Der Gewinner des letztjährigen Nippon Vision Awards kehrt zurück mit einem Film, der seinem Poolsideman (2016) formal sehr ähnlich ist. Die Rahmenhandlung ist schnell erzählt: zwei junge Männer sitzen im Auto und fahren nach Tokyo zu einem Konzert von Paul McCartney. Da sich Watanabes Filme durch lange Einstellungen und eine statische Kamera auszeichnen, passiert hier nicht viel, außer dass einer der beiden permanent redet, und der andere nie. In amerikanischen Reviews würde man jetzt den Begriff deadpan humour lesen können - es ist subtil lustig, weil das so wahnsinnig trocken inszeniert ist. Knalleffekte gibt es hier nicht. In schwarz-weiß noch dazu. Minutenlang passiert einfach nichts, außer diesem Gequatsche und dem ruhigen, zen-buddhistischen Blick des Fahrers, der das alles irgendwie erträgt, ohne aggressiv zu werden.
Der Film setzt sich aus einer ständige Aneinanderreihung von vielleicht sechs Einstellungen zusammen, die alle auch immer wiederkehren, um das gleichförmige Leben seines Protagonisten zu veranschaulichen. Morgens beim Gang mit dem Hund, Wäsche aufhängen, Rauchen gehen bei der Arbeit, in den Himmel schauen in der Mittagspause, Nudelsuppe kochen zuhause auf dem Herd, Fahrt nach Tokyo zum Konzert.
Die Geschichte entwickelt sich aus sich selbst heraus, nichts wird erklärt. Erst versteht man die Routine, dann die kleinsten Änderungen, die sich doch immer wieder finden. Die Zigaretten gehen aus, der Mann hatte mal eine Frau und ein Kind, aber nun sind sie weg, der Quatscher hat ein Oma, die einhundert Jahre alt wird. Der Film hat einen sehr eigenen Rhythmus, und durch seine trockene Art zwingt er den Zuschauer, sich auf ihn einzulassen. Wer das nicht kann, hat zwei sehr lange Stunden vor sich.
Glücklicherweise haben wir es mit ziemlich sympathischen Charakteren zu tun und mit einem japanischen Alltagsleben, das interessant genug ist, mit mildem Gleichmut betrachtet zu werden. Und die Form, die immer wieder mal minimal aufgesprengt wird, ermöglicht dann Einblicke, die, auch wenn sie noch so klein sind, sich wie große Umwälzungen anfühlen. Party 'round the Globe ist auch ein Plädoyer dafür, genauer hinzuschauen in Filmen, wie im Leben. Es wäre nur schön gewesen, wenn uns Watanabe noch mehr über die verschwunden Familie des Protagonisten erzählt hätte. Das bleibt etwas zu sehr im Offenen.
Michael Schleeh
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