Direkt zum Hauptbereich

The Place Promised in our early Days (Makoto Shinkai, Japan 2004)

[o.T.: Kumo no mukô, yakusoku no basho]

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Japan zwischen den Siegermächten aufgeteilt, welche fortan in Konkurrenz standen. Familien wurden getrennt, das Land geteilt, die Politik siegt über die Bedürfnsse der Menschen. Zum Zeichen ihrer omnipotenten Macht errichtete die Union einen Turm, der unendlich in den Himmel ragt.
Dieser Turm, und was es damit auf sich hat, wollen die Jugendfreunde Hiroki und Takuya herausfinden. Mit einem selbstgebastelten Flugzeug wollen sie über die Grenze fliegen und das Geheimnis lüften. Als sich die Schulfreundin Sayuri den Jungs anschließt, verlieben sie sich in das Mädchen, das auf schicksalhafte Weise mit dem Turm verbunden ist. Plötzlich aber verschwindet Sayuri...
Als Jahre später der Krieg zwischen den Mächten ausbricht, finden die Freunde erneut zusammen um nicht nur ihre Freundin zu retten, sondern auch um dem Krieg ein Ende zu setzen.

Shinkai konstruiert einen hanebüchenen Plot von einer Parallelwelt, in der die beiden Helden nicht nur ihre Adoleszenz meistern, sondern auch noch gleich die Welt retten müssen. Unterlegt mit so mancher philosophischer Anspielung erlaubt das dem Film auf der Bildebene in Vorstellungswelten und Träume abzugleiten, das aus dem ohnehin schon äußerst beeindruckenden bildgewaltigen Werk ein variantes Kaleidoskop der Kreativität macht, welches aber in seiner Farbenfülle nicht immer stilsicher ist und leider allzuoft in kitschige Bilder abdriftet. Wie auch die Handlung nicht nur gewöhnungsbedürftig sondern auch pathetisch ohne Grenzen ist. Das ist harter Tobak, geizt Shinkai auch nicht mit Effekten, ebensowenig wie mit zuckersüßer Musik, die an Herzschmerz kaum zu überbieten ist. Natürlich muß man auch hier die Entwicklung der japanischen Jugendkultur miteinrechnen, also: die Zielgruppe. Welche sich von unserer ja in so einigen Belangen deutlich unterscheidet, so auch in den Rezeptionsgewohnheiten.

Nun denn, ein bildgewaltiges Werk, das von traurigen Jugendlichen erzählt, unerfüllter Liebe und Verwicklungen in staatspolitischen Dimensionen vor dem Hintergrund einer alles okkupierenden Parallelwelt.

Lobend erwähnt sei die tolle Aufmachung der Rapid Eye Movies-DVD, die den Film im O-Ton mit guten UT bietet, aber auch mit einer exzellenten deutschen Synchronisation. Interviews mit den Verantwortlichen werden ebenso geboten wie ein Schmankerl vom Pons-Verlag, der noch einen kurzen Aufriß eines Sprachkurses dazupackt und an einigen wenigen Szenen des Films die Basics der japanischen Sprache erläutert. Eine rundum gelungene Veröffentlichung also.

Beliebte Posts aus diesem Blog

Abschied

Micha hat diesen Blog fast 15 Jahre mit großer Leidenschaft geführt. Seine Liebe zum asiatischen Kino hat ihn in dieser Zeit in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Menschen gebracht. Viele von euch waren ihm, wenn auch nicht räumlich, so doch gedanklich und emotional sehr nah. Jetzt ist er am 30.12.2021 zuhause in Bonn gestorben. Ich habe mich entschlossen, Michas Schneeland-Blog auch in Zukunft nicht offline zu stellen. So können Interessierte weiterhin all die klugen, detailgenauen und begeisternden Gedanken zum asiatischen Kino nachlesen, die er über die Jahre festgehalten hat.  Neben seinem Blog hatte Micha 2021 noch ein neues Projekt aufgenommen: Gemeinsam mit der Videokünstlerin Sandra Ehlen und Thomas Laufersweiler von SchönerDenken hatte er begonnen, in einem Podcast das filmische Werk von Keisuke Kinoshita zu besprechen. 25 Beiträge sind so bis zu Michas Tod im Dezember noch entstanden. Alle zwei Wochen erscheint nun eine Folge dieser Kinoshita-Reihe. V ielleicht eine sc...

House Owner (2019) ‘ஹவுஸ் ஓனர்’ (directed by Lakshmi Ramakrishnan)

 Während der Regenzeit in Chennai geht ein zurückgezogen lebendes, älteres Ehepaar durch turbulente Zeiten. Anstatt sich den Lebensabend zu versüßen, sind sie in einer endlosen Spirale der Beziehungshölle gefangen - und zwar deswegen, weil der Ehemann an Alzheimer erkrankt ist. In dieser schwierigen Situation managt die Ehefrau den gesamten Haushalt - aber nicht nur das. Sie kümmert sich freilich um alles und erträgt auch die ruppige Art des ehemaligen Armeegenerals, der sich seiner eigenen Krankheit nicht bewußt ist. Die Schärfe in der Stimme, den ehemaligen Kasernenhof-Ton, hat er leider aber nicht vergessen.    Sriranjini ist dann auch die heimliche Protagonistin und generell die Hauptfigur in diesem aufs Nötigste reduzierten Drama, die alles überstrahlt - und sie meistert die Rolle großartig. Immer wieder bricht der Film aus der aktuellen Zeitschiene aus und springt hinüber auf eine andere, vergangene. Sie zeigt, wie es früher war. Wie sich die beiden kennenlernten...

Eighteen Years, to the Sea / 十八歳、海へ (Toshiya Fujita, Japan 1979)

 Toshiya Fujita (Regisseur von z.B. den LADY SNOWBLOOD-Filmen oder STRAY CAT ROCK: WILD JUMBO ) liefert hier einen typischen japanischen End-70er-Jahre Genrebeitrag ab, in dem sich "Junge Wilde" in ihrem ganzen übersatten Ennui dermaßen anöden, dass sie auch mal dieses Ding mit dem Doppel-Liebestod ausprobieren wollen. Existenziellere Nöte gibt es kaum, sie sind sogar in ihrer Abschlußklasse ganz vorne auf der Liste. Die Eltern haben alle Geld, aber man kann es sich leisten, es nicht annehmen zu wollen.  Also geht man in Kamakura ins Meer, legt sich mit einer Bikergang an, nimmt Schlaftabletten (aber immer nur eine) und erhängt sich zum Spaß mit einem Seil, das schon ganz verrottet ist und auf jeden Fall reißt.  Ansonsten gibt es viel unbeholfenen Sex, der schnell in Gewalt ausartet, einmal auch in eine (fürs Genre obligatorische) Vergewaltigung, an deren Ende das Opfer den Täter sogar noch bittet, sich zukünftig um die Schwester zu kümmern.  Es ist alles wunderbar a...