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Onibaba (Kaneto Shindo, Japan 1964)


Eine unbeschreiblich intensive Atmosphäre dominiert diesen ganzen Film - und obwohl er in einer besonderen Art von Idylle spielt, am Fluß, im Schilf, meist strahlt die Sonne, herrscht permanente Beklemmung. Die Innenräume der kärglichen Behausungen sprechen eine deutliche Sprache: bitterste Armut der Bauern. Sie sind die größten Verlierer der Kriege, die um sie herum toben. Zwei Frauen, von den Männern an den Krieg verloren, müssen sich selbst durschlagen. Auf deutsch: Onibaba, die Töterinnen. Das tun sie, um zu überleben; Soldaten, die sich mit letzter Kraft vorbeischleppen werden gemeuchelt und die Rüstung einem zwielichtigen Schurken, welcher selbst in einer Höhle haust, verkauft.


Die Leichen werden anschließend in einem tiefen Loch entsorgt. Aber auch: Sexualität liegt in der Luft, unbefriedigte Bedürfnisse, menschliche Abgründe und Eifersucht. Als ein Mann auftaucht, beginnt die eigentliche Schlacht.


Religion, Buddhismus. Masken. Moral, Jigoku, die Hölle. Wo der Film herkommt, aus der Legende, was benutzt wird, um zu terrorisieren. Der Glaube, der Wahn, das Morden. Auch hier herrscht Krieg, man spürt ihn früher, als daß man ihn sieht - doch dann ist er allgegenwärtig.


ONIBABA - ein Meisterwerk. Moralische Parabel und Historienfilm zugleich, Horrorfilm und Posie. Alles auf engstem, reduziertem und kondensiertem Raum. Fantastisches Kino.

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Tora-san: Our Lovable Tramp / Otoko wa tsurai yo / Tora-San 1 (Yoji Yamada, Japan 1969)

Nach zwanzig langen Jahren des Umherstreifens kehrt Torajiro (Kiyoshi Atsumi) nach Hause zurück: nach Shibamata, einem Vorort von Tokyo. Seine Schwester Sakura (Chieko Baisho) lebt mittlerweile bei Onkel und Tante, da die Eltern verstorben sind. Dort wird er mit offenen Armen empfangen, auch wenn alle wissen, was er für ein Herumtreiber ist. Sakura steht kurz vor der Hochzeit mit dem Sohn eines reichen Industriellen. Somit wäre für ihre Absicherung gesorgt. Zum gemeinsamen Essen mit dessen Eltern nimmt sie Tora als Begleitung mit; das allerdings war ein Fehler: in fantastisch kopfloser Weise betrinkt er sich und ruiniert mit seiner gespielten weltläufigen Gesprächsführung die Zusammenkunft - er verstößt in jeder Form gegen die gebotene Etiquette. Wie er auch im Folgenden, wenn er sich in die Brust wirft, um etwas für andere zu regeln, ein pures Chaos schafft und alles durcheinander bringt. Der Film allerdings ist keine reine Komödie. Denn Tora werden die Verfehlungen vorgehal

Abschied

Micha hat diesen Blog fast 15 Jahre mit großer Leidenschaft geführt. Seine Liebe zum asiatischen Kino hat ihn in dieser Zeit in Kontakt mit ganz unterschiedlichen Menschen gebracht. Viele von euch waren ihm, wenn auch nicht räumlich, so doch gedanklich und emotional sehr nah. Jetzt ist er am 30.12.2021 zuhause in Bonn gestorben. Ich habe mich entschlossen, Michas Schneeland-Blog auch in Zukunft nicht offline zu stellen. So können Interessierte weiterhin all die klugen, detailgenauen und begeisternden Gedanken zum asiatischen Kino nachlesen, die er über die Jahre festgehalten hat.  Neben seinem Blog hatte Micha 2021 noch ein neues Projekt aufgenommen: Gemeinsam mit der Videokünstlerin Sandra Ehlen und Thomas Laufersweiler von SchönerDenken hatte er begonnen, in einem Podcast das filmische Werk von Keisuke Kinoshita zu besprechen. 25 Beiträge sind so bis zu Michas Tod im Dezember noch entstanden. Alle zwei Wochen erscheint nun eine Folge dieser Kinoshita-Reihe. V ielleicht eine schöne

Kandagawa Wars / Kandagawa Inran Senso (Kiyoshi Kurosawa, Japan 1983)

Zwei aufgedrehte Mädels beobachten mit ihren Ferngläsern des Nachts nicht nur die Sterne am Firmament, nein, sondern auch den Wohnblock auf der anderen Seite des Flusses gegenüber. Dort nämlich spielt sich Ungeheuerliches ab: ein junger Mann, der sich für Godard, John Ford, Deleuze und seine Querflöte interessiert, wird von seiner Mutter in regelmäßigen Abständen zum Geschlechtsverkehr gezwungen. Diese inzestuöse Schweinerei können die beiden nicht mehr länger tolerieren und so planen sie, den Unterdrückten aus seiner Sexhölle zu befreien - um ihn selbst zu besteigen, quasi als Heilmittel. Dabei haben sie nicht bedacht, dass der junge Herr vielleicht sogar ganz glücklich war mit seinem Muttersöhnchenstatus. Einmal fremdgegangen, will er sich direkt von der Brücke stürzen. Zudem wäre auch im eigenen Bette zu kehren: denn eine der beiden aufgeweckten Freiheitskämpferinnen wird selbst recht ordenlich unterdrückt. Ein ekliger Brillentyp, sowas wie ihr Freund, besteigt sie in unersättli