her, ohne diese zu markieren - u

Bitter Money (Wang Bing, Hong Kong/Frankreich, 2016)

 Es sind ganz verschiedene Eindrücke, die mich an Wang Bings Dokumentarfilm BITTER MONEY nicht mehr loslassen. Stärker übrigens,  als das bei TA'ANG der Fall war, alleine schon, weil ich hier die Kamera viel interessanter finde. Aber was es genau ist, weiß ich nicht (und TA'ANG abwerten, das will ich nun gleich gar nicht). Es geht um prekäre Arbeitsverhältnisse: arme Leute aus den ländlichen Gegenden reisen in eine Großstadt, um dort in einer, mehreren Textilfabriken zu arbeiten. Irgendwo in China gibt es eine solche Stadt, wo eben viele kleinere Unternehmen angesiedelt sind, und dort strömen eine ganze Menge Leute hin. Man wohnt auch dort, baut sich vielleicht was auf. Der Film beginnt am Anfang der Reise, im Zug. Alle sitzen, schlafen, essen, quatschen stundenlang mit- und gegeneinander. Verlorene, Familien, Liebende, auf der Suche nach Geld, Glück, Sicherheit. Einer Zukunft. Dann kommen sie in der Stadt an und arbeiten, essen, schlafen. Laufen herum, telefonieren. Wang

The Priests / Geomeun sajedeul (Jang Jae-hyun, Südkorea 2015)

   Man kann nun dem Regie-Neuling Jang Jae-hyun schlecht Vorwürfe machen, dass sein Film nicht noch besser geworden ist, als er es ohnehin ist. Denn wenn jeder Debüt-Film das Niveau von The Priests aufweisen würde, dann müsste man sich um den Nachwuchs in Sachen Film keine Sorgen machen. Jang konnte zuvor mit einem Kurzfilm überzeugen, 12th Assistant Deacon , auf dem nun dieser Langfilm aufbaut. Eine Einschränkung kommt jedoch immer mit einem aber einher, und es ist nun leider auch nicht von der Hand zu weisen, dass der Film seine Schwächen hat. Vor allem im ersten Teil, wo aufwändig eine europäisch-genealogische Historizität des Religiösen - und somit des Dämonischen - aufgebaut werden muss (wie auch eine unbewusste Mitschuld der Priester an den Ereignissen selbst). Wie bekannt sein dürfte, ist Korea in weiten Teilen äußerst streng katholisch, was sich etwa in den traditionell frühen Heiratsplänen der meist noch jungen Eheleute manifestiert. Es verwundert also nicht, dass auch

Waiting (Anu Menon, Indien 2015)

 In der Leere und Einsamkeit eines nächtlichen Hospitals lernen sich Shiv und Tara kennen: sie, völlig verzweifelt, da ihr frisch angetrauter Ehemann nach einem Unfall in Cochin mit schwerer Kopfverletzung ins Krankenhaus eingeliefert wurde und nun unansprechbar ist; er, schon mit Routine vor Ort, da seine Gattin bereits seit zehn Monaten im Koma liegt. Neben allen emotionalen Problemen ist Shiv dabei, sich finanziell zu ruinieren und kann dennoch nicht von der Hoffnung lassen, dass am Ende noch alles gut wird. Obwohl es kaum mehr Aussicht auf Besserung gibt. Tara dagegen immer kurz vor der Hysterie, erfasst von tiefer Trauer und Verzweiflung, die nicht weiß, wie mit der Situation umzugehen ist. Shiv ersetzt ihr bald schon einen väterlichen Freund, der ihr mit seiner Erfahrung und beruhigenden Art wenigstens wieder etwas Stabilität geben kann. Doch sie ergänzt ihn ebenfalls: aus der Festgefahrenheit auszubrechen und sich Neuem zu öffnen. Eine Balance, die ganz nach den Spielregeln

Eega / Makkhi (S.S. Rajamouli, Indien 2012)

 Neu auf netflix und deswegen jetzt endlich von mir einmal nachgeholt: S.S. Rajamoulis Fantasy-Filmfest-Hit EEGA / MAKKHI, ein genreübergreifender Tierhorror-Thriller über eine rachelustige Stubenfliege. Ja, eine Stubenfliege. Bizarr ist das, und so eilt dem Film ein gewisser Ruf voraus. Aber wer unlängst das Meisterwerk Baahubali gesehen hat, der ahnt vielleicht schon, woher dieser Regisseur kommt. Rajamouli macht südindische Telugu-Filme (aus "Tollywood"), manchmal auch in Tamil, und wer die Filme dieser Provinzen kennt, der weiß auch, dass dort im Mainstream-Kino keine Gefangenen gemacht werden. Die Superhelden sind unbesiegbar, die Bösewichte die grimmigsten der Welt, die Explosionen größer, die Verfolgungsjagden spektakulärer, ein Augenzwinkern des Schnauzbartträgers genügt, damit die Angebetete dahinschmilzt. Und eben so beginnt auch EEGA (Telugu), bzw. MAKKHI (Hindi). Als schnulzige Romantikkomödie, in der ein glückloser Niemand namens Jani (Nani) endlich den Mut

Monsoon Mangoes (Abi Varghese, Indien 2016)

Es ist generell ein eher schlechtes Zeichen, wenn ein Künstler in seinem Erstlingswerk das Scheitern des Künstlers an der Kunst thematisiert. Ganz egal, ob es sich dabei um einen Roman handelt über einen Schriftsteller, der unter einer Schreib-Blockade leidet, oder einen Filmemacher, der keinen Film zustande bekommt, da er keine Geschichte zu erzählen hat. Der Verdacht liegt allzu nahe, da wolle jemand partout etwas erreichen, für das er nicht geschaffen ist. Und da man ratlos ist, thematisiert man eben das Ratlos-sein. Was läge da näher, als die Ratslosigkeit des Protagonisten mit der Ratlosigkeit des Autors gleichzusetzen? Nun, generell gilt es als grober Fehler, wenn diese Verknüpfung hergestellt wird - denn wieso sollte ein Autor so sein wie dessen Werk? Nur, wenn eben auch im Kunstobjekt selbst, dem Film, dem Buch, nichts Gescheites geschieht, und sich alles dröge dahinschleppt ohne rechte Entwicklung, so ohne künstlerische Form, ohne anders geartete Ausdruckskraft, etwa im B

R100 (Hitoshi Matsumoto, Japan 2013)

Das japanische Kino ist weithin bekannt für das Durchgeknallte und das Bizarre: und R100 steht eindeutig in der Tradition dieser Filme. Kein Wunder also, dass er nun – mit etlicher Verspätung allerdings – auch in unseren Breiten veröffentlicht wird, scheint sich doch der DVD-Markt mit Vorliebe auf Filme dieser Provenienz zu konzentrieren. Es verkaufe sich eben gut, ist da meist die Antwort – und also entsteht über die Jahre hinweg der Eindruck, dort drüben in Japan, da sind sie halt alle verrückt. Was freilich völliger Humbug ist, aber so funktioniert eben der Markt. R100 also ist der vierte Film des Schauspielers, Comedian, Drehbuchschreibers und Regisseurs Hitoshi Matsumoto, ein Mann, der in Personalunion einen Großteil der Arbeit an seinen Filmen selbst stemmen kann. So ungewöhnlich sind sie dann auch. Man erinnere sich nur an den abgehalfterten Monsterbekämpfer in seinem Debut-Film Dai-Nipponjin , Der Große Japaner , an den Mann im weißen Raum in Symbol , oder an den leider w

Meine Brüder und Schwestern im Norden (Cho Sung-hyung, Deutschland/Nordkorea 2016)

 Ist es nicht furchtbar öde, sich immer wieder in seinen eigenen Vorurteilen bestätigen zu lassen? Und gerade das – übrigens nur scheinbar – hermetisch abgeriegelte Nordkorea ist ein Paradebeispiel für die Mechanismen der westlichen Meinungsmachermaschinerie, die Böseste aller Nationen und das bedrohlichste aller politischen Systeme immer wieder aufs Neue mit denselben Bildern zu skandalisieren und vorzuführen. Militär-Paraden, herausgeputzte Panzer, im Gleichschritt marschierende Soldaten und Soldatinnen, leere Supermarkt-Regale, Hungersnöte, das graue Pjöngjang. Nordkorea – das Land, in dem niemand lächelt. Vor dieser Folie kann man sich selbst ganz wunderbar als Fackelträger der Freiheit inszenieren und, das ist auch klar, da erscheint die eigene korrupte Gesellschaft ganz wie von selbst als das Paradies auf Erden. Der Mensch glaubt eben, was er glauben will. Und sollten es noch so ausgelutschte Klischees und Stereotypen sein. Sollte man ihm diese Freiheit nehmen? Als Dokume

Veteran (Ryoo Seung-wan, Südkorea 2015)

 Wenn man sich auf etwas verlassen kann, dann die Tatsache, dass man, bei eigentlich egal welchem Film aus Südkorea, immer (mehr als) sehr ordentliche production values zu sehen bekommt. Da steckt in jeder Produktion erstaunlich viel Geld drin (vielleicht abgesehen von in Ungnade gefallenen Regisseuren wie KIM Ki-duk, von dessen letztem Film überhaupt niemand mehr spricht) - und ebenso hart ist es, sich auf diesem Markt zu behaupten. Wo sähe man nicht jedes Jahr unzählige neue Talente relativ große Filme machen, die danach völlig von der Bildfläche verschwinden? Und Ryoo Seung-wan gehört definitiv nicht dazu: THE CRYING FIST, CITY OF VIOLENCE, ARAHAN oder THE BERLIN FILE gehören zu seinem Oeuvre und da verwundert es nicht, wenn sein letzter Film VETERAN in Korea an den Kinokassen völlig abgeräumt hat. Es soll der vierterfolgreiche koreanische Film aller Zeiten sein und man sieht schon nach wenigen Minuten, warum das so ist: eine hochoktane Actionkomödie mit beliebten Darstellern, d

Bajirao Mastani (Sanjay Leela Bhansali, Indien 2015)

Ein Historienepos, angesiedelt im 17. Jahrhundert, ein Kostümfilm, der durch seinen Detailreichtum begeistert und der alles, was da ist, in jedem Moment überhöht: Bajirao Mastani erzählt die unglückliche Liebesgeschichte vom Peshwa und Kriegsherren Bajirao aus dem Marathen-Reich (Ranveer Singh) und seiner zweiten Frau Mastani (Deepika Padukone), die aus religiösen Gründen nicht zueinander finden können. Während in der ersten Filmhälfte der Fokus auf imposanten Schlachten liegt, verlagert sich die Handlung in der zweiten immer mehr in die Innenräume der Festungen und Tempelanlagen – und somit auch in die Innenwelten der Charaktere. Dort dann auch eindrücklichste Song & Dance-Szenen, die sowohl durch ihre visuelle Opulenz als auch durch die tollen Songs zu überzeugen wissen. Aber auch Bajiraos Kriegstanz „ Malhari “ im Zelt auf weiter Steppe ist ein grandioser Einblick in die Fähigkeiten dieser Regie und ihrer Akteure. Freilich, es wird alles bis in die Karikatur hinein verzerrt

Udaan (Vikramaditya Motwane, Indien 2010)

  In einer industriellen Provinzstadt angesiedelt, bringt Udaan das notwendige Setting mit, um einen "ungeschminkten Blick" auf die nervenaufreibende coming-of-age-Geschichte des 17 Jahre jungen Rohan zu werfen. Einer, der gerne Schriftsteller werden will, dessen Vater aber besser weiß, was gut für ihn ist: nämlich das Ingenieurswesen. Kein Wunder scheitert der schüchterne Schöngeist prompt an der Hochschule und wird dann für kurze Zeit sogar empfänglich für das Laster Alkohol. Als sein jüngerer Bruder vom Vater mit dem Gürtel verdroschen wird und sogar ins Krankenhaus muss, spitzt sich die Lage weiter zu, und lange Arbeitstage in der Fabrik, zu denen er gezwungen wird, machen ihn auch nicht glücklicher. Da kommt ein Anruf seiner besten Kumpels - die haben ein Restaurant in Bombay übernommen und wollen unbedingt, dass sich Rohan ihnen anschließt. Doch kann er sich gegen den dominanten Vater durchsetzen? Udaan kommt allgemein gut an in der Filmszene, hat er doch alle

Im Strahl der Sonne (Vitaly Mansky, 2016)

Es hätte ein Dokumentarfilm über „das echte Nordkorea“ werden sollen, so Regisseur Vitaly Mansky im Interview. Geworden ist Im Strahl der Sonne dann ein Film über die Selbst-Inszenierung eines Landes, in dem laut Parteiorder immer die Sonne aufgeht. Denn, auch die kleine Sin-mi weiß natürlich, dass dies im Osten geschieht. Und aus diesem Grund beginnt der Film am frühen Morgen in der nagelneuen Luxus-Wohnung des dokumentierten Familienlebens: die Mutter zieht die Vorhänge beiseite und läßt das Licht herein. Auf der schwarzen Leinwand erscheint das erste Filmbild. Die Fiktion beginnt. Da dem Regisseur alles vorgegeben wird, was und wen und wie er filmen darf, zeichnet Im Stahl der Sonne nun aus, dass Mansky eben den Spieß umdreht und genau jene Inszeniertheit des Dargestellten zum Thema seines Filmes macht – und sie somit entlarvt als das, was sie ist: Schauspiel. Das sind Filmszenen, die er angeblich heimlich außer Landes brachte, um so seinem Film einen neuen roten Faden zu g

India x 5 - Of Kites, Pigs, Thieves, Dysfunctional Families and Chess Players

~ by Arsaib Gilbert  (Arsaib Gilbert is a film critic contributing to Yam-Magazine and filmlefou.com. He lives in New York.)   Patang (Prashant Bhargava, 2011) An impressionistic collage of visions and emotions, Patang (The Kite), similar to the city symphony films of the silent era, employs a lyrical, quasi-documentary approach in its portrait of daily life within a metropolis while capturing the pulse of the setting through its fractured visual and montage techniques. Loosely structured around a Delhi-based businessman's long-delayed visit back home to his family in old Ahmadabad, the film is appropriately set during the city's annual kite festival, herein symbolizing the precarious, indeterminate nature of life and relationships. Debutant feature director Prashant Bhargava, a Chicago-born multimedia artist of Indian descent who passed away in 2015 at the young age of 42, seldom veers toward the indulgent as he strikingly forges his fragmented aesth